Hoeneß spricht Klartext
26. Mai 2019Niko Kovac darf bleiben, Jérôme Boateng soll gehen. Am Rande einer sehr emotionalen Double-Feier am Münchener Marienplatz äußerte sich Bayern-Präsident Uli Hoeneß außergewöhnlich klar zur Zukunft seiner Angestellten. "Hundertprozentig ja", antwortete Hoeneß im Bayerischen Fernsehen auf die Frage, ob Kovac nach dem 3:0 gegen Leipzig im Pokalendspiel Trainer in München bleibe. Die Mannschaft habe sich in jüngster Zeit weiterentwickelt mit dem Trainer, "der Verein ist zusammengerückt, die Mannschaft mit dem Trainer, mit dem Vorstand auch. Das hat produktiv funktioniert."
Friede, Freude, Eierkuchen also beim Rekordmeister? Mitnichten, denn Jérôme Boateng ist offenbar unglücklich über seine Situation und auf dem Absprung. Bereits vor der Saison war ein Wechsel nach Paris nur an den Finanzen gescheitert, in der Rückrunde spielte der Weltmeister kaum noch eine Rolle in der Innenverteidigung. Und jetzt kommen auch noch die französischen Nationalspieler Lucas Hernandez und Benjamin Pavard, die Boateng positionsgetreu ersetzen sollen.
Lustloser Boateng
"Ich würde ihm als Freund empfehlen, den Verein zu verlasen. Er braucht eine neue Herausforderung, er wirkt wie ein Fremdkörper", sagte Hoeneß am Münchner Rathausbalkon. Bereits beim Meisterschaftsfinale hatte Boateng lustlos auf der Ersatzbank gesessen, den Innenraum ohne die obligatorische Ehrenrunde verlassen. Nun das selbe Spiel beim Pokalfinale in Berlin. Statt mit den Kollegen in der Kurve zu feiern, eilte er in die Kabine, und bei der anschließenden Feier schottete er sich mit Kopfhörern auf den Ohren ab.
Bei Bayern, wo der 30-Jährige seit 2011 Dienst tut, läuft sein Vertrag noch zwei Jahre, der Abschied hängt wohl nur noch von einem zahlungskräftigen Interessenten ab, wobei sich der FC Bayern in dieser Hinsicht in der Vergangenheit immer wieder sehr entgegenkommend gezeigt hat, wenn wechselwillige Spieler wirklich weg wollten.
Abschied der Altstars
Der Stimmung unter den 15.000 Fans tat das keinen Abbruch. Im Mittelpunkt standen ohnehin die drei scheidenden Altstars Franck Ribéry, Arjen Robben und Rafinha. "Ich möchte mich bei unseren Jungs bedanken. Was sie geleistet haben,ist einzigartig. Großes Dankeschön und großes Lob an euch", sagte Trainer Niko Kovac. Und Publikumsliebling Ribéry kauderwelschte: "Es war eine tolle Zeit. Wir haben alles zusammen gewonnen. Danke schön für alles. I love you. Merci".
Nach zwölf Jahren wurde sein Vertrag nicht mehr verlängert, der von Robben nach deren zehn. Trotzdem zeigte sich auch der ehrgeizige Niederänder versöhnt: "Es waren zehn wunderschöne Jahre. Wir waren sehr erfolgreich", sagte er auf Balkon und rief den Fans zu: "Mia san mia - und ich bleibe immer einer von Euch!"