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Mit Kunst das Klima retten

Hannah Fuchs16. Oktober 2015

In einem französischen Obst- und Gemüsegarten wachsen ganz besondere Äpfel heran, extra für den kommenden Klimagipfel in Paris. Wir haben das Geheimnis der kleinen Kunstwerke gelüftet.

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Illustrierte Äpfel für COP21 (Foto: Hannah Fuchs).
Bild: DW/H. Fuchs

Da hätte es weiß Gott einen schöneren Tag geben können, um Pascal Garbe in seinem Garten in Frankreich zu besuchen. Die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Schneeregen auf der Autobahn. Selbst für Deutschland ist das Mitte Oktober noch ziemlich früh.

Aber mit der Ankunft im Garten "Les Jardins Fruitiers" folgt die Erleichterung - die meisten Äpfel sind ohnehin schon abgeerntet, fast alle Bäume kahl. Ein Glück - denn ob den Äpfeln der plötzliche Wetterumschwung gutgetan hätte, ist zu bezweifeln. Hier geht es nämlich um ganz besondere Exemplare - kleine Kunstwerke. Mehr dazu später.

Pascal Garbe vom Garten Les Jardins Fruitiers in Frankreich (Foto: Hannah Fuchs).
Pascal Garbe: "Nicht alle Äpfel sind zum Essen da, manche sind auch nur schön anzusehen."Bild: DW/H. Fuchs

Obst und Gemüse mit Stil

Les Jardins Fruitiers de Laquenexy gibt es schon seit über 100 Jahren. Seit rund zehn Jahren kümmert sich Pascal Garbe um die Gärten. Er ist diplomierter Landschaftsarchitekt und hat die Anlage umgestaltet. Wahrscheinlich erinnert sie deshalb heute auch weniger an eine gewöhnliche Obst- und Gemüseplantage, sondern vielmehr an einen offenen - sehr durchgestylten - Garten.

Besucher können sich in verschiedenen Themenarealen mit Obst, Gemüse und anderen Pflanzen umsehen, im dazugehörigen Restaurant kommt die frische Ernte direkt auf den Tisch. "Wir haben hier den bedeutendsten Obst- und Gemüsegarten in Frankreich und einen der wichtigsten in ganz Europa", sagt Pascal Garbe. Er ist der Manager des Erlebnisgartens, der offiziell dem Conseil Départemental de la Moselle angehört.

In dem Kühlhaus der Apfelfarm lagern unzählige Sorten (Foto: Hannah Fuchs).
Über 700 Apfelsorten werden bei Pascal Garbe angepflanzt. Alle mit anderen Vorzügen: zum Backen, zum Pressen, zum Essen...Bild: DW/H. Fuchs

Mehr Kunst als Obst

"711 verschiedene Apfelsorten pflanzen wir hier an", erzählt Garbe stolz. Aber er merkt selbst: So viel gibt es hier gerade gar nicht mehr zu sehen. Dafür zückt er einen Apfel aus der Jackentasche, der ordentlich Eindruck macht.

Der Apfel sieht aus als sei er tätowiert. Nicht bunt, eher farblos. Aber dennoch sind mit klaren Konturen das Logo und der Schriftzug der Klimakonferenz COP21 im Dezember in Paris erkennbar. "Die haben wir extra als Geschenk für die Staatsgäste entworfen", erklärt Garbe. Insgesamt 200 "illustrated apples" für die 196 teilnehmenden Parteien, für Europa, und vielleicht für ein paar VIP's.

Verschiedene Motive auf Äpfeln. Auch Porträts. Das COP21-Logo gehörte da noch zu den einfachereren Aufgaben. (Foto: Hannah Fuchs).
Bei den Motiven sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Liehaber zahlen auch schon mal mehrere hundert Euro für besonders schöne Exemplare.Bild: DW/H. Fuchs

So simpel, so selten

Nicht jeder könne einen Apfel bekommen, deren Wert Garbe auf 200 bis 500 Euro schätzt. Je nach Motiv. Theoretisch ist das Apfeltätowieren zwar simpel, es braucht aber eine ganze Weile. "Es beginnt, wenn die Äpfel etwa die Größe einer Kirsche erreicht haben", erklärt der Landschaftsarchitekt das Prozedere, "dann werden die Äpfel Ende Juni am Baum in kleine Säckchen gepackt. Sie wachsen darin weiter, behalten aber ihre weiß-gelbliche Farbe."

Anfang September folgt dann der nächste Schritt. Die Säckchen werden abgenommen und die Äpfel mit einem Sticker versehen. Hier ist jedes Motiv denkbar: Porträts, Cartoons, Logos, Bauwerke. Die abgeklebte Stelle bleibt so weiterhin vom Sonnenlicht geschützt, der Rest des Apfels reift weiter und wird rot. "Etwa sechs Tage später können wir die Äpfel ernten", so Pascal Garbe.

Das klingt alles logisch, ist aber gar nicht so einfach. Weltweit gebe es nur wenige Betriebe, die diese Methode beherrschen. "Natürlich gibt es noch ein paar andere Unternehmen, aber die nutzen dafür meist Laser. Unsere Technik ist dagegen ganz natürlich - die Äpfel reifen mit dem Licht, der Sonne, dem Wetter."

Insgesamt brauche es sechs Monate für solch ein kleines Meisterwerk. Auch mit anderen Obstsorten sei das machbar - mit Pfirsichen zum Beispiel, oder Birnen. Obwohl letztere aufgrund ihrer Form komplizierter sind, sagt Garbe.

Die Botschaft dahinter

Die Äpfel seien die perfekten Gastgeschenke für die anstehende Klimakonferenz in Paris, sagt Garbe. Denn ihr Wachstum werde sehr vom Klima beeinflusst.

"Wenn es zur falschen Zeit stürmt, schneit oder es Frost gibt, kann das die ganze Ernte zerstören." Es sei wichtig, das Klima im Gleichgewicht zu halten. "Wir müssen auch an die nächsten Generationen denken. Die Zukunft liegt in unserer Verantwortung", mahnt der Landschaftsarchitekt.

Zum Verzehr geeignet, aber nicht gedacht

Bei 711 verschiedenen Apfelsorten, fragt man sich, welche Sorte Pascal Garbe wohl für die Delegierten ausgewählt hat? "Gloster!", sagt er. "Die hatten wir auch schon bei COP10 in Nagoya." Der Grund? Die schöne rote Farbe und die Form. Auf den Geschmack komme es da weniger an, meint Garbe. "Sie sind aber auch nicht zum Verzehr gedacht. Wer isst denn schon solch ein Kunstwerk einfach auf?" Gut gekühlt könne man sich etwa ein Jahr an ihrem Anblick erfreuen

Bleibt zu hoffen, dass auch die Delegierten nicht auf die Idee kommen, vom Gastgeschenk zu kosten. Der Gloster hat nämlich eher einen säuerlichen Geschmack. Ein saurer Apfel könnte am Ende doch falsch verstanden werden.