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Kampf gegen Weltkonzerne der Schattenwelt

Christoph Strack1. Oktober 2014

Organisierte Kriminalität trifft allein in Deutschland hunderttausende Opfer. Es geht um hunderte Millionen Euro. Die Ermittler brauchen mehr Unterstützung und mehr Mittel, meint Christoph Strack.

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Symbolbild Geldwäsche: Ein Koffer voller 100-Euro-Scheine (Foto: imago/imagebroker/begsteiger)
Bild: imago/imagebroker/begsteiger

Organisierte Kriminalität - das klingt nach korrupter Wirtschaft und Bau-Mafia, nach Rockerkutten und Nadelstreifen, auf jeden Fall nach großen Strukturen. Das stimmt alles. Aber das ist nur ein Teil dieser gigantischen Schattenwirtschaft.

Denn man kann Organisierte Kriminalität runterbrechen. Sie kann jeden treffen. Mögen die Täter oft kein Gesicht haben, die Opfer schon. Sie sind alt und jung. Wer einmal ältere Menschen erlebte, die von professionell organisierten Trickbetrügern finanziell abgezogen oder deren Haus nahe einer deutschen Autobahn rasch ausgeräumt wurde, weiß um den nicht mehr gut zu machenden Verlust an Lebensqualität, an Lebensfreude. Wer junge Leute trifft, aus deren Smartphone alle finanziell sensiblen Daten und denen bald auch das Geld vom Konto geklaut wurde, kennt das Staunen über kriminelle Grenzenlosigkeit. All das ist Teil eines Geschäfts, das die Ermittler in Sparten mit hunderten Millionen Euro bilanzieren. In ganz Europa setzt die Organisierte Kriminalität einen dreistelligen Milliardenbetrag um, Jahr für Jahr.

Die Mafia ist nicht nur in Italien

Organisierte Kriminalität ist ein internationales Geschäft. Aber wer jetzt sagt, es seien "die" Italiener, "die" Tschetschenen oder auch "die" Rumänen, liegt nicht richtig. Er zielt in die falsche Richtung, mit Mafia oder anderen Banden nur Ausländer zu assoziieren. "Beinahe immer", sagt der deutsche Bundesinnenminister Thomas de Maizière, "sind deutsche Staatsangehörige beteiligt", rund 40 Prozent der Tatverdächtigen hätten einen deutschen Pass. Und mit Blick auf Italien lobt er die Zusammenarbeit der Ermittler als "erstklassig". Sicher, es gibt "kritische Anfragen" der politisch Verantwortlichen an Länder wie Bulgarien oder Rumänien. Aber die Struktur der Täter - sie kamen 2013 aus rund 100 Ländern weltweit - spiegelt die Globalisierung wider.

Für Betroffene und Beobachter ist klar: "Der Staat", "die Behörden" müssen mehr tun. Das lässt sich leicht denken, wenn man selbst Opfer wurde oder wieder mal einen Fernsehbericht über kriminelle Auswüchse gesehen hat. Die konkrete Umsetzung ist indes weit schwerer. Es ist das Spiel von Hase und Igel. Da sind die knappen Mittel der Behörden, um im Kampf gegen Organisierte Kriminalität technisch mithalten zu können. Da ist auch die durchaus gegebene Bedrohung für Ermittler, ihr persönliches Risiko. Und da ist die Sorge um ein Zuviel an Kontrolle, sei es virtuell bei Daten oder auch, ganz konkret, bei Wohnraum-Überwachung. Freiheit und Sicherheit bedingen einander.

In diesem Herbst boomen auf dem deutschen Büchermarkt Titel zum weltweiten Netz. Diese schöne neue Welt, sie hat immer auch viele hässliche Seiten. Daran erinnert der Bericht zur Organisierten Kriminalität. Die Ermittler im Kampf gegen die "OK" brauchen mehr Unterstützung, auch mehr Mittel in Zeiten knapper öffentlicher Haushalte, denn sie kämpfen gegen Weltkonzerne der Schattenwelt. Und vielleicht brauchen sie angesichts neuer Tätigkeitsfelder der Organisierten Kriminalität auch neue rechtliche Möglichkeiten. Dabei gilt: Die Strafverfolgungsbehörden arbeiten gelegentlich in Grenzbereichen des geltenden Rechts. Aber jede Missachtung des bestehenden rechtlichen Rahmens durch staatliche Stellen wird die Arbeit vieler einzelner Ermittler schwerer machen.