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Geschäfte im Himmel

Jens Krepela18. Dezember 2003

Mit einem zwölfsekündigen Hüpfer in Kitty Hawk fing vor 100 Jahren alles an. Die Gebrüder Wright begründeten das Zeitalter des Motorflugs. Heute stellt der wachsenden Markt die Luftfahrt vor neue Herausforderungen.

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Pioniere: Orville und Wilbur Wright mit ihrem "Flyer"Bild: AP

Aus dem Traum die Schwerkraft zu besiegen wurde Realität - aus dem Hobby zweier Fahrradmechaniker ein Milliardengeschäft. Heute gehen jährlich 700 Millionen Menschen in die Luft. Trotz SARS und Irak-Krieg ist der Luftverkehr im Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte stets ungefähr doppelt so schnell gewachsen wie das Welt-Bruttoinlandsprodukt und bei dieser Entwicklung soll es bleiben.

Experten prognostizieren bis ins Jahr 2030 ein stetiges Wachstum des Passagieraufkommens um vier Prozent jährlich. Doch diese rosigen Aussichten sind gleichzeitig die größte Herausforderung für die Luftfahrtbranche. Denn schon heute sind die Start- und Landekapazitäten der großen Flughäfen erschöpft. Auf den Drehkreuzen wie zum Beispiel London-Heathrow hebt alle 90 Sekunden eine Maschine ab. Mehr geht nicht.

Verkehrsstau im Luftraum

Orville Wright startete anno 1903 noch am einsamen Strand von North Carolina - aufmerksam beobachtet von seinem Bruder Wilbur, ohne fliegende Konkurrenz. Heute tobt zwischen den Fluggesellschaften der Kampf um die sogenannten "Slots", also die begrenzten Start- und Landerechte auf den Flughäfen dieser Welt. Und der Wettbewerb wird in Zukunft noch härter werden.

Die von der EU vorangetriebene Liberalisierung des Luftverkehrs garantiert allen Airlines einen freien Zugang zum Markt. So könnte beispielsweise schon heute die deutsche Lufthansa einen Linienverkehr zwischen Paris und Marseille oder Paris und New York einrichten. Früher durften die Fluggesellschaften nur Flüge von und ins Heimatland anbieten. Ein ähnliches Unterfangen verfolgt auch die USA mit ihrer "Open Sky"-Politik.

Zweikampf mit verschiedenen Strategien

Die Luftfahrtindustrie wird vom Zweikampf des europäischen Flugzeugherstellers Airbus und seinem amerikanischen Gegenpart Boeing dominiert. Der US-Flugzeugriese war lange Jahre die unbestrittene Nummer eins der Branche, aber in diesem Jahr hatten erstmals die Europäer die Nase vorn. 300 Passagierflugzeuge lieferten sie 2003 an ihre Kunden, der US-Wettbewerber brachte es nur auf 280 Maschinen.

In Zukunft setzen beide Hersteller auf verschiedene Strategien. Während Airbus mit seiner neuesten Entwicklung, dem A 380, einen doppelstöckigen Riesenvogel für zunächst 555 und später bis zu 1.000 Passagiere anbietet, hat Boeing für 2007 eine neue Flugzeugserie namens 7E7 angekündigt in der 200-300 Reisende Platz finden sollen.

Zukunft Riesen-Jet ?

Prestigeprojekt von Airbus: Der A 380 kann über 550 Passagiere transportieren und soll 2005 zum ersten Mal abheben.
Prestigeprojekt von Airbus: Der A 380 kann über 550 Passagiere transportieren und soll 2005 zum ersten Mal abheben.

Mit der 7E7-Familie will Boeing endlich wieder aus der Krise fliegen. Das Flugzeug ist vor allem für den Mittelstreckenverkehr gedacht. Airbus dagegen setzt mit dem A 380 (Foto) auf den Langstreckenverkehr. Der Jet kann pro Flug mehr Menschen als bisher transportieren, was zur Folge hat dass die Fluggesellschaften nicht noch mehr teure "Slots" benötigen. Offenbar ein gutes Verkaufsargument: Für die erste Version der Großraummaschine liegen weit vor dem Jungfernflug bereits 129 Vorbestellungen auf dem Tisch.

Fliegen ohne Pilot

An einer Alternative zu den Flugriesen feilen die Experten der amerikanischen Luft- und Raumfahrtagentur NASA. Sie entwickeln vier- bis sechssitzige Lufttaxis, die Direktverbindungen zwischen kleineren Flughäfen bedienen. Das soll vor allem für wohlhabende Geschäftsreisende interessant sein, die auf diese Weise stundenlange Wartezeiten auf Großflughäfen umgehen können.

Der Clou: die sogenannten Personal Air Vehicles (PAV) sollen ohne Piloten unterwegs sein. Das so etwas funktioniert beweisen heute schon unbemannte Drohnen des US-Militärs. Doch ob sich die Passagiere wohl fühlen, so ganz ohne einen Nachfolger von Orville Wright am Steuerknüppel, das steht auf einem anderen Blatt.