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Politik

FARC will am 1. September eigene Partei gründen

24. Juli 2017

Name und Programmatik der neuen Partei sollen laut Führungsmitgliedern der früheren Rebellen bei einem Gründungsparteitag Ende August festgelegt werden. Kolumbiens Bevölkerung ist skeptisch.

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Kolumbien Carlos Lozada der FARC kündigt Parteigründung an
Bild: Getty Images/AFP/R. Arboleda

Die Gründung einer politischen Partei aus früheren Kämpfern der linksgerichteten "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (FARC) soll ein weiterer Schritt auf dem Weg der entwaffneten Guerilla-Anhänger in die Zivilgesellschaft sein. Vereinbart wurde die Parteigründung in dem Friedensabkommen, das Staat und Rebellen nach jahrzehntelangem Konflikt im vergangenen Jahr geschlossen haben.

Entwaffnete FARC-Kämpfer gehen in die Politik

Jetzt werden die Pläne konkret. FARC-Führungsmitglied Carlos Antonio Lozada (Artikelbild re.) nannte vor Journalisten in Bogotá einen Termin für die Parteigründung. "Am 1. September werden wir mit der Partei in die Öffentlichkeit treten", sagte Lozada, der mit bürgerlichem Namen Julian Gallo heißt. "Wir haben Frieden geschlossen, um in die Politik zu gehen", erläuterte FARC-Unterhändler Ivan Marquez (Artikelbild li.) mit Blick auf das im November unterzeichnete Friedensabkommen. Name und Programmatik der neuen Partei sollen bei einem Gründungsparteitag Ende August festgelegt werden.

Seit Februar befinden sich die früheren Kämpfer, deren Entwaffnung inzwischen abgeschlossen ist, in 26 sogenannten Friedenscamps, wo sie den Übergang in ein normales Leben und die Gründung einer Partei vorbereiten. Dieser FARC-Partei  sollen in den ersten Jahren zehn Sitze im Kongress garantiert werden. Die Guerilleros sehen sich vor allem als Anwälte der armen Landbevölkerung und fordern unter anderem eine gerechtere Landverteilung. Lateinamerika-Experten berichten, der Wille zum Frieden sei inzwischen auf allen Ebenen der FARC in den Gesprächen herauszuhören.

Dass die FARC ihren Kampf nun mit politischen Mitteln fortsetzen darf, wird in der kolumbianischen Bevölkerung durchaus kritisch gesehen. Besonders umstritten sind bei Gegnern des Friedensabkommens die Regelungen zur strafrechtlichen Verantwortung der Rebellen für ihre Taten sowie ihr Übergang in die Politik.

Die Entwaffnung von 7000 früheren FARC-Kämpfern wurde Ende Juni unter Aufsicht der Vereinten Nationen abgeschlossen. In dem seit 1964 andauernden Konflikt zwischen der Armee und der FARC und anderen linksgerichteten Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 300.000 Menschen getötet. Etwa sieben Millionen Kolumbianer waren zur Flucht innerhalb des eigenen Landes gezwungen. Für seine Bemühungen um den Friedensschluss hatte Präsident Juan Manuel Santos den Friedensnobelpreis erhalten.

Papstbesuch

Papst Franziskus wird im September zu einem Besuch in Kolumbien erwartet, bei dem der Prozess der Aussöhnung im Mittelpunkt stehen soll. Der Besuch ist für die Zeit vom 6. bis 11. September geplant.

qu/kle (afp, rtr, kna)