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Vergangenheitsbewältigung in Prag

6. Mai 2014

Nazi-Verbrechen, Judenverfolgung, aber auch die Vertreibung der Sudetendeutschen haben das deutsch-tschechische Verhältnis belastet. Bundespräsident Gauck blickt in Prag in Vergangenheit und Zukunft.

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Bundespräsident Joachim Gauck (r) hält am im Karolinum der Karls-Universität in Prag eine Rede zu Europa ( Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Bundespräsident Joachim Gauck hat an zweiten Tag seines Staatsbesuchs in Tschechien an die deutsche Besatzung des Landes im 2.Weltkrieg, an die Verbrechen Nazi-Deutschlands aber auch an die Vertreibung der Sudetendeutschen erinnert. In einer Rede an der Karls-Universität in Prag (Artikelbild) sagte Gauck: "Es ist gar keine Frage, dass die Geschichte der tschechisch-deutschen Beziehungen auch eine Geschichte des Leids ist." Deshalb erscheine es manchmal "wie ein Wunder", dass beide Länder den Mut zu Verständigung und Versöhnung gefunden hätten, betonte Gauck laut vorab verbreitetem Redemanuskript.

Zum Schicksal der Sudetendeutschen nach dem 2. Weltkrieg sagte der Bundespräsident: "Flucht, Vertreibung, Zwangsaussiedlung, ethnische Säuberung - wie immer Sie es nennen mögen." Nach den nationalsozialistischen Verbrechen und der Befreiung 1945 hätten die Deutschen in der Tschechoslowakei ihre Heimat verlassen müssen - "Schuldige und Unschuldige zugleich".

Gauck erinnerte aber auch an die vielen Tschechen, die ihren deutschen Mitbürgern 1945 Schutz geboten hätten, und daran, dass Tschechien 2005 seine Anerkennung gegenüber sudetendeutschen Widerstandskämpfern und Verfolgten des Naziregimes zum Ausdruck gebracht habe.

"Vorbild Havel"

Der Bundespräsident, der in der ältesten Universität Mitteleuropas mit einer Gedenkmedaille ausgezeichnet wurde, würdigte den Widerstand der Tschechen gegen die Nazis ebenso wie gegen das kommunistische Regime. Er erinnerte an die Selbstverbrennung des Studenten Jan Palach 1969 und an den Dissidenten und späteren Präsidenten Vaclav Havel, den er ein "großes Vorbild" nannte. Havel habe mitgeholfen, eine friedliche Zukunft von Tschechen und Deutschen in einem gemeinsamen Europa möglich zu machen.

Im Tagesverlauf wird der Bundespräsident das frühere NS-Konzentrationslager und Ghetto in Theresienstadt besuchen, in dem während der Nazi-Besatzung zehntausende Juden getötet wurden. Am Mittwoch kehrt Gauck nach Berlin zurück.

wl(SC (dpa)