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"Get Back": Beatles-Doku auf Disney+

25. November 2021

Die letzten Studiosessions der Beatles: Aus 56 Stunden Filmmaterial hat "Herr-der-Ringe"-Regisseur Peter Jackson eine dreiteilige Dokumentation geschaffen.

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Beatles Dokumentation | Get Back: Die vier Beatles sitzen im Studio an ihren Instrumenten
Bild: Apple Corps Ltd

Eine wahre Schatztruhe sei es für ihn gewesen, sagt Regisseur Peter Jackson, als er die vielen Stunden einzigartiges Filmmaterial gesichtet habe. Die Beatles im Januar 1969, kurz vor ihrem Ende. Im Studio, bei Proben und Aufnahmen. Die Entstehung der beiden letzten Alben "Abbey Road" und "Let It Be" ist hautnah dokumentiert.

Und der letzte Auftritt der Fab Four, das legendäre "Rooftop Concert" , erstrahlt noch einmal digital überarbeitet in 4K-Auflösung. Die 16mm-Filmszenen sehen nicht so aus, als seien sie fast 53 Jahre alt, dank der Arbeit des Cutters Jabez Olssen.

In einem "Sneak-Peek"-Video, das Peter Jackson im Dezember 2020 ins Netz gestellt hatte, sind die späten Beatles zu sehen, wie sie, anstatt zerstritten zu sein, fröhlich im Studio herumblödeln. Es wirkt wie ein nettes Familientreffen mit Kindern und Frauen. Yoko Ono und John Lennon knuddeln und geben sich Küsschen, Ringo Starr spielt den Clown, Paul McCartney hüpft herum, selbst George Harrison kann sich das Grinsen nicht verkneifen. Zwischendurch wird auch mal ernsthaft geprobt.

Beatles Dokumentation | Get Back: Regisseur Peter Jackson
Peter Jackson über "Get Back": "Ein Film über Kettenraucher mit Gitarren"Bild: Apple Corps Ltd

In dem Video sagt Peter Jackson, er hoffe, dass diese kleinen Ausschnitte den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden - und ja, das tun sie auch.

Eigentlich war schon alles vorbei

Bei dieser ausgelassenen Stimmung stellt sich die Frage: Was bitte hat Peter Jackson da gefunden? Oder besser: Was hat der Filmemacher Michael Lindsay-Hoggs da gedreht, damals in diesen Januartagen des Jahres 1969?

Die Vorgeschichte erklärt einiges: Die Beatles waren definitiv zerstritten. Aus verschiedenen Gründen. Lennons Liaison mit Yoko Ono nervte den Rest der Band. Sie klebte an John, saß im Studio mit dabei, ließ ihn nicht aus den Augen.

  John Lennon und Yoko Ono sitzen nebeneinander
Unzertrennlich: John und YokoBild: Richard Keith Wolff/Retna UK/Photoshot/picture alliance

George war sowieso frustriert und wollte eigentlich gar nichts mehr mit den anderen zu tun haben. Manager Allen Klein war in der Band umstritten, der knallharte Geschäftsmann († 2009) war bekannt dafür, seine Klienten auszunutzen. Paul war dagegen gewesen, den Mann anzustellen, doch die anderen hatten sich über ihn hinweggesetzt. Vor allem die Fans sagen, dies habe auch zum Ende der Beatles geführt.

Das "Weiße Album" (1968) war bereits unter einem schlechten Stern entstanden, selten waren alle vier gemeinsam bei den Aufnahmen im Studio. Ähnlich spielte sich die Produktion des Albums "Let It Be" ab, das erst nach dem Ende der Beatles veröffentlicht wurde.

Nur noch ein einziges Mal...

Einer jedoch ließ nicht locker: Paul versuchte, die Band noch einmal zusammen zu trommeln, für ein letztes gemeinsames Album. Das Ziel war, wieder erdige Musik zu machen, Musik, die man live spielen konnte - das hatten die Beatles nämlich seit Jahren nicht mehr getan. Ihre Musik war erstens viel zu komplex geworden und zweitens hatten die vier die kreischende Menschenmenge bei ihren Konzerten satt.

Die Beatles und andere Personen sitzen im im Apple-Studio in der Londoner Savile Row und besprechen etwas
Besprechung im Apple-Studio in der Londoner Savile RowBild: Apple Corps Ltd

Paul schaffte es alle zu überreden und er holte den langjährigen Produzenten George Martin noch einmal ins Boot. Schließlich wurde ein weiterer alter Bekannter der Band engagiert. Der Filmemacher Michael Lindsay-Hoggs begleitete die Studiosessions mit der Kamera, eigentlich für eine Fernsehdokumentation, die dann aber unter dem Titel "Let It Be" in die Kinos kam und fortan umstritten war.

Und so trafen sich die Fab Four mit Kind und Kegel noch einmal für ein paar Tage im Studio, um nach all diesen Monaten des Streitens wieder zusammen zu jammen und schließlich sogar ein letztes Livekonzert zu geben - das als "Rooftop Concert" in die Musikgeschichte einging. Was Lindsay-Hoggs damals über den Dächern von London gedreht hat, ist weltbekannt - doch die Bilder hinter den Kulissen sind zum großen Teil noch nie gezeigt worden. Bis jetzt.

Beatles Dokumentation | Get Back. Szene Rooftop Concert, die Beatles musizieren auf einem Dach, im Hintergrund Zuschauer
Das "Rooftop Concert" wurde nach knapp 45 Minuten von der Polizei beendetBild: Apple Corps Ltd

Peter Jackson hat aus den 56 Stunden Film- und 140 Stunden Audiomaterial eine sechsstündige Dokumentation geschaffen, die die Beatles so hautnah präsentiert wie noch nie. Sie zeigt, wie es vier Musiker unter hohem Druck und Stress trotzdem schaffen, so ikonische Songs wie "Get Back" einzuspielen. Die Kameras sind ganz nah dran, wenn sich die Spannung in Blödsinn auflöst, wenn hier einer genervt guckt und dort ein anderer herumflucht.

Bei Disney wird nicht geflucht

Beim Fluchen allerdings versteht Disney keinen Spaß, und so hatte Peter Jackson bei der Zusammenstellung der Szenen einige Diskussionen mit den dortigen Entscheiderinnen und Entscheidern. Denn bei Disney soll immer alles ganz "jugendfrei" zugehen, es soll also weder geflucht noch geraucht werden. Genau das passiert bei den Beatles allerdings permanent, so wie bei Millionen anderen Bands auch, die im Proberaum oder im Studio sitzen, die dort emotional diskutieren, die sich auch mal aufregen oder gar wütend den Raum verlassen.

"Die Beatles sind nun mal Liverpooler Boys und sie fluchen, wie es ihnen passt", sagte Peter Jackson dem britischen Fachmagazin "Radio Times". Schließlich habe sein Team Disney davon überzeugen können, gar nichts rauszuschneiden. "Nach meinem Wissen ist so eine Sprache erstmalig in einem Disney-Produkt. Damit dürfen sie sich jetzt modern fühlen."

Paul McCartney: "Absurde Situation"

Die beiden noch lebenden Beatles, Paul McCartney und Ringo Starr, haben dem Regisseur ihr Go gegeben. Ringo lobte Peter Jacksons Arbeit im Online-Magazin "Udiscover" mit den Worten, Jackson sei "ein Held". Und Paul meinte in einem Interview mit der Zeitung "Welt am Sonntag", es habe großen Spaß gemacht zu beobachten, wie er und seine Bandkollegen damals miteinander umgingen.

Das sei schön zu sehen - um so mehr, da in späteren Jahren viel darüber geredet worden war, John und er hätten sich nur gestritten. "Ich habe schon immer gedacht, das stimmt doch einfach nicht." Wenn man sich jetzt diesen Film anschaue, werde deutlich: "Das sind vier Freunde, die an einem total verrückten Ort in London spielen und über die Absurdität der Situation kichern. Das waren die Beatles, das waren wir."

Auf Disney+ läuft die Doku in drei Teilen. Sie können jeweils ab dem 25., 26. und 27. November 2021 gestreamt werden.

Wuensch Silke Kommentarbild App
Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online