Italiens Homosexuelle erkämpfen ihr Recht
21. Juli 2015Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Italien aufgefordert, gleichgeschlechtliche Partnerschaften rechtlich anzuerkennen. Das Land verstoße derzeit gegen Artikel 8 der Menschenrechtskonvention: Der besagt, dass alle ein Recht auf Achtung ihres Privat- und Familienlebens haben.
Drei schwule italienische Paare hatten eine Klage vor dem Gerichtshof des Europarats eingereicht. Jedem einzelnen muss Italien nun 5000 Euro bezahlen und die Gerichtskosten erstatten. Nach derzeitigem italienischen Recht hätten die Partner weder heiraten noch eine Lebenspartnerschaft eintragen lassen können. Es bestehe ein Konflikt zwischen "der sozialen Realität" der Paare und dem italienischen Recht, stellt der Menschengerichtshof fest. Bisher hätten schwule und lesbische Partner so gut wie keine Rechte. Nachteile müssten sie zum Beispiel bei der materiellen Versorgung, den Unterhaltsansprüchen und dem Erbschaftsrecht hinnehmen.
Italien hinkt hinterher
Das Mittelmeerland ist eines der wenigen EU-Länder, in dem weder die Ehe noch eine eingetragene Partnerschaft erlaubt sind. Die sozialdemokratische Regierung von Matteo Renzi setzt sich für Letzteres ein. Bisher scheitert der Vorstoß allerdings am scharfen Gegenwind der Opposition und der in Italien traditionell einflussreichen katholischen Kirche.
Im ebenfalls katholisch geprägten Irland hatte sich die Bevölkerung hingegen bereits im Mai klar zur Homo-Ehe bekannt. Auf der grünen Insel sind damit hetero- und homosexuelle Paare gleichgestellt. Ein Trend in Europa: 24 von 47 Staaten des Europarats würden inzwischen Ehen von Homosexuellen rechtlich akzeptieren, so ein Hinweis des Menschengerichtshofs. Laut jüngsten Umfragen seien auch viele Italiener dafür, Partnerschaften von Schwulen und Lesben anzuerkennen, betonten die Straßburger Richter. Im Juni gab es allerdings auch Proteste in den Straßen Roms: Damals demonstrierten Zehntausende gegen die Homo-Ehe.
ms/rb (dpa, epd, kna)