Das Wohnzimmer der Olympioniken
16. Januar 2014Das erste stand während der Olympischen Spiele 1988 in Calgary, seitdem ist das Deutsche Haus zu einer Institution geworden. Es sei "so etwas wie das Wohnzimmer der deutschen Mannschaft", erklärt Michael Vesper, der Chef de Mission der deutschen Olympiamannschaft. "Dort finden die Begegnungen statt mit unseren Partnern, mit der Politik. Dort wird hoffentlich viel gefeiert, aber gelegentlich wird auch getrauert und so manche Träne getrocknet werden."
Vesper wird während der Olympischen Winterspiele ein regelmäßiger Gast des Deutschen Hauses sein. Die Suche nach einem geeigneten Ort war schwierig, doch dann kam Hilfe vom Deutschen Skiverband, der ein Hotel in den Bergen des Kaukasus gemietet hatte. Dort war noch Platz für mehr und so mietete der Deutsche Olympische Sportbund kurzerhand den gesamten Komplex. Und somit steht das deutsche "Wohnzimmer" in den Bergen, wo die Schneewettbewerbe stattfinden, auf 560 Metern Höhe.
Ländlicher Charme
Gepunktet habe der Standort in den Bergen Krasnajas Poljanas neben seinem ländlichen Charme vor allem durch die Nähe zu den Wettkampfstätten und den Olympischen und Paralympischen Dörfern. Das Sliding-Center mit Bob- und Rodelbahn ist gerade einmal zwei Kilometer entfernt. Bis zum Skisprung-Zentrum sind es nur vier und bis zu den Austragungsorten der alpinen Skiwettbewerbe und der Biathlon-Rennen sind es sechs bzw. acht Kilometer. Der Olympiapark in Sotschi ist in 45 Minuten mit dem Auto und noch schneller mit der neu errichteten Bahnstrecke zu erreichen.
685 Quadratmeter stehen den Athleten zur Verfügung, das Hotelrestaurant "Chalet" wurde in den letzten Wochen entsprechend umgebaut. "Dort werden bis zu 350 Gäste gleichzeitig Platz haben", versichert Vesper. "Es ist genügend Raum für Gespräche, aber auch für Feiern." Dort ist auch Raum für kritische Fragen. Im Deutschen Haus wird Michael Vesper auch Gespräche mit der europäischen Lesben- und Schwulenbewegung führen, kritische Interviews sind ausdrücklich erlaubt. "Wir informieren die Athletinnen und Athleten über das Propagandagesetz", erklärt Vesper. "Sie wissen, dass die Olympische Charta Diskriminierung in keiner Weise zulässt oder erlaubt und deswegen wird es solche Diskriminierungen nicht geben. Wenn es sie gibt, werden wir dagegen Stellung beziehen."
Bayerische Stimmung
Während der Spiele finden im Deutschen Haus zahlreiche Events statt - von Modenschauen und Buchvorstellungen, bis hin zu Gottesdiensten während der Paralympics. 5900 Weiß- und Wienerwürste, sowie deutsches Bier und zwei massive Holzhütten sollen für ein uriges, bayerisches Hüttenambiente sorgen. Angesichts der Anschläge in Wolgograd spielt auch die Sicherheit eine zentrale Rolle in den Vorbereitungen.
Der DOSB steht in engem Kontakt mit deutschen Sicherheitsbehörden, die beraten und unterstützen, doch Vesper macht auch klar: "Die Sicherheit zu gewährleisten ist Aufgabe der jeweiligen Regierung, in diesem Falle also der russischen Regierung, die alles tun muss - und das auch zugesagt hat - um die Sicherheit nicht nur der Sportlerinnen und Sportler, sondern auch des Publikums, der Journalisten und aller, die dort sind, sicher zu stellen." Zwei Beamte des Bundeskriminalamtes werden die deutsche Olympiamannschaft nach Sotschi begleiten, damit diese immer bestens informiert ist und sich ganz auf das Sportliche konzentrieren kann. Die Zielvorgabe lautet: Um die 30 Medaillen und ein Platz unter den ersten drei der Nationenwertung. Im Deutschen Haus soll schließlich vor allem viel gefeiert werden.