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Gute Aussichten

Karl Zawadzky18. Dezember 2006

Das deutsche Wirtschaftswachstum war 2006 mit rund 2,5 Prozent stärker als noch zu Jahresbeginn erwartet. Der Aufbau von Beschäftigung und der Abbau der Arbeitslosigkeit werden sich verstärken, meint Karl Zawadzky.

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Grafik für Kommentar oder Fernschreiber-Kolumne: Karl Zawadzky

Über eine ganze Reihe von Jahren war Deutschland das konjunkturelle Schlusslicht in der Europäischen Union. International war sogar - bei den einen mit Sorge, bei den anderen mit Häme - von der deutschen Krankheit die Rede. Das ist vorbei. Derzeit erlebt Deutschland nicht nur das stärkste Wirtschaftwachstum seit dem Wiedervereinigungsboom Anfang der neunziger Jahre, sondern mehr noch: Deutschland ist die Konjunkturlokomotive Europas. In keinem anderen Land der EU wächst die Wirtschaft stärker als in Deutschland, der mit deutlichem Abstand größten Volkswirtschaft Europas. Das Wirtschaftswachstum beträgt 2,5 Prozent; niemand wäre überrascht, wenn es bei der genauen Auswertung durch das Statistische Bundesamt noch höher ausfallen würde. Die Aussichten für eine Fortsetzung des Aufschwungs in 2007 und darüber hinaus sind ausgesprochen gut.

Besonders wichtig - und zudem erfreulich - ist, dass die Beschäftigung zunimmt. Im November ist die Vier-Millionen-Grenze in der offiziellen Arbeitslosenstatistik unterschritten worden. Dafür gibt es zwei wichtige Gründe: Einerseits wirkt sich die Reform der Arbeitslosenversicherung aus; Arbeitslose werden bei der Suche nach einem neuen Job stärker gefördert, sie werden dabei auch stärker gefordert. Zum anderen haben die Unternehmen während der Stagnation ihre Beschäftigung so stark reduziert, dass die Beschäftigungsschwelle gesunken ist. Bei steigenden Aufträgen müssen sie ihre Mitarbeiterzahl früher als vor Jahren erhöhen. Der Abbau der Arbeitslosigkeit wird der Konjunktur weiteren Auftrieb geben. Das betrifft sowohl die Stärkung des privaten Konsums und die Entlastung der öffentlichen Kassen als auch - und dies besonders - die Stimmung im Lande.

Die deutsche Wirtschaft ist heute stärker als je zuvor. Die Unternehmen haben sich verschlankt. Sie haben sich auf ihre Kernkompetenz konzentriert und ihre Geschäftsprozesse optimiert. Sie haben ihre Produkte und Produktionsverfahren modernisiert und sich weiter internationalisiert. Selbst viele Mittelständler sind heute weltweit am Markt - und dies nicht nur mit Verkaufsniederlassungen, sondern auch mit der Produktion. Zu einem steigenden Anteil finden sich in den deutschen Exportprodukten Zulieferungen aus dem kostengünstigen Ausland. Die Kunst besteht darin, eine solche Produktion ohne Qualitätseinbußen zu organisieren. Beim Aufstieg geholfen hat natürlich auch die moderate Tarifpolitik der Gewerkschaften. Da die Arbeitskosten in Deutschland in den letzten sechs Jahren nicht einmal halb so stark gestiegen sind wie in den übrigen EU-Ländern, sind die Lohnstückkosten gesunken, was die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte auf den internationalen Märkten erheblich gestärkt hat.

Deutschland wird das Jahr 2006 wieder als Exportweltmeister abschließen. Die konjunkturelle Abkühlung in Amerika ist zu verkraften, denn die deutschen Ausfuhren in andere Weltgegenden entwickeln sich überaus dynamisch. Dazu zählen Osteuropa und Russland, aber auch China, Indien und der Nahe Osten. Auch der starke Euro wird nicht zu nachhaltigen Bremsspuren führen. Denn einerseits bietet die Finanzbranche genügend Angebote, um sich gegen Währungsschwankungen abzusichern; zum anderen verbilligt der teure Euro die Importe und hilft bei der Sicherung der Preisstabilität. Ohne Zweifel: Die deutsche Wirtschaft steht gut da. Die Unternehmen erzielen nicht nur Rekordumsätze, sondern auch Rekordgewinne. Der Aufschwung ist so robust, dass die Konjunktur den aus der Mehrwertsteueranhebung erwarteten Dämpfer für den privaten Konsum wegstecken kann. Für 2007 bestehen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten die besten Aussichten.