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Bremen verliert auch unter Kohfeldt

Sarah Wiertz
3. November 2017

Neuer (Interims-)Trainer, altes Leid: Bremen erspielt sich Chancen, aber der Gegner macht die Tore. Auch in Frankfurt holt Werder nicht den lang ersehnten Sieg, noch nicht mal einen Punkt - trotz guter ersten Halbzeit.

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Eintracht Frankfurt v SV Werder Bremen - BundesligaFlorian Kohfeldt
Bild: Getty Images/Bongarts/A. Grimm

Immer wieder vergräbt er den Mund tief in seiner Jacke: Eine Marotte von Florian Kohfeldt? Friert der neue Interimstrainer von Werder Bremen? Oder will er sich vor den vielen Kameras verstecken? Er stand natürlich im Fokus, er sollte für den so sehnsüchtig erwarteten ersten Saisonsieg der Bremer sorgen. Das gelang nicht. Werder verlor bei Eintracht Frankfurt mit 1:2 (1:1), zum sechsten Mal in dieser Spielzeit und bleibt mit lediglich fünf Punkten Tabellenvorletzter. Dabei sah der Auftritt der Bremer in der ersten Halbzeit sehr vielversprechend aus. "Wir haben endlich mal wieder Fußball gespielt. Aber wir können uns davon nichts kaufen, wenn man in den entscheidenden Szenen in Tiefschlaf verfällt“, meinte Stürmer Max Kruse nach der Partie.

Gleich von Beginn an machte Bremen deutlich, dass das Team nicht mehr länger hinterherlaufen, sondern den Ton angeben möchte. Nur drei Tore hat Werder bisher in den zehn Bundesliga-Spielen erzielen können, mit solch einer schlechten Quote ist man dem Abstieg geweiht. Bereits in der zweiten Minute hatte Stürmer Max Kruse aus kurzer Distanz eine gute Chance, scheiterte jedoch an Eintrachts Torwart Lukas Hradecky. Werder stand viel höher als in den bisherigen Partien - hier war bereits eine Veränderung im Vergleich zum Spiel unter Ex-Trainer Alexander Nouri zu erkennen. Gleich blieb jedoch, dass sich Bremen durchaus Torchancen erspielte, der Gegner aber schließlich in Führung ging.

Eintracht-Torwart Hradecky mit überragenden Paraden

Bundesliga - Eintracht Frankfurt vs Werder Bremen Parade Lukas Hradecky
Hradecky (r.): Tolle ParadenBild: Reuters/K. Pfaffenbach

Zwar hatten die Frankfurter Glück, dass der Ball bei Ante Rebic an der linken Strafraumgrenze landete, aber dafür war das Können bei seinem direkten Schuss ins lange Ecke umso beeindruckender - ein sehr schönes Tor des Kroaten (17. Minute). Trotz des Rückstands gab sich Bremen nicht auf, versuchte über die Außen zu kommen - und wurde belohnt, auch wenn der Ausgleich eher ein Ping-Pong-Tor als ein gepflegt herausgespielter Treffer war. Nach einer Ecke hatte Niklas Moisander den Ball plötzlich am Fuß und stocherte den Ball irgendwie ins Netz (25.). Kurz vor der Halbzeit schafften es die Norddeutschen, Frankfurt richtig unter Druck zu setzten. Zweimal Zlatko Junuzovic und einmal Maximilian Eggestein hätten die Gäste nach vorn bringen können und müssen, doch der Frankfurter Schlussmann Hradecky parierte jeweils überragend.

"Die erste Halbzeit fand ich richtig gut. Da hätten wir jedoch klar in Führung gehen müssen", analysierte Übergangscoach Kohfeldt, der selbst nie Profifußballer war. Er selbst sagt, dass er dafür nicht genügend Talent besaß. Sein Wissen stammt aus seinem Studium der Sport- und Gesundheitswissenschaften sowie seiner Zeit als Assistenz-Trainer von Werders Ex-Ex-Trainer Viktor Skripnik und als Coach des U23-Teams der Bremer. Mehr als Taktik und Technik ist bei Werder derzeit aber wohl Psychologie gefragt: das mangelnde Selbstbewusstsein, die schlechte Körpersprache, die fehlende Siegermentalität. Genau dies war jedoch in der zweiten Halbzeit bei Werder wieder zu sehen.

Ein Schuss, ein Tor - Haller

Die zweiten 45 Minuten gehörten hauptsächlich dem Gastgeber. Frankfurt erspielte sich eine Chance nach der anderen. Die größte hatte Kevin-Prince Boateng, als er es in der 55. Minute im Fünfmeterraum nicht schaffte, einen flachen Ball von links ins leere Tor zu drücken. Zwischenzeitlich kam Bremen kaum mehr aus der eigenen Hälfte heraus. Das Siegtor durch Sebastién Haller war dementsprechend völlig verdient. Der Stürmer aus Frankreich nutzte seinen ersten Torschuss in dieser Partie zum 2:1-Endstand. Nach einer zentimetergenauen Flanke von Taleb Tawatha haute Haller den Ball volley ins Tor (89.).

Trotz der Niederlage und dem drohenden Absturz ans Tabellenende gab sich Kohfeldt optimistisch: "Alles in allem können wir aus diesem Spiel Positives mitnehmen. Wenn wir so weitermachen, dann werden wir in den nächsten Spielen auch wieder Punkte mitnehmen.'" Ob das mit ihm als Interimstrainer sein wird, ist noch offen. Vielleicht wird die Werder-Führung bis zum nächsten Spieltag einen neuen Trainer präsentieren. Dazu haben die Verantwortlichen zwei Wochen Zeit. Denn jetzt ist erstmal Länderspielpause.

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online