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Meeresspiegel steigt um bis zu 1,3 Meter

Gero Rueter23. Februar 2016

Der Meeresspiegel wird bis zum Jahr 2100 weltweit um rund 0,5 bis 1,3 Meter ansteigen, wenn der Ausstoß von CO2 nicht schnell gesenkt wird. Eine neue Studie mahnt zum Handeln und liefert nun Daten für den Küstenschutz.

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Venedig Hochwasser auf dem Markusplatz
Meereshochwasser im Zentrum von VenedigBild: AP

Seit Ende des 19. Jahrhunderts erhöhte sich die Durchschnittstemperatur auf der Erde um ein Grad Celsius, gleichzeitig stieg der Meeresspiegel um rund 20 Zentimeter. Werden Treibhausgase wie bisher weiter ausgestoßen, wird der Meeresspiegel weltweit wahrscheinlich um weitere 50 bis 130 Zentimeter bis zum Ende dieses Jahrhunderts ansteigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt veröffentlichte Studie im Wissenschaftsjournal "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.

"Mit all den bereits emittierten Treibhausgasen in der Atmosphäre können wir den Meeresspiegelanstieg zwar nicht mehr verhindern, aber durch das Beenden der Nutzung fossiler Brennstoffe noch deutlich begrenzen", sagt Autor Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Leitautor vom Weltklimareport (IPCC). Nach Berechnungen der Forscher würde bei der Begrenzung der Erderwärmung auf unter zwei Grad der Meeresspiegel im Vergleich zu heute noch um 20 bis 60 Zentimetern bis zum Ende des Jahrhunderts ansteigen.

Japan Bucht von Tokio
Besonders betroffen sind die Niederlande, Bangladesch, Venedig, New York, Tokio, Syndey, Mumbai und London.Bild: Imago

Herausforderung für den Küstenschutz

Mit der Studie und einer frei zugänglichen Computersimulation liefern die Autoren Wissenschaftlern, Politkern und Versicherern ein Werkzeug für den Küstenschutz und die Prävention. "Wir wollen damit den Planern die notwendigen Hintergrundinformationen für ihre Anpassungsplanung geben. Das ist wichtig für den Deichbau, für Versicherungskonzepte und für die langfristige Planung von Siedlungen", sagt Levermann.

Selbst wenn die Begrenzung der globalen Erderwärmung auf unter zwei Grad gelingt und damit der Meeresspiegel um 20 bis 60 Zentimeter bis zum Ende diese Jahrhunderts steigt, sind nach Ansicht der Autoren die Herausforderungen für den weltweiten Küstenschutz immens. "Schon ein solcher verminderter Anstieg wäre eine ziemliche Herausforderung, aber weniger teuer als die Anpassung an ungebremsten Meeresspiegelanstieg, die in manchen Regionen der Welt sogar völlig unmöglich sein würde", sagt Levermann. "Wenn die Welt die größten Verluste und Schäden vermeiden möchte, müssen wir jetzt rasch dem Pfad folgen, auf den sich die UN-Klimakonferenz in Paris vor einigen Wochen geeinigt hat."

Pazifik Tuvalu Hochwasser
Die Pazifikinsel Tuvalu ist vom Anstieg des Meeresspiegels besonders betroffen. Immer öfter gibt es Überschwemmungen.Bild: Getty Images/Plan International Australia

Hilfe für Risikoabschätzung

Die Computersimulation zum Anstieg des Meeresspiegels berücksichtigt den Beitrag der schmelzenden Gletscher, den Masseverlust der Eisschilde an den Polen und die thermische Ausdehnung von wärmerem Meerwasser, das gemäß der physikalischen Gesetze mehr Platz einnimmt. „Unser Werkzeug ist so konzipiert, dass es sowohl zu den Beobachtungen der Vergangenheit als auch zu den langfristigen physikalischen Prozessen der verschiedenen Elemente des Erdsystems passt“, sagt Leitautor Matthias Mengel vom PIK. "Vor allem aber ist unsere Berechnungsmethode schnell und leicht reproduzierbar, so dass viele Simulationsdurchläufe möglich sind, um die Wahrscheinlichkeiten des Meeresspiegelanstiegs zu errechnen."

Die Software lässt Risiken jetzt besser einschätzen. "Küstenplaner brauchen eine vernünftige Einschätzung für den schlimmsten wie auch für den günstigsten möglichen Fall, um Chancen und Kosten abzuwägen", erklärt Mitautor Ben Marzeion von der Universität Bremen. "Die beste verfügbare Wissenschaft wird nun zusammengeführt, um gemeinsame Unsicherheitsspannen beim künftigem Meeresspiegelanstieg zu bestimmen und eine weitere Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs durch die Reduzierung von Treibhausgasen zu verhindern."

Bangladesch Hochwasser in Dhaka
Viele Menschen in Bangladesch wird ein höherer Meerespegel treffen. Ein entsprechender Küstenschütz ist schwierig.Bild: picture-alliance/dpa/A. Abdullah

Meeresspiegelanstieg wie nie zuvor

Die 'Proceedings" veröffentlichten noch eine weitere Studie zum Meeresspiegelanstieg. Untersuchte wurde der Anstieg in der Vergangenheit. "In den vergangenen Jahrtausenden ist der Meeresspiegel nie schneller angestiegen als im letzten Jahrhundert", erklärt Autor Stefan Rahmstorf von PIK. Die Studie bestätigt frühere Annahmen und liefert nach Angaben der Klimaforscher eine noch nie dagewesenen Robustheit. "Die Daten bestätigen erneut, wie ungewöhnlich unser Zeitalter der globalen Erwärmung durch Treibhausgasemissionen ist. Und sie zeigen, dass der Meeresspiegelanstieg als eine der gefährlichsten Klimafolgen bereits in vollem Gang ist."