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Gesucht: Rezepte gegen den Terror

Peter Philipp, zzt. Riad6. Februar 2005

Noch bis Dienstag (8.2.) findet in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad die internationale Anti-Terror-Konferenz statt. Dort beraten unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen Experten aus 40 Ländern.

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Der saudische Kronprinz Abdullah eröffnete die TagungBild: AP


Die Tagesordnung wird beherrscht von den Sitzungen der verschiedenen Arbeitsgruppen, in denen Experten aus verschiedenen Ländern besondere Aspekte des Terrorismus behandeln. Die deutsche Delegation, die sich aus Vertretern des Auswärtigen Amtes, des Bundesinnenministeriums und des Bundeskriminalamtes zusammensetzt, erörtert mit Kollegen aus der Türkei, Ägypten und Japan die "Wurzeln des Terrorismus“.

Peter Philipp

Zu genau diesem Thema werden die saudischen Gastgeber nicht müde zu beteuern, dass diese Wurzeln weder in Saudi-Arabien noch in der Religion des Islam liegen: Saudi-Arabien sei vielmehr eines der Hauptopfer des Terrorismus und es beteilige sich an erster Front am Kampf dagegen. Dass Osama Bin Laden und 15 der 19 Täter des 11. September aus Saudi-Arabien stammten, sei reichlich irrelevant, betonen die Veranstalter der Konferenz: Solange Bin Laden im Königreich gelebt habe, sei er kein Terrorist gewesen. Seine Beteiligung am Kampf gegen die sowjetischen Besatzer Afghanistans habe einem internationalen Konsensus entsprochen und erst in den Jahren danach seien er und seine Gefolgsleute unter den Einfluss radikaler Kreise geraten. Was Saudi-Arabien bereits vor zehn Jahren veranlasst habe, ihm die Staatsangehörigkeit abzuerkennen.

Internet-Dialog mit Extremisten

Scheich Saleh Abdel-Aziz al Sheikh ist Minister für Religiöse Angelegenheiten und er beteuert, dass Terrorismus sich in keiner Weise mit dem Islam vertrage: Wer Unschuldige töte oder verletze, wer Eigentum und Besitz zerstöre, der verstoße gegen einige der grundlegendsten Prinzipien des Islam. Und die saudische Regierung versuche auf verschiedenen Wegen, solch Radikalen entgegenzuwirken: So seien radikale Predigten verboten, es würden auch klare Richtlinien ausgegeben, dass die Imame eine Botschaft von Frieden, Toleranz und Dialog zu vermitteln haben. Wer sich nicht daran halte, der werde abgesetzt.

Bombenexplosion in Saudi-Arabien
Auch Saudi-Arabien blieb von Terror-Anschlägen nicht verschont (Mai 2003)Bild: AP

Der Internet-Dialog mit Extremisten sei eine weitere Strategie. Die Teilnehmer blieben anonym, auch wisse man nicht genau, von wo sie sich meldeten. Ihre Anfragen und Anmerkungen würden aber von einem Stab von Experten im Religionsministerium bearbeitet und auf diese Weise sei ein sehr reger und fruchtbarer Dialog entstanden. Und man sei guter Hoffnung, dass es gelingt, noch mehr auf den "rechten Pfad“ zurückzubringen. Es gebe aber nicht nur diesen anonymen Dialog, sondern auch mit Terrorismus-Verdächtigen und anderen einschlägig Verhafteten werde ein intensives Zwiegespräch geführt, um diese Leute vom Unrecht ihres Handelns und der dahinter stehenden Ideologie zu überzeugen.

Wie definiert man "Terrorismus"?

Das sei nicht immer leicht, meint der Minister, denn überall gebe es nun einmal Radikale und Gemäßigte. Die Regierung sei aber entschlossen, die Gemäßigten zu fördern und zu unterstützen und mit aller Macht und Strenge des Gesetzes gegen die Radikalen vorzugehen.

Nicht leicht wird es auf der Konferenz auch seine, wenigstens annähernde Übereinstimmung über den Begriff des "Terrorismus“ zu finden. So hat man den Plan aufgegeben, eine solche Definition herauszuarbeiten: Zu stark sind weiterhin die Gegensätze, weil die Terroristen der einen - etwa im israelisch-palästinensischen Konflikt oder auch in der Auseinandersetzung m Kaschmir - als Widerstandskämpfer und Freiheitskämpfer der anderen gelten. Der ernsthafte Versuch, hier Klarheit zu schaffen, würde sicher andere Bemühungen der Konferenz gefährden. Aber solange man sich über das Objekt der Konferenz nicht einig ist, wird es eben auch schwer bleiben, wirkungsvolle Rezepte dagegen zu finden.