FIFA erlaubt Kosovo Freundschaftsspiele
16. Januar 2014Der Kosovarische Fußballverband (FFK) ist bisher noch nicht Mitglied des Weltfußballverbands (FIFA) und der Vereinigung Europäischer Fußballverbände (UEFA): Denn das können laut deren Statuten nur Länder, die UN-Mitglieder sind. Das Kosovo ist derzeit noch kein Mitglied der Vereinten Nationen, obwohl der jüngste Staat Europas nach seine Unabhängigkeitserklärung2008 von rund 105 Länder anerkannt wurde - unter anderem von den USA und von 23 der insgesamt 28 Mitgliedern der Europäischen Union. Dennoch wurde eine Ausnahme gemacht: Die kosovarische Nationalmannschaft darf künftig in Freundschaftsspielen gegen andere Nationalmannschaften antreten. Bereits 2012 hatte die FIFA geplant, Freundschaftsspiele der kosovarischen Mannschaften zu erlauben, doch das scheiterte am Widerstand von Serbien und der UEFA.
"Völkerverbindende Kraft des Fußballs"
"Der Beschluss gibt der Entwicklung des Fußballs im Kosovo einen enormen Schub und belegt einmal mehr die außerordentliche völkerverbindende Kraft unseres Sports", sagte FIFA-Präsident Joseph Blatter nach der Entscheidung in Zürich. "Das ist für uns ein ganz wichtiger Schritt, weil das Kosovo immer noch kein Mitglied der Vereinten Nationen ist", sagt der Vorsitzende des FFK, Fadil Vokrri, im Gespräch mit der DW.
Das Kosovo hat derzeit keine eigene Nationalmannschaft. Jedoch spielen in vielen anderen europäischen Mannschaften und Nationalmannschaften Spieler mit kosovarischen Wurzeln. Nach dieser Entscheidung dürften die Schweiz und Albanien am meisten um gute Spieler bangen: Für die Nationalmannschaft der Schweiz spielen derzeit die Kosovaren Xherdan Shaqiri (Bayern München), Granit Xhaka (Mönchengladbach), Valon Behrami (Napoli) und Taulant Xhaka (Basel). Fast die Hälfte der Spieler der albanischen Nationalmannschaft stammt aus dem Kosovo: der Kapitän Lorik Cana, Torwart Etrit Berisha (Lazio Rom) und Valdet Rama (Valladolid). Einer der talentiertesten jungen Fußballer Europas, Adnan Januzaj von Manchester United, hat noch nicht entschieden, für welche Nationalmannschaft er spielen möchte. Interesse haben die Briten, die Belgier sowie die Albaner und natürlich das Kosovo gezeigt.
"Wir werden versuchen, alle diese Spieler zumindest für das erste offizielle und für unser historisches Freundschaftsspiel zu bekommen", kündigt Vokrri an. Grundsätzlich erlaubt das Statut der FIFA nicht, dass ein Fußballer für zwei Nationalmannschaften spielt. "Uns wurde aber klar gesagt, dass diese Spieler auch künftig für die Kosovo-Nationalmannschaft spielen dürfen, weil das Kosovo ein neuer Staat ist. Das müssen die Spieler selber entscheiden."
Keine Spiele gegen Länder des ehemaligen Jugoslawien
Die Mannschaften aus dem Kosovo dürfen allerdings bei den Spielen keine nationalen Symbole wie Fahnen und Embleme zeigen - und keine Nationalhymne abspielen. Außerdem ist es der Nationalmannschaft des Kosovo verboten, Spiele gegen Teams aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien zu organisieren. Das ärgert den Kosovarischen Fußballverband, aber auch die Kroaten, weil Kroatien einer der möglichen ersten Gegner wäre. "Der jüngste Fall des Spielers Josip Simunic nach dem Spiel Kroatien gegen Island hat Folgen hinterlassen", erklärt Vokrri. Der langjährigeBundesligaprofi Simunichatte nach der erfolgreichen WM-Qualifikation über das Stadion-Mikrofon die Parole "Za Dom - Spremni!" ("Für die Heimat bereit!") gerufen. Das war der Gruß des 1929 gegründeten kroatischen nationalistischen Bundes Ustascha, der sich später zu einer faschistischen Bewegung entwickelte. Dafür wurde Simunic für zehn Spiele gesperrt und somit von der Weltmeisterschaft in Brasilien ausgeschlossen. "Die FIFA wollte Hooliganismus und nationalistische Parolen in den Gebieten des ehemaligen Jugoslawien verhindern. Aber ich denke, dass diese Entscheidung nur vorübergehend sein kann, weil sie diskriminierend ist", so Vokrri.
Der Serbische Fußballbund (FSS) hat noch keine endgültige Entscheidung bezüglich des FIFA-Beschlusses zum Kosovo getroffen. Es gebe jedoch eine "rote Linie", die nicht überschritten werden dürfe, sagt FSS-Generalsekretär Zoran Lakovic im Gespräch mit der DW. "Wir können nicht akzeptieren, dass die sogenannte FFK ein Mitglied der FIFA oder UEFA wird, weil das Kosovo kein Mitglied der Vereinten Nationen ist. Wir wollen, dass die FIFA- und UEFA-Statuten respektiert werden - nicht nur in diesem Fall, sondern immer."
Alle Entscheidungen des FSS würden mit der serbischen Regierung und den zuständigen Ministerien für Sport, dem Ministerium für das Kosovo sowie dem Außenministerium abgestimmt. Seiner Meinung nach sollten Politik und Sport getrennt bleiben. Lakovic ist gegen die Idee eines möglichen Spiels zwischen den Nationalmannschaften aus Serbien und dem Kosovo, weil "dies nicht realistisch ist". Dies schlug der Vorsitzende des FFK Fadil Vokrri vor drei Jahren vor. Er selbst hatte Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre auch selbst für die Mannschaft von Partizan Belgrad und für die Nationalmannschaft Jugoslawiens gespielt. Als er seine Idee vorstellte, hätten ihn alle "für krank erklärt", so Vokrri. "Inzwischen meinen viele Experten, dass dies keine schlechte Idee ist".