Ex-Präsident Kuczynski in U-Haft
11. April 2019Der Skandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht bereitet fast allen Regierungen Lateinamerikas massives Kopfzerbrechen. Seit 2014 förderten Ermittlungen gegen den Eigentümer Marcelo Odebrecht und sein Unternehmen nach und nach ein ausgeklügeltes System von Schmiergeldzahlungen an Politiker, Parteien, Staatsbeamte und Manager zutage.
Nun traf es Pedro Pablo Kuczynski, der im vergangenen Jahr wegen der Ermittlungen bereits von seinem Präsidentenamt in Peru zurückgetreten war. Das Gericht in Lima verhängte eine zehntägige Untersuchungshaft gegen ihn, wegen des Verdachts der Geldwäsche. Kurz darauf wurde der 80-Jährige festgenommen und ins Polizeipräsidium der Hauptstadt gebracht. Auch der Fahrer und ein Sekretär Kuczynskis wurden verhaftet. Fahnder durchsuchten Häuser, Wohnungen und Büros des ehemaligen Staatschefs.
Kuczynski beschwert sich
Kuczynski zeigte sich empört über seine Verhaftung. "Das ist Willkür", beklagte er sich auf Twitter. "Ich habe mich den Ermittlungen niemals verweigert. Ich habe mich niemals der Justiz entzogen", sagte er in einem kurzen Statement.
Marcello Odebrecht hatte gestanden, in Peru zwischen 2005 und 2014 im Gegenzug für lukrative Bauaufträge Schmiergelder in Höhe von 29 Millionen Dollar gezahlt zu haben. Fast fünf Millionen Dollar überwies der Konzern demnach an zwei Beratungsfirmen, die enge Beziehungen zu Kuczynski unterhielten. Dieser bestritt lange Zeit Geschäfte mit Odebrecht. Dann gab er zu, Beratergelder erhalten zu haben, die aber legal gewesen seien.
In den weit verzweigten Odebrecht-Skandal sind vier peruanische Ex-Präsidenten verstrickt: Neben Kuczynski (2016-2018) sind das Ollanta Humala (2011-2016), Alan García (2006-2011) und Alejandro Toledo (2001-2006). Die Justizbehörden des Landes verfolgen den Fall weitaus energischer als jedes andere Land außerhalb Brasiliens. Die Ermittlungen gegen die Vorgänger Kuczynskis führten bereits zu ersten Anklagen.
se/qu (afp, ap, rtr, dpa)