Kulturstätten überschwemmt?
9. Januar 2005
Fünf Weltkultur- beziehungsweise Naturerbestätten gibt es in den Katastrophenregionen Süd- und Südostasiens. Von dem Tsunami besonders getroffen seien unter anderem die Altstadt und die Befestigungen von Galle in Sri Lanka sowie der Sonnentempel von Konarak und die Denkmäler von Mahabalipuram in Indien, ließ die Unesco bereits wenige Tage nach der Katastrophe wissen. Neben Kulturgütern hätten auch bedeutende Naturstätten unter der Wucht der Riesenwellen gelitten. Der tropische Regenwald und der Nationalpark Ujing Kulon in Indonesien sollen allerdings weitgehend verschont geblieben sein.
Offizielle und inoffizielle Nachrichten
Einige Regierungen sind möglicherweise versucht, den Schaden herunterzuspielen. "Aus Indien haben wir nur offizielle Stellungnahmen, die besagen, dass die dortigen Welterbestätten überhaupt nicht betroffen sind", sagt Dieter Offenhäuser, stellvertretender Generalsekretär der deutschen Unesco-Kommission. "Die Rede ist vom Sonnentempel in Konarak und zum anderen der Tempelanlage in Mahabalipuram. Beide Stätten sind offiziell offiziell nicht betroffen. Einigen Augenzeugenberichten zufolge stimmt das aber so nicht."
Der Sonnentempel von Konarak ist eine monumentale Darstellung des Wagens des Sonnengottes Surya. Es sind vierundzwanzig mit symbolischen Motiven dekorierte Räder zu sehen, das Gespann besteht aus sechs Pferden. Das Monument zählt zu den herausragenden hinduistischen Baudenkmälern des 13. Jahrhunderts. Die ebenfalls an der Bucht von Bengalen gelegene Tempelstadt Mahabalipuram wurde im siebten Jahrhundert gegründet. Sie besitzt das größte Relief der Welt: Menschen, Tiere und Götter sind hier an den heiligen Wassern des Ganges harmonisch vereint.
Sri Lanka am schlimmsten betroffen?
Nach Augenzeugenberichten sind die beiden indischen Touristenattraktionen von der Flutwelle betroffen. Was ich gehört habe, ist, dass diese Stätten in Indien von der Flut überschwemmt worden sind", sagt Offenhäuser. "Sie sind nicht zerstört, aber sie werden mit Sicherheit beschädigt sein." Am schlimmsten getroffen hat es nach offiziellen Angaben das Weltkulturerbe in Sri Lanka. Die Altstadt und die Befestigungen der ehemaligen portugiesischen Kolonialstadt Galle aus dem 16. Jahrhundert sind stark beschädigt worden - vor allem der Hafen ist fast zerstört.
Eins nach dem anderen
Für Mitte Januar hat die Unesco eine Mission für Sri Lanka und Indien geplant, Fachleute für die übrigen Länder sollen in Kürze folgen. "Die Unesco wird so schnell reagieren, wie es die örtlichen Verhältnisse erlauben", sagt Offenhäuser. "Aber im Augenblick gebietet es die Pietät, dass sich die Unesco mit ihrem Anliegen, die Kulturstätten zu bewahren, hinten anstellt und abwartet, bis die wirklich vordringlich humanitären Probleme gelöst sind."