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Film

"Hillary": Die Frau, die immer wieder aufsteht

Elizabeth Grenier sd
27. Februar 2020

Man kennt sie einfach als Hillary: Nanette Bursteins Dokumentarfilm erzählt die Geschichte Hillary Clintons, die 2016 bei der Präsidentschaftswahl Donald Trump unterlag. In Berlin hatte der Vierteiler sein Europa-Debüt.

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Berlinale Hilary Clinton
Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Bereits im Januar flimmerte "Hillary" beim Sundance-Festival in den USA über die Leinwände. Bevor Bursteins Werk am 6. März auf der US-Streaming-Plattform Hulu startet, war die Dokumentarfilmserie über Hillary Diane Rodham Clinton nun auch bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin zu sehen.

"Mein Film zeigt eine Frau, die unglaublich polarisiert und  deswegen sowohl verunglimpft als auch verherrlicht wurde", sagte Regisseurin Nanette Burstein auf der Berlinale im Gespräch mit der Deutschen Welle. Und so handelt der 252-minütige, vierteilige Dokumentarfilm genau davon: "Ich wollte verstehen, wer diese Person wirklich ist."

Der Film soll kein Vermächtnis für die demokratische Präsidentschaftskandidatin von 2016 sein. Stattdessen lässt er die damalige Wahl Revue passieren. Fast 2000 Stunden Backstage-Filmmaterial aus Clintons Kampagne flossen ein. Und so geht der Dokumentarfilm weit über die Ereignisse des Jahres 2016 hinaus, beleuchtet Hillarys politische Entwicklung und richtet den Fokus schließlich auf die Kampagne von 2016. "Ich wollte einen Film über ihr ganzes Leben machen", sagt Burstein.

Clinton offener, als erwartet

Dass Hillarys Biographie dazu taugte, die Geschichte des Feminismus und der US-Politik zu erzählen -  davon musste Burstein ihre Protagonistin erst einmal überzeugen. Mehr als 45 Personen, die mit Hillary studiert oder gearbeitet haben, darunter Bill Clinton und Barack Obama, trugen schließlich zu dem Film bei.

Nanette Burstein und Hillary Rodham Clinton
Regisseurin Nanette Burstein mit ihrer Protagonistin Hillary Rodham ClintonBild: picture-alliance/P. Treadway

Der Streifen blickt hinter die Fassade einer erfahrenen Politikerin, die ebenso First Lady an der Seite ihres Präsidentengatten Bill Clintons war wie auch US-Außenministerin unter Präsident Barack Obama. Sichtbar wird der Mensch Hillary, der - trotz aller Herausforderungen und erlittener Tragödien - immer wieder aufsteht. Diese Tapferkeit hat Filmemacherin Burstein besonders beeindruckt: "Ich weiß nicht", resümiert sie, "ob ich dazu fähig wäre."

Für ihr Filmprojekt wurde Burstein zur Hillary-Expertin: "Ich habe sie intensiv studiert und sieben Tage lang interviewt, ebenso ihre Familie, Freunde und Journalisten, die ihr auf den Fersen waren. Ich habe jedes Buch zum Thema gelesen und jeden Fetzen Archivmaterial gesichtet, der je existierte." Dann die Überraschung: Clinton gab sich zugänglicher und offener, als sie erwartet hätte  - und fähig zur Selbstreflexion. Der Gedanke, dass viele Menschen sie als nicht authentisch empfänden, hat Hillary beschäftigt. Im Film sagt sie: "Ich provoziere starke Meinungen." Die Regisseurin führt den Effekt gleichwohl auf die Geschlechterpolitik in den USA zurück: "Hillary ist seit über 30 Jahren Teil des öffentlichen Lebens und hat die Grenzen dessen, was Frauen tun durften, verschoben", so Burstein. "Sie wollte Rollen besetzen, die größtenteils von Männern besetzt waren, und das hat natürlich Unmut geweckt."

Politikerin mit Imageproblem

Doch beruhe Hillarys Imageproblem nicht nur darauf: "In den 1990-er Jahren während der Clinton-Administration gab es viele Skandale und Korruptionsvorwürfe." Und selbst wenn diese widerlegt worden seien – es bleibe immer etwas hängen.

Bill Clinton und Hillary stehen nebeneinander
Bill Clinton und Hillary reden im Film über seine UntreueBild: William J. Clinton Presidential Library

Als First Lady musste Hillary sich öffentlich mit der ehelichen Untreue ihres Mannes auseinandersetzen. Nun versuche sie, nicht zurückzuschauen, weil es zu schmerzhaft sei: "Hillary ist sehr zukunftsorientiert", sagt Burstein, "aber offensichtlich verfolgen die Skandale sie die ganze Zeit."

Kontrovers mit Bernie Sanders 

In dem Dokumentarfilm lässt Clinton kein gutes Haar an Bernie Sanders, ihren damaligen innerparteilichen Rivalen für die Nominierung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten: "Niemand mag ihn, niemand will mit ihm arbeiten, er hat nichts erreicht. Er war ein Karrierepolitiker", so Clinton im Film. Und noch im Januar bekräftigte sie ihre Ansicht gegenüber dem Magazin "Hollywood Reporter". Als US-Medien das Zitat aufgriffen, reagierten Sanders' Anhänger empört: Ihr Hashtag #ILikeBernie trendete auf Twitter. Schließlich ruderte Hillary zurück: "Es waren doch nicht mehr als 15 Sekunden in einer vierstündigen Dokumentation."

Burstein indes glaubt, die US-Medien hätten die Geschichte verzerrt dargestellt. Auf der Berlinale-Pressekonferenz erklärte sich Hillary nun sogar bereit, Sanders zu helfen – freilich ohne ihn namentlich zu nennen: "Ich werde abwarten, wen wir nominieren", so Clinton, "und ich werde den Nominierten unterstützen." Kämpferisch fügte sie hinzu: "Ich halte es für zwingend notwendig, dass wir den Amtsinhaber in den Ruhestand schicken."