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Handball-WM: Kapitän an Bord

12. Januar 2017

Nach dem Tod seines Vaters ist Uwe Gensheimer wieder bei der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Bundestrainer Dagur Sigurdsson erwartet beim ersten WM-Spiel gegen Ungarn einen "Kampf um jeden Zentimeter".

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Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer beim Wurf. Foto: dpa-pa
Bild: picture alliance/dpa/ L. Perenyi

"Ich werde die Weltmeisterschaft spielen", sagte Uwe Gensheimer laut Mitteilung des Deutschen Handballbundes (DHB). "Das hätte mein Vater so gewollt." Zugleich bat der Kapitän der Nationalmannschaft darum, seine Privatsphäre während des Turniers zu respektieren. "Ich bitte um Verständnis, dass ich mich hierzu während der WM nicht weiter äußern werde", sagte Gensheimer. Nach dem Tod seines Vaters hatte der 30-Jährige mehrere Tage bei seiner Familie in Mannheim verbracht. Der DHB hatte ihm freie Hand gelassen, ob er bei der WM spielen wolle. Die Mannschaft fuhr zunächst ohne Gensheimer nach Frankreich. Der Kapitän reiste nun mit dem Auto hinterher und stieg sofort nach der Ankunft im Teamquartier in Rouen ins Training ein. "Er macht soweit einen guten Eindruck", sagte Teammanager Oliver Roggisch, der mit Gensheimer anreiste. "Ich hoffe, dass er sich jetzt auf Handball konzentrieren kann." Zur Beerdigung seines Vaters wird der Spieler in der kommenden Woche noch einmal nach Deutschland fahren.

Stütze der Mannschaft

Die Rückkehr Gensheimers könnte vor allem mit Blick auf den weiteren Verlauf des Turniers enorme Bedeutung für das junge Team haben. Der Rechtshänder zählt zu den besten Spielern der Welt, mit seiner Erfahrung dürfte er vergleichsweise unerfahrenen Akteuren wie Simon Ernst oder Rune Dahmke gerade in der K.o.-Phase des Turniers eine wichtige Stütze sein. Doch auch das Team könnte seinem Kapitän in den kommenden Tagen Halt geben. Wie sehr Gensheimer in der Nationalmannschaft verankert ist, wurde bei der erfolgreichen EM im vergangenen Jahr deutlich. Obwohl er wegen einer Verletzung für das Turnier ausgefallen war, reiste er zur DHB-Auswahl nach Polen. Gensheimer unterstützte die jüngste Mannschaft, feuerte auf der Tribüne an, gab Tipps - und feierte anschließend gemeinsam mit dem Team den sensationellen Titelgewinn.

Bundestrainer Sigurdsson beim olympischen Turnier in Rio. Foto: dpa-pa
Bundestrainer Sigurdsson warnt vor UngarnBild: picture-alliance/dpa/L. Schulze

Sigurdsson erwartet enges Spiel

Ob er schon beim ersten WM-Auftritt gegen Ungarn (17.45 Uhr MEZ) wieder voll eingesetzt wird, wird er wohl selbst entscheiden. Bundestrainer Dagur Sigurdsson bewertete die Chance seiner Mannschaft im Fernsehsender Sky mit "50/50". Es werde "ein enges Spiel, ein Kampf um jeden Zentimeter", sagte der Isländer, der nach der WM als Nationalcoach nach Japan wechselt. "Wir wissen, dass wir ein schwieriges Auftaktspiel vor uns haben. Aber alles in allem sind wir gut drauf." Großen Respekt haben Sigurdsson und seine Spieler vor allem vor Ungarns Altstar Laszlo Nagy. Der Top-Verteidiger vom ungarischen Spitzenclub MKB Veszprem ist der Kopf des Teams, zu dessen Stärken vor allem die Erfahrung zählt. "Die werden das sehr clever angehen, die spielen seit mehreren Wochen sehr gut", sagte Sigurdsson. Der Bundestrainer muss möglicherweise auf Linksaußen Dahmke verzichten, der wegen einer Erkältung beim Abschlusstraining fehlte.

Wolff: "Wir wollen den Titel"

In der Gruppenphase trifft das DHB-Team nach dem Spiel gegen Ungarn ebenfalls in Rouen noch auf Chile (15. Januar), Saudi-Arabien (17. Januar), Weißrussland (18. Januar) und Kroatien (20. Januar). Die jeweils vier Erstplatzierten der vier Gruppen erreichen das Achtelfinale, die erste K.o.-Runde. Das Finale der WM steigt am 29. Januar in Paris.

Deutschlands Handball-Team nach dem EM-Sieg 2016 mit der Trophäe. Foto: Getty Images
Deutschlands Handballer würden gerne ihren EM-Coup bei der WM wiederholenBild: Getty Images/Bongarts/A. Nurkiewicz

Das Selbstbewusstsein beim Europameister und Olympia-Dritten ist groß. "Wir wollen Weltmeister werden", sagte Torwart Andreas Wolff. DHB-Vizepräsident Bob Hanning traut der Mannschaft den nächsten großen Coup zu. Das deutsche Team könne mittlerweile an jedem Tag jede Mannschaft schlagen, sagte Hanning: "Wenn du einmal so einen Erfolg hattest, dann weißt du, wie er schmeckt."

sn (dpa, sid)