Anstieg von Meeresspiegel verhindern
27. März 2016Nach Berechnungen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) würde der Meeresspiegel bei einem anhaltend hohen Ausstoß von Treibhausgasen um 50 bis 130 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts ansteigen. Würden wir es schaffen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen, wären es etwa 20 bis 60 Zentimeter.
Für Millionen Menschen an den Küsten und in flachen Regionen ist das eine Bedrohung. Im Ernstfall müssten Städte, Industriegebiete und fruchtbares Land aufgegeben oder mit Deichen geschützt werden.
Neue Eismasse aus Meerwasser in der Antarktis?
Geoingenieure haben die Idee, dass man das Wasser aus dem Meer einfach auf die Antarktis pumpen könnte - dort würde es frieren und im zusätzlichen Eis gebunden.
Wissenschaftler vom PIK und dem Earth Observatory der Columbia University in New York nahmen sich dieses Idee vor und prüften, ob dieses Vorhaben tatsächlich realistisch sein könnte.
"Wir haben nach einem Weg gesucht, wie der Meeresspiegelanstieg zumindest verzögert werden könnte. Denn selbst mit strengem Klimaschutz ist der Anstieg nicht mehr vermeidbar und steigt bis Ende des Jahrhunderts im globalen Mittel auf über 40 Zentimeter", sagt Leitautorin Katja Frieler.
Die Forscher überprüften also, ob und wie ein globaler Schutz möglich ist. "Nicht überall auf der Welt sind normale Anpassungen wie Deichbau möglich. Nicht überall gibt es die technischen Voraussetzungen und finanziellen Mittel", so Frieler. "New York würde vielleicht gerettet, aber Bangladesch nicht. Es geht auch um Gerechtigkeitsfragen."
Gigantischer Aufwand und Kosten
Das Fazit der Wissenschaftler zu der Geo-Engineering-Lösung: Es wäre ein sehr großer Aufwand nötig, um den Anstieg des Meeresspiegels mithilfe von neuen Eismassen ansatzweise in den Griff zu bekommen und zu verzögern.
Die Bildung von zusätzlichem Eis am Rand der Antarktis könnte sogar zu einem steigenden Anstieg des Meeresspiegels führen. Denn das zusätzliche Gewicht führt dort zu Eisverlust an der Küste.
Aus diesem Grund müsste das Wasser mindestens 700 Kilometer ins Landesinnere - auf das 4000 Meter hohe Eisplateau - gepumpt werden. Für diese Pumpleistung wäre nach Berechnungen der Autoren eine Energie erforderlich, die etwa einem Zehntel des aktuellen globalen Energiebedarfs entspräche.
Theoretisch könnte der notwendige Strom von Windturbinen erzeugt werden, da die Antarktis sehr windig ist. Allerdings müssten hierfür etwa 850.000 Windräder auf den Eiskontinent gebaut werden, schreiben die Autoren. Anlagen für solche Kältezonen gibt es jedoch noch nicht und die Kosten wären immens.
Wegpumpen nicht empfehlenswert
Laut Studie ist das Aufhalten des Meerespiegelanstiegs mittels Eisbildung ein "kaum vorstellbarer technischer Ansatz". Zudem würde diese technische Lösung nur einen Aufschub bringen und künftigen Generationen eine zusätzliche Last aufbürden.
"Wenn wir eines Tages mit dem Pumpen aufhören, würde eine zusätzlicher Masseverlust der Antarktis den Meeresspiegel-Anstieg beschleunigen", sagt Mitautor Anders Levermann. Außerdem würden die besonders empfindlichen Ökosysteme an den Küsten der Antarktis von solchem Geo-Engineering schwer getroffen.
"Wenn wir mit den Treibhausgasausstoß weitermachen wie bisher", so Levermann, "dann würde nicht einmal ein solch riesiges Makro-Anpassungsprojekt genügen, um den Anstieg des Meeresspiegels substanziell zu begrenzen."
Aus diesem Grund sei eine rasche Reduktionen des Ausstoßes von Treibhausgasen unverzichtbar, wenn der Anstieg des Meeresspiegels handhabbar bleiben soll. Zudem sind nach Ansicht der Autoren große Investitionen in den Küstenschutz notwendig, damit der schrittweise Rückzug von Siedlungen verhindert werden kann.