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Irakische Armee nimmt Kajjarah ins Visier

23. August 2016

Spezialkräfte haben eine Offensive gegen die nordirakische Stadt gestartet, um sie als Angriffsbasis für die Rückeroberung der IS-Hochburg Mossul nutzen zu können. Die UN warnen indes vor einer neuen Flüchtlingswelle.

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Kämpfe in den Außenbezirken der irakischen Stadt Kajjarah (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Seit dem Morgengrauen laufe der Angriff auf die nordirakische Stadt Kajjarah, die von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) beherrscht wird. An der Offensive seien Anti-Terror-Einheiten und die Armee beteiligt, sagte Brigadegeneral Firas Baschar der Nachrichtenagentur AFP.

15.000 Zivilisten in der Stadt vermutet

Unterstützung bekommen die Iraker demnach von der US-geführten Militärkoalition, die in dem Land gegen den IS vorgeht. Ein Sprecher der Anti-Terror-Einheiten sagte, der Einsatz verlaufe gut und erreiche seine Ziele. Kajjarah werde vollständig von den Dschihadisten befreit werden, was den Plänen zum "finalen Kampf zur Befreiung von Mossul" Auftrieb gebe. Die Einsatzkräfte arbeiteten auch mit bewaffneten Einwohnern der Stadt zusammen.

Kajjarah liegt rund 60 Kilometer südlich von Mossul, der Hochburg der IS-Dschihadisten im Irak. Dort werden etwa 15.000 Zivilisten vermutet, die unter der IS-Herrschaft leben müssen.

Ein brennender Bezirk der Stadt Kajjarah nach Kämpfen zwischen Armee und IS-Kämpfern (Foto: Reuters)
Ein brennender Bezirk der Stadt Kajjarah nach Gefechten zwischen Armee und IS-KämpfernBild: Reuters

Der Bürgermeister des Bezirks Kajjarah sagte, es gebe Pläne, die Menschen, die noch in der Stadt ausharren, mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen. Die Hilfen würden verteilt, sobald die Stadt befreit sei, sagte Saleh al-Dschuburi. Seinen Angaben zufolge machte die Offensive auf Kajjarah rasche Fortschritte. Schon Stunden nach deren Beginn hätten die Einsatzkräfte wichtige Posten besetzt und IS-Kämpfer getötet oder zur Flucht gezwungen.

Mossul seit Sommer 2014 in den Händen des IS

Mossul ist die letzte große Stadt im Irak, die noch in der Hand des IS ist. Die Rückeroberung der zweitgrößten irakischen Stadt stellt die Streitkräfte aber vor eine große Herausforderung. Die Dschihadisten hatten Mossul im Sommer 2014 zusammen mit großen Gebieten im Norden und Westen des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Die irakische Führung hat sich zum Ziel gesetzt, die Extremisten-Hochburg, in der einst zwei Millionen Menschen lebten, im September zurückzuerobern.

Der Präsident der autonomen Region Kurdistan, Masud Barzani, informiert sich zuweilen höchstpersönlich an der Kampffront (Foto: picture-alliance/dpa/Y. Keles)
Der Präsident der autonomen Region Kurdistan, Masud Barzani (M.), informiert sich zuweilen persönlich an der FrontBild: picture-alliance/dpa/Y. Keles

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) stellt sich bereits auf eine massive Fluchtbewegung aus Mossul ein. Die UN wüssten zwar nicht genau, wie viele Menschen derzeit dort lebten, es könnten aber "bis zu 1,2 Millionen Menschen betroffen sein", die aus Mossul in alle Richtungen fliehen, sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards in Genf. Das UNHCR werde alles tun, um neue Camps zu bauen, sei dafür aber auf Gelder und freie Gebiete angewiesen. Bislang gebe es Nothilfe-Pläne zum Bau von provisorischen Unterkünften für bis zu 120.000 Menschen. Geplant seien Lager an sechs unterschiedlichen Orten im Nordirak. Ein Problem sei, dass viele private Grundeigentümer kein Land zur Verfügung stellen wollten. Andere Gebiete seien etwa wegen ihrer Nähe zur Front oder militärischen Operationen ungeeignet.

UN: Im Irak schlimmste humanitäre Lage für Vertriebene

Insgesamt sind laut UNHCR wegen jahrelanger Kämpfe im Irak 3,38 Millionen Menschen aus ihrer Heimat geflohen - unter ihnen viele Familien, die mehrfach vertrieben wurden. Der Irak sei derzeit das Land mit der weltweit schlimmsten humanitären Lage für Vertriebene. Angesichts des erwarteten Flüchtlingsstroms aus Mossul appellierte das UNHCR an die Kampfparteien, Rücksicht auf fliehende Menschen zu nehmen. "Es muss alles getan werden, um die Sicherheit und die Würde der Betroffenen zu gewährleisten", erklärte die Organisation.

sti/stu (afp, dpa rtr)