FC Bayern dreht Spiel gegen Mainz
3. Januar 2021So viele Bälle sind Bayern-Torhüter Manuel Neuer wohl schon lange nicht mehr um die Ohren geflogen. Zwar gewann der Rekordmeister am Ende dank einer klaren Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit mit 5:2 gegen den FSV Mainz 05, doch war der Spielverlauf alles andere als eindeutig. Mit 0:2 lagen die Münchner zur Halbzeit hinten - verdient muss man zugeben - denn die Mainzer zeigten nach der Trennung von Trainer Jan-Moritz Lichte unter der Leitung von Interimstrainer Jan Siewert die erhoffte Reaktion. Zweimal musste Neuer hinter sich greifen, zweimal verhinderte er mit brillanten Paraden weitere Gegentreffer.
Nach dem Seitenwechsel brauchten die Bayern dann aber nur elf Minuten, um die Partie zunächst auszugleichen. Nach 70 Minuten gingen sie in Führung, die sie bis zum Abpfiff routiniert auf ein komfortables 5:2 ausbauten. Allerdings war auch der zweite Durchgang nicht einseitig. Zweimal klatschte der Ball hinter dem bereits geschlagenen Neuer an die Torstange. Der erste Lattentreffer verhinderte kurz nach der Pause das 3:0 für Mainz. Wäre der Schuss von Danny Latza drin gewesen, wären die Bayern möglicherweise nicht mehr zurückgekommen.
So aber verteidigten die Münchner durch den Sieg ihre Tabellenführung. Mainz bleibt als 17. mit nur sechs Punkten auf einem Abstiegsplatz, allerdings macht der Auftritt in München Mut, dass es dabei nicht mehr lange bleiben muss. Herausragend war vor allem die Leistung des Mainzer Ersatztorhüters Finn Dahmen. Der 22-Jährige rutschte durch eine Verletzung von Stammtorhüter Robin Zentner kurzfristig in die Mannschaft. Er machte bei seinem Bundesliga-Debüt ein fehlerfreies Spiel und parierte zahlreiche Schüsse der Bayern-Offensive. "Es ist schon ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Ich habe mich natürlich riesig gefreut, als ich erfahren habe, dass ich hier spielen darf", sagte Dahmen anschließend. "Jetzt dämpft das Ergebnis die Freude ein bisschen. Aber ich denke, nach ein, zwei Tagen, werde ich mich auch über das Spiel freuen können."
Borussia Dortmund klettert auf Rang vier
"Wir alle sind heute sehr enttäuscht über das Ergebnis. Ich denke, dass wir etwas mehr verdient gehabt hätten aufgrund unserer Leistung", sagte Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner nach der 0:2-Niederlage seiner Mannschaft bei Borussia Dortmund. Tatsächlich waren die "Wölfe" am Anfang der Partie die bessere Mannschaft, während der BVB einmal mehr schwach ins Spiel startete. Doch nachdem Wolfsburg seine Chancen nicht nutzen konnte, übernahmen die Dortmunder mehr und mehr die Kontrolle. "Anfangs haben wir uns das Spiel selbst schwer gemacht, da fehlte uns die Aggressivität. Dann haben wir es besser geschafft, Torchancen zu kreieren", sagte BVB-Coach Edin Terzic, dessen Heimspiel-Premiere auf der Dortmunder Bank glückte. "In der zweiten Halbzeit haben wir sehr dominant gespielt und verdient die Führung erzielt."
Für den ersten Treffer sorgte allerdings nicht der nach längerer Verletzungspause zurückgekehrte Erling Haaland, sondern mit Manuel Akanji ein Verteidiger. Die endgültige Entscheidung fiel in der Nachspielzeit durch einen Konter gegen verzweifelt anrennende Wolfsburger. Zuvor hatten die Dortmunder drei Heimniederlagen in Serie gesammelt. Durch den Erfolg verbesserte sich Dortmund nun auf den vierten Platz mit drei Punkten Rückstand auf den Dritten Bayer Leverkusen und acht Zählern auf die Tabellenspitze.
Leipzig schiebt sich vor Leverkusen
"Es ist sehr wichtig, das Jahr mit einem Sieg zu beginnen. Das war sehr gute Teamarbeit", lobte Leipzigs Torschütze Dani Olmo seine Mitspieler nach dem 1:0-Sieg beim VfB Stuttgart. Sein Trainer haderte dagegen mit der Effizienz seiner Stürmer. "Wir vergeben zu viele Chancen. Das war schon das Thema in den letzten Wochen", sagte Julian Nagelsmann, fand aber, seine Mannschaft habe dennoch "völlig verdient gewonnen". Die Leipziger sind seit acht Spieltagen ungeschlagen und schoben sich durch den Sieg in der Tabelle an Bayer Leverkusen vorbei auf Rang zwei.
"Wir waren gefühlt tot. Es war keiner Spannung drin", so analysierte Leverkusens Nadiem Amiri die 1:2-Pleite gegen Eintracht Frankfurt, durch die die Werkself den Kontakt zur Spitze ein wenig verlor. Dabei hatte der Nationalspieler mit einem Hackentor noch für das Highlight des Spiels und die frühe Führung der Werkself gesorgt. Doch die Frankfurter drehten das Spiel noch und fügten den Leverkusenern die erste Heimniederlage der Saison zu. Nach dem 1:2 bei Bayern München vor Weihnachten war die zweite Pleite in Folge. "Wie wir gespielt und verteidigt haben, alles war schlecht. Ich habe die Siegermentalität nicht gesehen", kritisierte Bayer-Trainer Peter Bosz.
Union Berlin, Gladbach und Freiburg erfolgreich
Ganz ähnlich bewertete der Bremer Trainer Florian Kohfeldt den Auftritt seiner Mannschaft beim 0:2 gegen Union Berlin. "Es war ein hochverdienter Sieg für Union Berlin", sagte Kohfeldt. "Wir haben in allen Belangen schlecht gespielt. So kann man kein Bundesliga-Spiel gewinnen." Tatsächlich waren die Bremer in den vergangenen elf Liga-Spielen nur einmal erfolgreich. Die Berliner bleiben dagegen die Überraschungsmannschaft, mit dem Sieg festigten sie ihren Platz unter den ersten Sechs. Den Kontakt zu den vorderen Plätzen konnte auch die Borussia aus Mönchengladbach halten, die sich mit 1:0 knapp bei Aufsteiger Arminia Bielefeld durchsetze.
Auch für den SC Freiburg lief es im ersten Auftritt nach dem Jahreswechsel rund. Das 3:1 bei 1899 Hoffenheim war der vierte Sieg in Folge für die Freiburger. "Es gab nur einen Weg, um hier zu bestehen. Und das war völlig selbstlos alles abzuarbeiten", sagte SC-Trainer Christian Streich, dessen Mannschaft seit dem 22. November nicht mehr verloren hat. Sein Gegenüber, Sebastian Hoeneß, war dagegen bedient: "Den Start ins neue Jahr hatten wir uns anders vorgestellt", sagte er. "Die erste Halbzeit war ein Horrorfilm."
Frust auf Schalke, keine Tore für Köln
Gruselig wird es langsam auch für den FC Schalke 04. Die Schalker haben nach der 0:3-Niederlage bei Hertha BSC nun bereits 30 Bundesliga-Spiele in Serie nicht gewinnen können. Damit fehlt ihnen nur noch ein siegloses Spiel, um den Negativrekord von Tasmania Berlin aus der Saison 1965/1966 einzustellen. "Die ersten 30 Minuten waren okay, das zweite Gegentor hat uns ein bisschen das Genick gebrochen", sagte Schalkes neuer Trainer Christian Gross nach seinem Debüt auf der Schalker Bank. "Wir müssen schauen, dass wir vor dem Tor effizienter werden." Einer derjenigen, die es vor dem Berliner Tor an Effizienz hatten mangeln lassen, Schalkes Stürmer Mark Uth, klang da hoffnungsloser: "Wenn wir so spielen, wie in der zweiten Halbzeit, sind wir nicht wettbewerbsfähig."
Bitter verlief der Start ins neue Jahr auch für den 1. FC Köln, der zu Hause mit 0:1 gegen den FC Augsburg verlor und damit zum dritten Mal in Folge ohne eigenen Treffer blieb.
Der 14. Bundesliga-Spieltag in Zahlen:
FC Bayern München - FSV Mainz 05 5:2 (0:2)
Tore: 0:1 Burghardt (32.), 0:2 Hack (44.), 1:2 Kimmich (50.), 2:2 Sané (56.), 3:2 Süle (70.), 4:2 Lewandowski (76./Foulelfmeter), 5:2 Lewandowski (83.)
Borussia Dortmund - VfL Wolfsburg 2:0 (0:0)
Tore: 1:0 Akanji (66.), 2:0 Sancho (90.+1)
1899 Hoffenheim - SC Freiburg 1:3 (0:3)
Tore: 0:1 Santamaria (7.), 0:2 Grifo (34./Handelfmeter), 0:3 Adams Nuhu (42./Eigentor), 1:3 Bebou (58.)
Eintracht Frankfurt - Bayer Leverkusen 2:1 (1:1)
Tore: 0:1 Amiri (10.), 1:1 Younes (22.), 2:1 Tapsoba (54./Eigentor)
Hertha BSC - FC Schalke 04 3:0 (1:0)
Tore: 1:0 Guendouzi (36.), 2:0 Cordoba (52.), 3:0 Piatek (80.)
1. FC Köln - FC Augsburg 0:1 (0:0)
Tore: 0:1 Iago (77.)
Werder Bremen - 1. FC Union Berlin 0:2 (0:2)
Tore: 0:1 Becker (12.), 0:2 Awoniyi (28.)
Arminia Bielefeld - Bor. Mönchengladbach 0:1 (0:0)
Tore: 0:1 Embolo (58.)