Deutschland holt erstmals IS-Kinder zurück
19. August 2019Die Kinder waren zuletzt in Syrien im Flüchtlingslager Al-Hol untergebracht. Es handele sich um drei Waisen und ein krankes Baby, sagte ein Sprecher der kurdischen Behörden in Syrien, der Deutschen Presse-Agentur.
Nach dpa-Informationen sollten die drei Waisenkinder und das kranke Mädchen in Begleitung ihrer Großeltern von Erbil nach Deutschland fliegen. Die Mutter des kranken Kindes lebt demnach noch mit weiteren Kindern in Al-Hol. Nach "Spiegel"-Informationen handelt es sich um drei Kinder, die zwischen zwei und sieben Jahre alt sind.
Über die Rückkehr von IS-Kindern in Deutschland wird seit längerem diskutiert. Die Bundesregierung hatte zunächst darauf verwiesen, dass es in Syrien derzeit keine deutsche diplomatische Vertretung gebe, die als Ansprechpartner fungieren könne.
Klare Rechtslage
Das Berliner Verwaltungsgericht hatte im Juli entschieden, dass die Regierung Angehörige von IS-Kämpfern zurückholen müsse. In syrischen Flüchtlingslagern halten sich nach Erkenntnissen der Bundesregierung aktuell deutlich mehr Angehörige von deutschen Islamisten auf als bislang bekannt. Derzeit lebten 68 Frauen mit mehr als 120 Kindern dort, teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Freitag auf Anfrage mit.
Bislang hatte Deutschland keine Angehörigen ehemaliger Kämpfer der Terrormiliz aus Syrien nach Deutschland zurückgeholt. Aus dem Auswärtigen Amt hatte es geheißen, die Bundesregierung prüfe in Abstimmung mit ihren Partnern mögliche Optionen, "um deutschen Staatsangehörigen, insbesondere Kindern", in humanitären Fällen Unterstützung für eine Rückkehr nach Deutschland zu leisten. Voraussetzung dafür sei aber "immer eine Prüfung des jeweiligen Einzelfalls".
Nach Angaben des Rojava Information Center (RIC), einer Organisation von Journalisten und Medienschaffenden in der Region, sollen sich noch 117 Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit in kurdischen Lagern befinden. Dazu kämen 21 Kinder von Deutschen, die aber keine deutsche Staatsangehörigkeit hätten, sowie Dutzende Frauen und 66 Männer, von denen mehr als 40 an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sein sollen.
cgn/stu (afp, dpa, kna)