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Blutiger Tierhandel

Tamsin Walker /ke6. März 2015

Noch nie zuvor gab es mehr Wilderei auf der Welt. Der illegale Handel mit Tieren gehört zu größten illegalen Geschäftsfeldern überhaupt. Er bedroht neben Arten auch Menschen und die globale Sicherheit.

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Ein Tiger im Wasser
Tiger sterben vor allem für ihr FellBild: picture-alliance/AP/J. Kundu

Auch wenn sie Zähne, Krallen und scharfe Schnäbel haben, die Welt der wilden Tiere ist heute mehr denn je eine Welt, die geschützt werden muss. Und zwar von Menschen vor dem Übergriff durch Menschen. Das Schutzbedürfnis steigt, denn der illegale Handel mit Tieren nimmt stetig zu. Und auf Gnade von Seiten der Kriminellen können Tiere wohl kaum zählen.

Heute sind es nicht mehr einzelne Wilderer, die Elefanten töten, um etwas zu verdienen. Vielmehr haben durchorganisierte Syndikate das Tötungs-Geschäft in unserer globalisierten Welt übernommen. Sie haben es auf die seltenen und wichtigen Tiere, die Ikonen, abgesehen. Elefanten und Tiger zum Beispiel. Laut WWF gibt es nur noch gut 3.200 wilde Tiger weltweit. Zehntausende Elefanten werden jedes Jahr getötet und die Wilderei von Nashörnern nahm zwischen 2007 und 2012 um schier unglaubliche 5.000 Prozent zu. Und die Nachfrage steigt.

Das falsche Bild

Nashorn etwa wird vor allem nach Vietnam exportiert. Das Horn gilt hier als Heilmittel für eine große Zahl von Krankheiten. Auch Krebs soll es heilen können. Und es ist schick, Nashorn zu benutzen, eine Mode, sich einer Gesundheitskur zu unterziehen.

"Es wird etwa zum Entgiften genommen, wenn man verkatert ist," sagte Volker Homes. Er ist der Artenschutzexperte bei WWF in Berlin. "Viele Menschen, die das Horn so nutzen, sind reich und gebildet, ihnen ist bewußt, dass die Tiere ihretwegen sterben."

Doch dieses Wissen hält sie nicht davon ab, die tödliche Industrie zu unterstützen. Auch Sensibilisierungskampagnen, die die Organisation durchführt, um den Konsumenten die Bedeutung der Rhinos vor Augen zu führen, scheinen nicht das gewollte Ergebnis zu erzielen. Richard Thomas, Sprecher des internationalen Artenschutzprogramms Traffic sagte Global Ideas, dass die Bilder mitunter sogar kontraproduktiv sein können, wenn es darum geht das Verbraucherverhalten zu ändern: "Wir haben erlebt, dass Konsumenten in Vietnam so beeindruckt waren von den Fotos, dass sie einen Teil dieser erstaunlichen Tiere auf den Bildern besitzen wollten," sagte er. "Im Grunde wollen sie ihren Freunden zeigen, dass sie Geld haben."

Das ganze Bild betrachten

Thomas plädiert dafür, sich von diesem speziellen Ansatz, das Problem anzugehen, zu lösen. Vielmehr müsse man das große Ganze betrachten. "Es ist nicht nur ein Thema für Umweltministerien," sagte er. "Es ist eines, das durch die Bank ernst genommen werden muss."
Denn nicht nur die Natur leide unter dem verbotenen Handel mit Tieren und Tierprodukten, sondern auch Menschen, Gemeinden, ganze Gesellschaften. Die Arbeit eines Wildhüters etwa sei noch nie so gefährlich gewesen.

Laut der Stiftung Thin Green Line sind in den letzten 10 Jahren weltweit 1.000 Wildhüter ums Leben gekommen. Der größte Teil von ihnen wurde von kommerziellen Wilderern und bewaffneten Milizen getötet. Die emotionale, aber auch die wirtschaftliche Last der betroffenen Familien ist enorm, und die Effekte breiten sich auch außerhalb der Wildereigebiete entlang der illegalen Handelsrouten aus.

Andrea Crostas, Geschäftsführer der Elephant Action League und Gründer von Wildleaks, führt den Einbruch der kenianischen Tourismusindustrie auch darauf zurück, dass es zunehmend gefährlich sei, in Wildparks unterwegs zu sein. Auch nicht zu unterschätzen wäre, dass mehr und mehr Tieren als Besuchermagnet fehlten.

Die Macht des Geldes

Das Versprechen mit diesem verbrecherischen Handeln reich zu werden, ziehe immer mehr Menschen in den Bann von kriminellen Gruppen, so Crostas. "Dass man mit ein paar Stoßzähnen Geld für vier Jahre verdienen kann, dem ist sehr schwer zu widerstehen," sagt er. "Aber diese eine schlechte Entscheidung kann dazu führen, dass junge Menschen entweder im Gefängnis landen oder sogar sterben."

Mit einem geschätzten Umsatz von 10 bis 20 Milliarden Dollar im Jahr wird Wilderei und das Schmuggeln von Tieren in die gleiche Kategorie gezählt wie Drogenhandel, Korruption und sogar Terrorismus. Damit hat Wilderei auch Auswirkungen auf die Sicherheit, national und international. So seltsam das klingen mag, aber selbst eine Schnecke könnte damit ein Sicherheitsproblem darstellen: "Abalone, große Seeschnecken also, werden in Südafrika illegal aus dem Meer geholt und gegen Drogen, in dem Fall Crystal Meth, getauscht. Danach werden sie nach Hong Kong geschmuggelt," erklärt Richard Thomas. "Die chinesische Mafia kontrolliert den ganzen Handelsprozeß und den Weitervertrieb der Tiere in China."



Es gebe noch weit mehr Zusammenhänge zwischen Wilderei und organisierter Kriminalität, so Crosta. Bezogen auf sein Portal WildLeak erzählt er von einem Mittelsmann in Mosambik, auf dessen Gehaltsliste Angestellte eines Hafens stehen. "Diese Leute werden benutzt, um Elfenbein zu schmuggeln, aber auch Drogen und Waffen," so Crosta. "Die könnten auch eine Bombe durchgehen lassen, die für Hong Kong oder New York bestimmt ist."

Die nächste wichtige Schritte

Umweltschützer reden von einem Rennen gegen die Zeit, um Elefanten, Tiger und Nashörner vor dem Aussterben zu bewahren. Um diesen Wettlauf zu gewinnen, braucht es schärfere Gesetze. "Die Leute wissen, dass sie, selbst wenn sie erwischt werden, wahrscheinlich davonkommen, indem sie jemanden bestechen," sagt Volker Homes. "Wilderei findet oft in Ländern statt, die politisch ohnehin nicht besonders stabil sind. Dadurch bekommen die Kriminellen oft nur eine geringe Strafe." Wenn überhaupt. Auch wenn der Handel mit Tierprodukten wie Elfenbein und Nashorn verboten ist, werden diese Verbote oft einfach ignoriert. Außerdem gibt es genug juristische Schlupflöcher, die Kriminellen die Möglichkeit eröffnen, ihre Schmuggelware doch anzubieten.

Der WWF setzt sich dafür ein, dass Wilderei angemessen betstraft wird. Um das zu schaffen, müssten sich Lieferländer, Zwischenhändler und Zielländer enger abstimmen. Doch der Weg zu gemeinsamen Abkommen ist lang und kompliziert. Crostas gehen die Maßnahmen nicht weit genug. Die Rechtslage zu überarbeiten, reiche nicht, sagt er. Vielmehr solle die ganze Elfenbein-Industrie verboten werden. Er fordert China als Hauptimporteur von illegal gehandelten Stoßzähnen auf, das Richtige zu tun. "Der Präsident Chinas könnte einfach sagen, dass es sich dabei um eine kleine Industrie handelt, mit der nur wenige, kriminelle Menschen, reich werden. Also bauen wir das stufenweise ab," sagte er. "Diese Macht hat er."

Ein Pangolin
Gürteltiere gelten ebenfalls als zunehmend bedroht. Ihre Schuppen enthalten den wertvollen Stoff Keratin.Bild: AP
Zwei Elefanten
Der Verkauf von Elfenbein hat nicht nur Konsequenzen für die Zahl der Elefanten.Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch
Ein abgeschnitten Nashorn wird gehalten
Studien zufolge hat das Horn eines Nashorns einen Wert von $65,000 pro Kilo.Bild: Roberto Schmidt/AFP/Getty Images
Nashörner ohne Horn
Nashörner fallen der Gier der Menschen nach ihrem Horn zum Opfer.Bild: Brent Stirton/Getty Images/WWF-UK