Freier Übergang zwischen Serbien und Kosovo
10. Dezember 2012Seit dem Krieg um das überwiegend von ethnischen Albanern bewohnte Kosovo und der einseitigen Unabhängigkeitserklärung des Gebiets sind Serbien und seine ehemalige Provinz verfeindet. An den Grenzen gab es häufig gewaltsame Zwischenfälle. Jetzt haben die beiden Staaten gemeinsame Übergänge eingerichtet: in Jarinje im Nordkosovo und in Merdare im Süden Serbiens. Die Polizisten und Zöllner beider Seiten werden von der EU-Rechtsstaatsmission (EULEX) beaufsichtigt. Die Lage ist ruhig, es kam bislang zu keinen Zwischenfällen. Wenn alles weiterhin so friedlich verläuft, sollen bis zum 31. Dezember zwei weitere Grenzpunkte geöffnet werden.
Die EU erhofft sich von diesen gemeinsamen Grenzübergängen eine Entspannung zwischen den verfeindeten Staaten. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte am Rande eines Treffens der EU-Außenminister in Brüssel: "Ich denke, was wir von Serbien und Kosovo gesehen haben, ist ein außerordentlicher Fortschritt. Wir können alle Beteiligten und alle Seiten nur ermutigen, auf diesem Pfad zu bleiben."
Für Serbien ist diese Annäherung an das Kosovo wichtig. Es ist Voraussetzung für einen EU-Beitritt. Das Land war im März als EU-Beitrittskandidat anerkannt worden. Der serbische Regierungschef Ivica Dacic vertritt die Ansicht, dieses Zugeständnis, Grenzübergänge einzurichten, verdiene eine Belohung. Er sagte in Belgrad, sein Land erwarte, dass die EU-Außenminister als Datum für den Beginn der Beitrittsgespräche den Juni 2013 festlegen. "Serbien war niemals näher daran, einen Termin für seine EU-Beitrittsverhandlungen zu bekommen", so Dacic.
Die Feindschaft zwischen Serbien und dem Kosovo hat historische Gründe. Serbien betrachtet das Kosovo seit der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 alls Teil seines Territoriums. Nach dem Krieg 1999 wurde Kosovo zunächst unter die Verwaltung der Vereinten Nationen gestellt. 2008 rief es seine Unabhängigkeit aus. Nicht alle Staaten erkennen diesen Status des Kosovo an.
cd/wl (dpa/afp)