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Das Ende der Feuerwehrleute?

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Tobias Oelmaier
2. Oktober 2016

Alexander Nouri wird in Bremen zum Cheftrainer befördert. Für unseren Kommentator Tobias Oelmaier ist das ein Zeichen, dass die kurzfristigen Lösungen in der Bundesliga ausgedient haben.

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Werder Bremen Geschäftsführer Baumann und Alexander Nouri
Bild: picture-alliance/dpa/C. Jaspersen

Leben retten, Gutes tun, ein Held sein - das macht den Beruf des Feuerwehrmannes aus. Nach verschiedenen Umfragen ist das Image der Feuerwehrleute sogar besser als das von Professoren, Krankenpflegern, Kita-Erziehern oder Ärzten. Immer da, wenn man sie braucht, auch wenn die meisten sie zum Glück nur selten brauchen. Auch im Fußball gibt es "Feuerwehrmänner". Trainer für den Fall der Fälle, deren Telefonnummer jeder Manager im Notizbuch hat - also fast jeder: Bei den Bayern fehlt dieser Eintrag wahrscheinlich. Wenn ein Vereinsmanager die Nummer eines Feuerwehrmannes wählt, geht es um den Klassenerhalt.

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DW-Sportredakteur Tobias Oelmaier

Hier hatte sich über Jahrzehnte ein fester Kreis etabliert: Klappte es nicht mit den Punkten, blinkte die Rote Laterne, klingelte das Telefon bei Peter Neururer, Jörg Berger, Felix Magath, Huub Stevens oder Hans Meyer. Und tatsächlich - irgendwie schafften es die Herren immer und immer wieder, mit sehr traditionellen Trainingsmethoden, teils harten Personalentscheidungen und ein wenig Psychologie - man war ja Feuerwehrmann - den Abstieg irgendwie noch zu verhindern.

Nun sind die eben genannten inzwischen verstorben (Berger), in Rente (Meyer), mit den meisten Klubs überworfen (Magath), häufig unpässlich (Stevens) oder sie heißen Peter Neururer. Für den verzeichnet Wikipedia 16 Trainerstationen in 30 Berufsjahren, außer beim VfL Bochum blieb er nie länger als zwei Spielzeiten im Amt. Heute ist Neururer 61 und wartet seit zwei Jahren auf ein Engagement.

Brände löschen reicht nicht mehr

Reflexartig hätte man von ein paar Jahren noch seinen Namen gerufen, als Werder Bremen sich nach vier Spieltag von Trainer Viktor Skripnik trennte. Feuer in Bremen! Wählt die 112! Dort, in der Einsatzzentrale, schieben derzeit Bruno Labbadia, Mirko Slomka oder Thomas Schaaf Bereitschaft. Aber die Zeiten haben sich geändert. Selbst in der größten Not versuchen die meisten Vereine inzwischen, langfristig zu denken.

Fußball 2. Bundesliga 16. Spieltag Fortuna Düsseldorf SpV Greuther Fürth Peter Neururer
Mutter aller Fußball-Feuerwehrleute: Peter NeururerBild: picture-alliance/dpa

Borussia Mönchengladbach hat es vor einem Jahr vorgemacht mit Andrè Schubert, der eigentlich nur Notnagel sein sollte für den abgewanderten Lucien Favre. Schubert, ein Mann, den vorher nur Insider kannten. Oder Hoffenheim mit Julian Nagelsmann. Mit 28 in Hoffenheim zum Cheftrainer befördert, ohne je höherklassig selbst Fußball gespielt, gescheige denn trainiert zu haben.

Nun hat sich auch Werder Bremen gegen einen Feuerwehrmann entschieden, hat die "interne" Lösung gewählt. Zwei, drei Spiele durfte sich Alexander Nouri, kurzfristig aus der U23 befördert, bewähren - jetzt wurde sein "Aushilfsvertrag" durch einen richtigen, aufgebesserten, ersetzt. Nouri, mit 37 noch in der Frühphase seiner Karriere, darf vorerst bis zum Saisonende weitermachen. "Im Fußball ist es manchmal auch ratsam, Gelegenheiten zu ergreifen, dem Bauchgefühl zu folgen", begründet Werder-Sportdirektor Frank Baumann seinen Schritt.

Garantien dafür, dass mit Nouri in Bremen nun alles besser wird, gibt es nicht. Aber sein Beispiel zeigt, dass mancherorts ein Umdenken stattgefunden hat. Taktik-Schulung ist immer bedeutender geworden, Trainingswissenschaft, Offenheit für neue Methoden, Kommunikation. Die junge Garde der Trainer ist hervorragend ausgebildet, innovativ, selbstbewusst und visionär. Da reicht es nicht mehr, den Brand nur zu Löschen. Der Blick richtet sich auch in der Krise nach vorne, und zwar langfristig. Der klassische Feuerwehrmann hat im Fußball ausgedient. Aber vom Image her konnte er ohnehin nie mit den richtigen Lebensrettern mithalten.

 

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