"Herbe Enttäuschung"
11. Juni 2018"Aus 'America First' scheint leider immer mehr 'America alone' zu werden", sagte Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), dem deutschen "Handelsblatt". In dem Eklat rund um die Abschlusserklärung in Kanada zeige sich die "derzeitige handelspolitische Realität". Nun bleibe es wichtig, so Schweitzer, eine Koalition aus handelsoffenen Staaten zu finden. "Die Vereinigten Staaten sollten hierzu gehören - auch wenn es im Moment nicht danach aussieht", sagte Schweitzer. Der Präsident des deutschen Außenhandelsverbands BGA, Holger Bingmann, sieht den Ausgang des G7-Treffens als "herbe Enttäuschung insbesondere für die westliche Wertegemeinschaft".
Der deutsche Wirtschaftsminister setzt weiterhin auf Verhandlungen. "Wir sind bereit, über Ungleichgewichte im Handel zu reden", sagte der Peter Altmaier dem Deutschlandfunk. Das könne aber nicht in Form einer Konfrontation geschehen. Ein Angebot also mit wenn und aber: "Wichtig ist, dass die Europäer weiter geschlossen agieren", sagte er. Sie müssten zudem deutlich machen, dass sie "nur zu fairen und zu rechtmäßigen Vereinbarungen bereit sind". Der Minister äußerte die Einschätzung, der Eklat beim G7-Gipfel in Kanada habe die Europäische Union stärker zusammengeschweißt.
"Unkontrollierbarer Drang"
Besonders die deutsche Autobranche macht sich wieder verstärkt Sorgen, nachdem der US-Präsident mehrfach mit Strafzöllen auf den Import von Autos gedroht hat. Der Verband der Automobilindustrie VDA befürworte eine generelle Absenkung von Schutzzöllen, sagte ihr Präsident Bernhard Mattes der "Süddeutschen Zeitung". Auch er möchte eine Lösung in der Fortsetzung der Verhandlungen sehen: "Schafft die Zölle ab und setzt dafür auf beiden Seiten des Atlantiks gegenseitige Standards", sagte Mattes.
Die asiatischen Märkte nahmen den offen zutage getretenen Zwist der G7 mit einer Art Schulterzucken: Die Börsen in Tokio, Hongkong und Seoul zogen leicht an, die Handelsplätze in Singapur und Wellington gingen ins Minus. Kommentar eines Händlers zu Trump: "Eins wissen wir nun ganz sicher: Der unkontrollierbare Drang des Präsidenten, seinen Status zu verteidigen, ist offensichtlicher als irgendeine Strategie im Blick auf bilaterale Handelsgespräche", so Stephen Innes, Leiter des Asien-Pazifik-Geschäfts von OANDA.
ar/iw (rtr, afp)