Rückzugspläne
21. Februar 2007Der britische Premierminister Tony Blair hat am Mittwoch (21.2.2007) den Abzug der 7100 im Irak stationierten britischen Soldaten angekündigt. Zunächst werde in den kommenden Monaten die Zahl der Soldaten um 1600 auf 5500 reduziert, sagte Blair vor dem britischen Parlament. Bis zum Spätsommer könnte sich die Präsenz dann sogar auf "unter 5000" Soldaten verringern, so Blair weiter. Der Fernsehsender Sky News berichtete ergänzend, die britische Regierung wolle ihre Soldaten bis Mai 2008 komplett aus dem Irak abziehen.
"Schwierig und manchmal gefährlich"
Nach Angaben des Premierministers werden britische Truppen die irakischen Sicherheitskräfte aber auch im kommenden Jahr weiter unterstützen und "so lange bleiben, wie die Iraker uns wollen." Die britischen Soldaten sind in und um die Stadt Basra im Süden des Landes stationiert. Blair sagte, die Situation in Basra sei noch immer "schwierig und manchmal gefährlich". Die Sicherheitslage habe sich aber gebessert und sei mit der schwierigen Lage in der Hauptstadt Bagdad nicht zu vergleichen.
Das nächste Kapitel in der Geschichte der Stadt Basra werde von den Irakern geschrieben, sagte Blair weiter. Die Briten wollten die Verantwortung für die Sicherheit Schritt für Schritt den Irakern überlassen. Man wolle die Iraker in der Region nun auch mit Entwicklungs- und Wiederaufbauprogrammen unter die Arme greifen, sagte der Regierungschef in der wöchentlichen Fragestunde im Unterhaus in London. Blair hat wegen der britischen Beteiligung am US-geführten Irak-Krieg von 2003 beständig an Zustimmung verloren.
Telefonat mit Bush
Blairs dänischer Kollege Anders Fogh Rasmussen kündigte in Kopenhagen den Abzug der 470 dänischen Heeressoldaten an. Sie würden durch eine aus neun Soldaten bestehende Einheit von Aufklärungshubschraubern ersetzt werden. Seit Beginn des Einsatzes sind fünf dänische Soldaten getötet worden. Die dänische Regierung hatte sich an der Invasion im Irak im Jahr 2003 militärisch beteiligt und ist seitdem als besonders enger US-Verbündeter aufgetreten. Heimische Umfragen hatten in den letzten Monaten ergeben, dass sich eine deutlich steigende Mehrheit der Dänen gegen das militärische Engagement im Irak ausspricht.
Der Abzug aller Bodentruppen aus dem Irak sei "in enger Absprache" mit der britischen Regierung beschlossen worden, sagte Rasmussen. Er hatte seine Pressekonferenz zeitgleich mit der Ankündigung des schrittweisen britischen Truppenabzuges durch Premierminister Tony Blair vor dem Londoner Unterhaus anberaumt. Über die Reaktion von US-Präsident George W. Bush sagte der dänische Ministerpräsident: "Er hat mir am Telefon gesagt, wie sehr er sich darüber freut, dass die positive Entwicklung im Irak diesen Truppenabzug möglich macht."
Gegenläufige Maßnahmen
Die Ankündigungen stehen im Kontrast zur Entscheidung von US-Präsident George W. Bush, das amerikanische Kontinent von 140.000 Soldaten um 21.500 zu verstärken. Dennoch wird Blairs Schritt von den USA unterstützt, wie Vizepräsident Dick Cheney sagte. Die Ankündigung sei ein Zeichen für Fortschritte im Irak, ergänzte Bushs Stellvertreter dem Fernsehsender ABC. Cheney machte allerdings deutlich, dass sich die USA noch nicht sofort aus dem Golfstaat zurückziehen würden. "Wir wollen den Einsatz zu Ende bringen, wir wollen es richtig machen, wir wollen in Ehren zurückkehren", sagte er beim Besuch eines Marinestützpunkts bei Tokio. Japan hat sich mit 550 Soldaten im Irak engagiert, die aber nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen. Australien sieht laut Premierminister John Howard keinen Grund zum Abzug seiner 1400 Soldaten aus dem Irak. Auch das bulgarische Parlament verlängerte das Mandat für die rund 150 im Irak stationierten Soldaten um ein Jahr. (stu)