1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Autobauer drängen nach Mexiko

Hilke Fischer4. Juli 2014

VW, Audi und Daimler sind schon da, jetzt will auch BMW ein Werk in Mexiko errichten. Die Unternehmen profitieren von niedrigen Lohnkosten und der Nähe zum wichtigen Absatzmarkt USA.

https://p.dw.com/p/1CVFG
3er-BMW in Miami Beach (Foto: imago/Newscast)
Bild: imago/Newscast

BMW baut künftig auch in Mexiko Autos und will für den Bau der Fabrik umgerechnet rund 732 Millionen Euro ausgeben. "Im Verlauf des ersten Produktionsjahrs 2019 werden rund 1500 Mitarbeiter im Werk beschäftigt sein", sagte Produktionsvorstand Harald Krüger in Mexiko-Stadt. Errichtet wird die Anlage in der Nähe der Stadt San Luis Potosí. Über die Fabrik war seit langem spekuliert worden.

Nicht nur BMW zieht es nach Mexiko: Branchengrößen aus aller Welt fertigen dort Fahrzeuge, darunter auch die meisten deutschen Autobauer. Seit 50 Jahren baut Volkswagen in der Stadt Puebla, südöstlich von Mexiko-Stadt. 2013 eröffnete VW im zentralmexikanischen Bundesstaat Guanajuato ein Motorenwerk. Die VW-Tochter Audi legte im Frühjahr 2013 den Grundstein für ein Werk im mexikanischen San José Chiapa - Audis erste eigene Autofabrik in Nordamerika, 2016 soll die Produktion beginnen. Und Daimler baut gerade zusammen mit Renault-Nissan eine Fabrik für Kompaktwagen am Nissan-Standort Aguascalientes im Norden Zentralmexikos.

Kurze Wege, niedrige Löhne

Die Gründe liegen auf der Hand: Der große Absatzmarkt USA liegt direkt vor der Haustür, die Nachfrage nach Premiumwagen wächst dort kontinuierlich. "Build where you sell" lautet die Autobauer-Weisheit - die Autos da produzieren, wo sie verkauft werden sollen. Gleichzeitig sind die Arbeitskräfte in Mexiko rund 60 Prozent günstiger als in den USA. Dank des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA fallen bei der Ausfuhr keine Zölle an. Und durch die Produktion im Dollar-Raum sichern sich die Unternehmen gegen Währungsschwankungen ab.

Hinzu kommt: In Mexiko gebe es mittlerweile eine große Zuliefererbasis, das schaffe ein neues Produktionsnetzwerk, so Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Bergisch Gladbach. "Insofern verwundert es nicht, dass dem Tross der ein oder andere folgt und vielleicht auch noch folgen wird."

64 Mexikanerinnen und Mexikaner lernen bei Audi im ersten Lehrjahr Mechaniker oder Mechatroniker (Foto: Audi)
64 Mexikanerinnen und Mexikaner lernen bei Audi im ersten Lehrjahr Mechaniker oder MechatronikerBild: Audi

Für Mexikos Wirtschaft ist das gut: Ein Fünftel der Industrie gehört inzwischen zum Autosektor, vier Prozent trägt er zum Bruttoinlandsprodukt bei. Allein für VW arbeiten dort mehr als 15.000 Menschen. Je mehr Autobauer und Zulieferer sich in Mexiko ansiedeln, desto mehr Arbeitsplätze werden in den zum Teil verarmten Regionen geschaffen. Und auch das Bildungsniveau würde steigen, so Bratzel: Viele Autobauer starten eigene Ausbildungsprogramme, um genügend Fachkräfte zu haben. So hat etwa Audi bereits drei Jahre vor dem Start der Produktion damit begonnen, in Mexiko Mechaniker und Mechatroniker auszubilden. "Es gibt eine hohe Anzahl von jungen Leuten, die motiviert sind, dazuzulernen und hinterher einen guten Job zu haben", sagt Bratzel.

Politisches Feingefühl gefragt

Die USA hätten es sicherlich lieber gesehen, wenn BMW sein neues Werk bei ihnen bauen würde. Das Land stand als Alternativstandort zu Mexiko auch tatsächlich zur Debatte. "Wenn sich herumspricht, dass die Marktanteile der deutschen Hersteller immer größer werden, aber die Wertschöpfung nebenan stattfindet - nämlich vorwiegend in Mexiko - dann kann es da irgendwann auch politischen Druck geben", sagt Bratzel.

"Einerseits spielen natürlich Standortfaktoren wie Kosten eine wichtige Rolle, auf der anderen Seite gilt auch, die politische Dimension nicht zu vergessen. Das ist ein feines Abwägen."

BMW-Werk Spartanburg in den USA (Foto: Fred Rollison/BMW )
Bislang ist das BMW-Werk in Spartanburg das einzige auf amerikanischem BodenBild: picture-alliance/dpa

Aber politischer Druck aus den USA wird vorerst nicht kommen: Seit mittlerweile 20 Jahren produziert BMW in Spartanburg, im US-Bundesstaat South Carolina. Knapp 300.000 Geländewagen der X-Reihe werden dort im Jahr gefertigt. Jetzt nimmt das Unternehmen noch einmal eine Milliarde Dollar in die Hand, um die Kapazität bis 2016 auf 450.000 Autos pro Jahr zu steigern. Damit wird das US-Werk zum größten BMW-Standort weltweit.