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Keine Saison für die Geschichtsbücher

Andreas Sten-Ziemons11. Mai 2014

Trotz der Rekord-Meisterschaft des FC Bayern wird diese Saison nicht als eine der besten der Bundesliga-Historie in Erinnerung bleiben. Zu groß waren die Unterschiede, zu schlecht der letzte Eindruck des Meisters.

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Bayern-Trainer Pep Guardiola schaut beim Champions-League-Halbfinale des FC Bayern München gegen Real Madrid unzufrieden (Foto: ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images

Die 51. Bundesliga-Saison ist - bis auf die Relegation - zu Ende und niemand wird darüber glücklicher sein als die Mannschaft des FC Bayern München. Der Rekordmeister erhielt nach der letzten Partie gegen den VfB Stuttgart die Meisterschale und startete daraufhin die üblichen Feierlichkeiten mit Konfettiregen, Ehrenrunden und Bierduschen, von denen auch der so auf guten Stil bedachte Trainer Pep Guardiola nicht verschont blieb. Die Bayern feierten. Dabei gab es für den überlegenen Meister seit dem 27. Spieltag, seit die früheste Bundesliga-Meisterschaft aller Zeiten feststeht, nicht mehr viele Gründe, sich zu freuen. Nach dem Sieg bei Hertha BSC, der den Titel bedeutete, ließ Guardiola verlauten: "Die Bundesliga ist vorbei." Danach war es, als hätte man die Luft aus einem zuvor prall gefüllten Ballon gelassen. Die Bayern zeigten in den restlichen Saisonspielen kaum noch eine gute Leistung und schieden auch in der Champions League sang- und klanglos gegen Real Madrid aus.

Zuvor hatte das ganz anders ausgesehen. Die Liga war für die anderen 17 Klubs und deren Anhänger eher zum Weggucken gewesen. Aufgrund der drückenden Überlegenheit der Bayern herrschte ein Zustand zwischen Langeweile und Hoffnungslosigkeit. Die Münchener machten mit den Gegnern, was sie wollten. Bestes Beispiel war die Partie des VfL Wolfsburg gegen die Bayern am 24. Spieltag, als die "Wölfe" den FCB zwar 60 Minuten lang beherrschten, am Ende aber trotzdem mit 1:6 untergingen. Andere Mannschaften wie Eintracht Frankfurt machten sich gar nicht erst die Mühe, dauerhaft Gegenwehr zu leisten und schenkten die Spiele gleich von vorneherein ab. Oder sie gingen deutlich spürbar mit der Einstellung "hier ist eh nichts zu holen" ins Spiel, weshalb dann auch tatsächlich nichts zu holen war. Die im Vorjahr noch als "beste Liga der Welt" titulierte Bundesliga, in der angeblich jeder jeden schlagen konnte, war zu einer Zweiklassengesellschaft geworden - oben die Bayern, ganz weit dahinter der Rest.

Anzeigetafel mit dem Ergebnis Wolfsburg gegen Bayern München 1:6
Wolfsburg hielt die Bayern 62 Minuten lang in SchachBild: Imago/Hübner

Schneckenrennen gegen den Abstieg

Nicht mit Ruhm bekleckert haben sich dabei die drei Teams auf den hintersten drei Plätzen. Der Hamburger SV, der 1. FC Nürnberg und Aufsteiger Eintracht Braunschweig lieferten sich ein Schneckenrennen gegen den Abstieg. Geschlossen verloren die drei Letztplatzierten der Liga die fünf letzten Partien der Saison, Nürnberg sogar die letzten sieben. Schon in der Hinrunde hatte der "Club" Historisches geschafft, als er als erster Verein der Bundesliga eine ganze Halbserie lang ohne einen einzigen Sieg bleib. Der HSV rettete sich als 16. in die Relegation gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth und hat dabei nur 26 Zähler auf seinem Konto. Seit der Wiedereinführung der Relegation in der Saison 2008/2009 hätte diese magere Ausbeute stets den direkten Abstieg bedeutet.

Bundesliga 30. Spieltag VfL Wolfsburg - 1. FC Nürnberg, Nürnberger Spieler schauen fassungslos
Fassungslosigkeit bei den Nürnberger Spielern, die nun den Bundesliga-Abstiegsrekord haltenBild: picture-alliance/dpa

Als positive Auswirkung ihrer schwachen Leistungen können sich Hamburg, Nürnberg und Braunschweig lediglich auf die Fahnen schreiben, dass so der Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag spannend blieb. Gleiches gilt für das Ringen um die Champions-League-Plätze, bei dem am 34. Spieltag mit Bayer Leverkusen, dem VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach noch drei Klubs die Möglichkeit hatten, auf Platz vier zu springen, der zur Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League berechtigt.

Großes Stühlerücken, kaum positive Effekte

So gut wie keine positiven Auswirkungen hatten die Trainerwechsel der Saison. Mit Bruno Labbadia (Stuttgart), Thorsten Fink (Hamburg), Michael Wiesinger (Nürnberg), Mirko Slomka (Hannover), Bert van Maarwijk (Hamburg), Thomas Schneider (Stuttgart), Sami Hyypiä (Leverkusen) und Gertjan Verbeek (Nürnberg) mussten insgesamt acht Trainer vorzeitig ihren Platz auf der Bank räumen.

Nach dem letzten Spieltag ging der Mainzer Trainer Thomas Tuchel freiwillig. Lediglich der Wechsel von Hyypiä in Leverkusen zu Sascha Lewandowski, der vier von fünf Spielen gewann und die Werkself noch auf Rang vier führte sowie der von Schneider zu Huub Stevens in Stuttgart brachten Positives. Der VfB schaffte mit Stevens am 33. Spieltag den Klassenerhalt.

HSV-Trainer Bert van Marwijk gestikuliert (Foto: dpa)
Bert van Marwijk kam zum HSV - und ging auch wiederBild: picture-alliance/dpa

Eklatant ist, dass der Übungsleiter in Stuttgart, Nürnberg und Hamburg jeweils sogar zweimal innerhalb einer Spielzeit ausgetauscht wurde. Der HSV rettete sich mit Ach und Krach auf Relegationsplatz 16 und muss weiter um den Verbleib in der Bundesliga zittern, die Nürnberger sind zum achten Mal in ihrer Vereinsgeschichte abgestiegen – ein Bundesligarekord, auf den der ehemalige Rekordmeister mit Sicherheit gerne verzichtet hätten.

Beeindruckende Zahlen

Für die Verantwortlichen der Bundesliga bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) wird die Bilanz der 51. Saison dennoch positiv ausfallen. Die Stadien waren stets gut gefüllt. Insgesamt 13,3 Millionen Zuschauer sahen die insgesamt 306 Ligaspiele. Das ergibt einen Zuschauerdurchschnitt von 43.500 Zuschauern pro Partie. Ein guter Wert, der den Trend unterstreicht, dass seit sechs Jahren konstant mehr als 42.000 Zuschauer im Durchschnitt jedes Bundesligaspiel besucht haben. Da mit dem SC Paderborn nun ein Verein mit verhältnismäßig kleinem Stadion (15.000 Plätze) in die Liga kommt, könnte der Wert in der kommenden Saison wieder ein wenig sinken. Sollte der HSV in der Relegation gegen Greuther Fürth verlieren, umso mehr (Stadion Fürth: 18.000 Plätze).

Erfolgreich waren die Torschützen in dieser Saison. Durchschnittlich 3,16 Tore fielen pro Spiel, insgesamt erzielten die Bundesligaprofis 967 Treffer, so viele wie seit 1992 nicht mehr. Verwunderlich ist dabei allerdings, dass der neue Torschützenkönig Robert Lewandowski mit "nur" 20 erzielten Toren einen relativ niedrigen Wert erreicht.

Robert Lewandowski Torschützenkönig 2014 mit Torjägerkanone (Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)
Robert Lewandowski erzielte 20 TrefferBild: Rose/Bongarts/Getty Images

Ungebrochen und ständig steigend ist das Interesse an der Bundesliga im Ausland, auch wenn der deutsche Fußball hier noch deutlich hinter den Top-Ligen aus England und Spanien hinterherhinkt. Immerhin wurde das Bundesliga-Hinspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München in 207 von 209 der FIFA angehörenden Ländern übertragen.