Jeder zehnte Deutsche hilft Flüchtlingen
21. Dezember 2015Ausgabe von Kleidung und Essen, Unterstützung eines Flüchtlingsheims oder Begleitung von Flüchtlingen bei Behördengängen - insgesamt 10,9 Prozent der Deutschen beteiligen sich aktiv bei der Hilfe für Flüchtlinge. Dies sind die Ergebnisse einer Studie, die die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Anfang November in Auftrag gegeben hat.
Damit sei das Engagement größer als in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Im Bereich Sport und körperliche Bewegung liege der Anteil der Ehrenamtlichen bei 10,1 Prozent. Veröffentlicht wurden erste Ergebnisse der Stude auf der Onlineseite der Zeitung "Welt".
Jeder Dritte leistete Sachspenden
Auch die Spendenbereitschaft ist recht groß. Mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) erklärte, Sachspenden geleistet zu haben. Geld spendeten demnach 17 Prozent. Ein Prozent nahm Flüchtlinge in den eigenen vier Wänden auf.
Gleichzeitig gab mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) an, sie hätten "bisher noch keine Erfahrungen" mit Flüchtlingen gemacht. Bei den Befragten, die bereits Kontakt zu Flüchtlingen hatten, überwogen laut Studie die guten Eindrücke.
Große Sorge vor Anstieg des Rechtesextremismus
Gefragt wurde auch nach den Befürchtungen angesichts der großen Zahl an Flüchtlingen in Deutschland. Dabei kam heraus: Die größte Sorge der Deutschen ist der Rechtsextremismus. Dass dieser wachsen wird, glauben der Umfrage zufolge 85 Prozent der Befragten. 77 Prozent befürchten Schwierigkeiten bei der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. 70 Prozent denken, es komme demnächst zu staatlichen Einsparungen in anderen Bereichen.
Mehr als die Hälfte der Befragten sorgten sich um die innere Sicherheit und eine Zunahme der Kriminalität. Gut 70 Prozent zeigten sich besorgt über ein Anwachsen der Zahl extremistischer Muslime. Gut 40 Prozent meinten, die islamische Kultur werde künftig "unseren Alltag dominieren". 45 Prozent glaubten, dass "die meisten Flüchtlinge unberechtigt zu uns kommen".
Umfrangreiche Investitionen gefordert
Bei der Frage nach den positiven Aspekten des Flüchtlingszuwaches lag ein ethisches Argument weit vorn: 88 Prozent sagten, dass Deutschland "Menschen in existenzieller Not zur Seite steht". 70 Prozent meinten, damit gewinne Deutschland "Ansehen in der Welt".
2016 müsse zum Jahr der Integration werden, sagte der Präsident des Diakonie-Bundesverbands, Ulrich Lilie, der "Welt". Damit die Deutschen weiter offen für Flüchtlinge blieben, müssten sie den Eindruck gewinnen, "dass ihre eigenen sozialen Rechte nicht beeinträchtigt werden". Dazu würden unter anderem ein umfangreicher sozialer Wohnungsbau sowie umfangreiche Investitionen in Kitas und Schulen gebraucht, forderte Lilie. Die kompletten Ergebnisse der Studie will die EKD am Dienstag veröffentlichen.
cw/djo (afp, epd, kna, welt.de)