Corona-Masken drucken für Altenheime
16. April 2020Fünf 3D-Drucker besitzt Dirk Thelen. Normalerweise stellt er damit Büsten von Comic-Figuren wie Batman her. Aber nun produzieren die Maschinen 24 Stunden am Tag etwas, das derzeit dringend gebraucht wird: Masken. 100 Stück der sogenannten Face Shields, also Gesichtsmasken mit einem Sichtvisier aus Folie, schaffen die Geräte am Tag. Fünf Drucker und zwei Laser-Geräte - was vor der Corona-Krise ein Hobby war, das "etwas ausgeartet ist", wie Thelen sagt, diese Ausstattung dient nun dazu, Altenpflegekräfte mit dringend benötigtem Material auszustatten.
Der 35-Jährige arbeitet eigentlich als Disponent für ein Busunternehmen, das unter anderem Schüler transportiert. Doch die Schulen sind geschlossen, die Busse stehen still. Dirk Thelen ist in Kurzarbeit. Er lebt am Rande des Landkreises Heinsberg, einer Region, die besonders stark vom Coronavirus betroffen ist.
Seine Frau Barbara habe ihn auf die Idee gebracht, in seinem Arbeitszimmer Masken zu drucken. Sie arbeitet in einem Altenheim. Als die Corona-Krise begann, fehlten den Altenpflegekräften die Masken. Die Preise, die auf dem freien Markt verlangt wurden, waren unbezahlbar, "echte Wucherpreise", wie Thelen sagt. Also fuhr er die Drucker hoch.
Seine Frau und ihre Kollegen waren dankbar. Auch von den Altenheimbewohnern gab es positive Rückmeldungen: "Vor allem die Demenzkranken, die sich ja über das Gesicht orientieren, waren froh, dass dieses nicht durch Stoff bedeckt ist."
Große Nachfrage nach Face Shields
Das ist vier Wochen her. Inzwischen hat Thelen in seinem Arbeitszimmer 700 Face Shields produziert. Auf bis zu 220 Grad heizen die Maschinen das Material und formen es zu einer Maske. Im Durchschnitt dauert es rund eine Stunde und 40 Minuten, bis eine Maske fertig ist. Bevor die Face Shields im Altenheim zum Einsatz kamen, haben Dirk Thelen und seine Frau Barbara einen Test gemacht. "Meine Frau hat sich die Maske aufgesetzt und ich habe sie mit einem Sprühreiniger angesprüht. Alles war dicht, nichts ist durch das Schutzvisier gekommen", sagt Thelen.
Trotzdem seien die Masken natürlich nicht vergleichbar mit Face Shields, die im Operationssaal in Krankenhäusern eingesetzt würden. Dafür seien seine Masken auch nicht gedacht. Dennoch versucht auch Thelen, die Produktion steril zu halten und trägt Handschuhe und Mundschutz, wenn er die Drucker bedient.
Interesse bei Automobil-Unternehmen und Pflegeheim
Nachdem Thelen das Altenheim seiner Frau versorgt hatte, schrieb er einen Facebook-Eintrag. Der sei viral gegangen, sagt Thelen. Außerdem registrierte er sich auf einer Website, die die Hilfsangebote von Menschen mit 3D-Druckern bündelt. "Die 3D-Druck-Community ist gut vernetzt", sagt Thelen. Ein Unternehmen der Automobilbranche habe sich dann bei Thelen gemeldet und Masken bestellt, um die Mitarbeiter zu schützen.
Ein Pflegeheim habe auch Bedarf angemeldet, erst vor kurzem hat er eine Bestellung aus Berlin erhalten. "Mir hat auch eine Frau geschrieben, die zur Risikogruppe gehört, aber zum Arzt gehen muss. Um sich zu schützen, wollte sie gerne eine Maske haben", sagt Thelen.
An den Face Shields verdiene er nichts, er erhebe nur wenige Euro, die er brauche, um das Material zu kaufen. Seine einzige Sorge sei die nächste Stromrechnung. "Fünf 3D-Drucker verbrauchen wirklich viel Strom", sagt Thelen. Er hat deshalb einen Brief an seinen Stromanbieter geschrieben und hofft auf einen Zuschuss oder eine Sonderregelung.
Und es gibt noch eine weitere Kooperation. Eine örtliche Fahrschule hat dem 35-Jährigen einen weiteren 3D-Drucker zur Verfügung gestellt. So kann Thelen in den kommenden Wochen weiterhin 24 Stunden am Tag die dringend benötigten Masken drucken.