Three Mile Island steht still
21. September 2019Am 2. September 1974 war Reaktor I im brandneuen Kernkraftwerk Three Mile Island nahe der Stadt Harrisburg in Betrieb genommen worden. Am 20. September 2019 wurde er endgültig abgestellt. Das AKW des Betreibers Exelon hatte eigentlich noch eine Betriebserlaubnis bis 2034, schrieb aber seit Jahren rote Zahlen. Von den 675 Mitarbeitern sollen zunächst noch rund 300 weiter beschäftigt werden, von 2022 an werden nur noch etwa 50 Mitarbeiter dort tätig sein.
In den kommenden Wochen lagern die Brennelemente zunächst in Abklingbecken. Danach wird die Anlage am Fluss Susquehanna, rund 150 Kilometer von Philadelphia entfernt, nach und nach abgebaut. Zentrale Bestandteile, wie etwa die Kühltürme, werden frühestens im Jahr 2074, also ein Jahrhundert nach Inbetriebnahme, demontiert. Die Gesamtkosten schätzt Exelon auf mehr als eine Milliarde Dollar. Und dabei geht es nur um Reaktorblock I.
Der "ernste Unfall" von Harrisburg
Viel heikler ist die Angelegenheit bei Block II. Am 30. Dezember 1978 in Betrieb genommen, ereignete sich hier keine drei Monate später der bis dahin folgenschwerste Atomunfall: Durch Probleme bei der Kühlung und Fehler des Personals kam es am 28. März 1979 zu einer teilweisen Kernschmelze.
Es handelte sich um einen "ernsten Unfall" der Kategorie fünf auf der Internationalen Bewertungsskala (INES). Die Atomunglücke von Tschernobyl und Fukushima wurden in die höchste Kategorie sieben eingestuft. Bei dem Unfall in Three Mile Island hatte es keine Opfer gegeben. Rund 140.000 Menschen mussten jedoch vorübergehend ihre Häuser verlassen.
Es dauerte sechs Jahre, bis der nicht betroffene Reaktor I der Anlage wieder ans Netz gehen konnte. Der Reaktorkern in Block II ist weitgehend zerstört. Die Aufräumarbeiten von August 1979 bis Dezember 1993, die sich auf den Rückbau des Reaktors beschränkten, kosteten 979 Millionen US-Dollar. Seitdem ist dieser hochradioaktive Teil von Three Mile Island mit Beton versiegelt.
rb/se (ap, afp)