Louvre öffnet wieder: Bonjour, Mona Lisa
5. Juli 2020So leer wie in Zeiten von Corona war der weltberühmte Pariser Louvre wohl seit seiner Eröffnung 1793 noch nie. Fast vier Monate lang hat Mona Lisa ihr geheimnisvolles Lächeln nur den Museumswächtern geschenkt. Normalerweise drängen sich vor "La Joconde", wie Leonardo da Vincis Gemälde auf Französisch heißt, Besucher aus aller Herren Länder. Normalerweise - doch am 13. März wurde der Louvre wegen der grassierenden Pandemie auf Anordnung des Kulturministeriums geschlossen. Und wenn das Museum jetzt am 6. Juli wieder öffnet, ist nichts wie vorher.
Zugang zur Mona Lisa im Parcours
Wer zur Mona Lisa will, muss sich durch Zick-Zack-Absperrungen, wie man sie von den Check-in-Schlangen am Flughafen kennt, den Weg bahnen. Auf dem Boden leuchten orangefarbene Punkte und signalisieren den Abstand, den Besucher zur nächsten Person wahren müssen.
Überfülltes Museum - das war gestern
So voll wird es aber wohl gar nicht werden: Der Louvre darf in Zeiten von Corona nämlich nur 30 Prozent seiner üblichen Besucherzahl den Einlass zu seinen Schätzen gewähren. Das gehört zu den Sicherheitsvorkehrungen, die man für die bevorstehende Wiedereröffnung getroffen hat.
Für das meistbesuchte Museum der Welt sei das eine große Herausforderung, so Louvre-Direktor Jean-Luc Martinez. Im vergangenen Jahr drängelten sich noch rund 10,2 Millionen Menschen durch den riesigen Kunstpalast, rund 30.000 bis 40.000 Menschen täglich. Die meisten kamen laut Angaben des Museums, um die Mona Lisa zu sehen. Lange Schlangen waren an der Tagesordnung, manchmal musste der Louvre Kunstinteressierte wegen Überfüllung sogar abweisen.
75 Prozent des Publikums kommen aus dem Ausland. An erster Stelle stehen die Amerikaner, gefolgt von den Chinesen und den Europäern. "Nur zwei Millionen kommen aus Frankreich", sagte Martinez der Presseagentur dpa.
Man rechnet mit bescheidenen Besucherzahlen
Durch die wochenlange Schließung habe man einen Verlust von rund 40 Millionen Euro gemacht, so der Museumschef. Der Louvre finanziert sich zu über 50 Prozent selbst, vor allem durch den Verkauf von Eintrittskarten. Der Rest wird durch öffentliche Subventionen abgedeckt - mit dem französischen Staat als Hauptmäzen.
Glücklicherweise, so der Direktor, denn nach der Wiedereröffnung werden die Besucherzahlen angesichts der weltweit immer noch geltenden Reisewarnungen zunächst wohl bescheiden bleiben. Jean-Luc Martinez hofft auf 3000 bis 4000 Besucher täglich, vielleicht sogar 5000. Wer jetzt kommen möchte, bekommt also mit großer Gewissheit eine Eintrittskarte. Auf der Online-Seite des Louvre kann man sie reservieren - bisher gibt es noch an jedem Tag unzählige "Billets".
Strenge Sicherheitsvorkehrungen im Museum
Punkt neun Uhr früh wird am 6. Juli der Haupteingang des Museums mit der futuristischen Glaspyramide geöffnet werden. An den Kassen ist derzeit nur Kartenzahlung möglich, Bargeld soll aus hygienischen Gründen nicht entgegengenommen werden. Name, Adresse und Erreichbarkeit werden notiert, bevor die Besucher hinein dürfen. Und in allen Ausstellungsräumen heißt es dann: Maskenpflicht, nur in den Gartenanlagen der Tuilerien darf man den Mund- und Nasenschutz abnehmen.
Die Besichtigung der Säle folgt einem vorgeschriebenen Parcours. So will man vermeiden, dass Kunstinteressierte sich zu nahe kommen. Der Louvre ist mit 60.000 Quadratmetern das drittgrößte Museum der Welt: 35.000 Kunstwerke sind dort ausgestellt, in den Depots lagern unzählige weitere Schätze - von Gemälden über Skulpturen bis zu kleinen Vasen und Schmuckstücken. Hauptattraktionen sind neben der Mona Lisa u.a. die marmorne Statue der Venus von Milo und das berühmte Gemälde "Die Freiheit führt das Volk" des französischen Malers Eugène Delacroix.
Endlich wieder Kunst "in echt"
Viele der Louvre-Werke konnte man während der Schließung online bewundern. Doch Museumsdirektor Jean-Luc Martinez appelliert an alle Kunstfreunde: "Obwohl wir es ermöglicht haben, während des Lockdowns unsere Sammlung virtuell zu entdecken, kann nichts das Gefühl ersetzen, ein Kunstwerk in echt zu sehen. Das gibt den Museen ihre Daseinsberechtigung." Er wünsche sich, dass nach den Franzosen bald auch die Europäer und alle anderen Besucher wieder den Weg ins Museum finden. "Wir alle brauchen dieses besondere Erlebnis der realen Begegnung mit der Kunst und mit der Schönheit. Das kann unsere Seelen heilen."