Geiselnahme in Dhaka wird zum Blutbad
2. Juli 2016Das teilte Militärsprecher Nayeem Ashfaq Chowdhury in Dhaka mit. Viele Opfer seien "brutal mit Stichwaffen" getötet worden. Schon zuvor hatte Bangladeschs Premierministerin Sheikh Hasina mitgeteilt, dass die Einsatzkräfte "einige Leben nicht retten konnten". Zunächst hatte das Militär davon gesprochen, dass alle toten Geiseln Ausländer seien. Diese Aussage wurde mittlerweile wieder zurückgenommen.
Nach Angaben des Außenministeriums in Rom sind bei dem Geiseldrama zehn Italiener ums Leben gekommen. Von elf italienischen Staatsbürgern, die zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Restaurant waren, konnte demnach einer den Terroristen entkommen. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi brach in Rom eine Veranstaltung ab, um sich über die Entwicklung zu informieren. "Unsere Gedanken, unsere Gebete und unsere Tränen einen sich mit den Tränen der Familien in Dhaka, besonders der Familien unserer Landsleute", sagte Renzi. Italiens Fußball-Nationalmannschaft kündigte an, beim EM-Viertelfinale gegen Deutschland an diesem Samstagabend in Bordeaux im Gedenken an die italienischen Opfer mit Trauerflor zu spielen.
Stundenlange Schusswechsel
Unter den ins Krankenhaus gebrachten Geiseln waren ein Japaner und zwei Sri-Lanker, wie das Militär bestätigte. 13 Geiseln konnten unversehrt gerettet werden. Ein Geiselnehmer wurde festgenommen.
Am Freitagabend hatten bis zu zehn bewaffnete Männer das spanische Restaurant "Holey Artisan Bakery" in einem Diplomatenviertel angegriffen und Gäste und Personal als Geiseln genommen. Sie sollen"Allahu Akbar" (Gott ist groß) gerufen haben und Sprengsätze gezündet haben. Nach Behördenangaben befanden sich zu diesem Zeitpunkt zahlreiche Menschen in dem Lokal. Über mehrere Stunden hätten die Angreifer immer wieder die Polizei beschossen und Sprengsätze auf die Sicherheitskräfte geworfen, hieß es. Zwei Polizisten wurden dabei getötet, mindestens 25 Menschen verletzt.
IS oder lokale Gruppen?
Zu dem Überfall hatte sich die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannt. In dem mehrheitlich muslimischen Bangladesch haben in den vergangenen Monaten Anschläge radikaler Islamistengruppen zugenommen. Ziele sind unter anderem Atheisten und religiöse Minderheiten in dem Land mit 160 Millionen Einwohnern. Meist hatten sich der IS oder Al-Kaida zu den Angriffen bekannt.
Die Regierung verneinte dagegen eine Beteiligung ausländischer Islamistenorganisationen und machte dafür die einheimischen Gruppen Ansar-al-Islam und Jamaat-ul-Mujahideen für die Anschläge verantwortlich. Auch Hasina nannte keine Namen von Organisationen, sondern erklärte lediglich: "Wir werden keinen Akt des Terrorismus in Bangladesch dulden."
Unübersichtliche Lage in Dhaka
Bislang gibt es keine Hinweise auf deutsche Opfer. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin mit. Die deutsche Botschaft in Bangladesch stehe "in ständigem und engem Kontakt mit den zuständigen Behörden in Dhaka", erklärte er. "Botschaftsmitarbeiter haben sich vor Ort ein Bild der weiterhin unübersichtlichen Lage gemacht. Derzeit liegen keine Hinweise darauf vor, dass Deutsche betroffen sein könnten."
sti/as/jj (afp, rtre, APE, dpa)