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"König" Kroos erreicht mit Real das Champions-League-Finale

8. Mai 2024

Borussia Dortmund bekommt es im Champions-League-Finale mit Rekordsieger Real Madrid zu tun. Die Königlichen besiegen im Halbfinal-Rückspiel den FC Bayern. Für Toni Kroos wird das Finale eine besondere Angelegenheit.

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Fußballspieler Toni Kroos reckt die linke Faust in die Luft und grinst
Toni Kroos ist der erfolgreichste deutsche Titelsammler und Ikone des spanischen Klubs Real MadridBild: Pressebildagentur ULMER/picture alliance

In der zweiten Minute der Nachspielzeit richteten sich alle Augen auf Schiedsrichter Szymon Marciniak. Dieser ignorierte die wild auf ihn einredenden Spieler von Real Madrid und konzentrierte sich auf die Kommunikation mit dem VAR. Wenige Sekunden zuvor hatte Joselu das 2:1-Siegtor für Real Madrid erzielt.

Aufgrund einer möglichen Abseitsstellung wurde der Treffer überprüft und nach weiteren bangen Sekunden aus Sicht der Madrid-Fans für regelkonform erklärt. Es war gleichzeitig die Entscheidung in einem Spiel, in dem der FC Bayern München bis zur 90. Spielminute wie der Champions-League-Finalist ausgesehen hatte. Doch dann traf der eingewechselte Joselu doppelt und machte den Finaleinzug für Madrid perfekt. "Wir waren heute über 90 Minuten die deutlich bessere Mannschaft", sagte Toni Kroos bei DAZN. Der Finaleinzug gegen Borussia Dortmund sei daher verdient.

Real Madrids Joselu jubelt nach seinem Torerfolg gegen Bayern München
Der eingewechselte Joselu schießt Real Madrid mit seinem Doppelpack ins Finale der Champions LeagueBild: Susana Vera/REUTERS

Im Finale im Londoner Wembley-Stadion treffen die Königlichen nun auf Borussia Dortmund, das sich einen Tag zuvor gegen Paris Saint Germain durchgesetzt hatte. Für Toni Kroos, der nach seiner Auswechslung in der 69. Minute das restliche Spiel von der Bank beobachtete, wird das Duell um die Krone im europäischen Fußball ein ganz besonderes.

Bereits vor elf Jahren stand Kroos, damals noch im Trikot des FC Bayern, im Finale der Königsklasse und feierte am Ende einen knappen Sieg gegen den BVB. Nun kommt es erneut zu einem Duell zwischen Madrids Spielmacher und den Dortmundern. "Ein Champions-League-Finale ist etwas für die Dortmunder, was sie noch nicht so oft gespielt haben. Das ist nochmal ein ganz anderes Ambiente. Wembley. Da machen noch ein paar andere Gefühle was mit dir", sagte Kroos, der für Madrid zum entscheidenden Faktor werden könnte. 

Ein König unter Königen

Das untermauert die beeindruckende Statistik beim Halbfinal-Rückspiel. Mit 94 Prozent Passquote bei 101 gespielten Pässen sowie vier Torschussvorlagen war der 34-Jährige bis zu seiner Auswechslung mal wieder Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Königlichen. "Es ist wie ein Orchester, er leitet es. Er gibt das Tempo vor", schwärmte Teamkollege Antonio Rüdiger bereits vor dem Spiel und ergänzte überschwänglich: "Du kannst ihn immer anspielen. Er strahlt immer Ruhe aus. Puls 20. Toni ist ein sehr wichtiger Baustein."

Bei Real muss "König Kroos VIII.", wie ihn Real Madrid in einem Post mit Verweis auf seine Rückennummer acht nannte, nichts mehr beweisen. "Toni", betonte Mitspieler Dani Ceballos voller Hochachtung, "ist eine Ikone dieses Vereins." Kroos sei "einzigartig", ergänzte Trainer Carlo Ancelotti. Der Deutsche leiste sich "keinen Fehlpass und wählt immer die beste Lösung", weil er über die nötige Kontrolle und Orientierung verfüge.

Europapokal-Monster Toni Kroos

Und genau diese Verlässlichkeit seines Handelns auf dem Platz zeigte Kroos auch in den beiden Halbfinal-Spielen gegen den deutschen Rekordmeister. Der Spielmacher war immer anspielbereit, sorgte für Ruhe oder änderte das Tempo mit schnellen Pässen. Er war da, wenn seine Mitspieler ihn brauchten.

Das wird vor allem Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß ärgern. Einst verunglimpfte er Kroos als "Querpass-Toni" und verlängerte dessen Vertrag trotz des Champions-League-Gewinns 2013 und des WM-Titels 2014 nicht. Der Mittelfeldstratege musste den Verein verlassen und schloss sich Real Madrid an.

Toni Kroos hält den Champions-League-Pokal in seinen Händen
Toni Kroos konnte bereits fünf Mal die Champions League gewinnen - folgt gegen den BVB Titel Nummer sechs?Bild: Alberto Lingria/Pressefoto ULMER/picture alliance

Nach seinem Wechsel in die spanische Hauptstadt hielt der Stratege mit Real bisher vier weitere Male den Henkelpott in die Höhe, er verkörpert den legendären Ruf des Klubs als Europapokal-Monster wie kein Zweiter. Zudem holte er insgesamt sechs Mal den Weltpokal und ist somit einer der am höchsten dekorierten Fußballer weltweit.

Seit nunmehr zehn Jahren steht Kroos bei Real unter Vertrag und gewann in dieser Zeit insgesamt 21 Titel mit den Madrilenen. In Deutschland ist der Weltmeister ohnehin die Nummer eins. "Wer in der erfolgreichsten Mannschaft der letzten Jahre so stattfindet wie Toni, ist über alle Zweifel erhaben", sagte Joshua Kimmich.

Eine erfolgreiche Europameisterschaft mit Kroos?

Auch Bundestrainer Julian Nagelsmann ist sich der Qualitäten von Kroos bewusst und hat ihn zurück in die Nationalmannschaft geholt. In seinen ersten beiden Spielen mit der DFB-Elf verhalf er dem Team zu Siegen in Frankreich und gegen die Niederlande. Der Einfluss des Mittelfeldregisseurs war in beiden Spielen zu sehen und macht den Verantwortlichen des DFB, aber auch den deutschen Fans Hoffnung auf eine erfolgreiche Europameisterschaft.

Toni Kroos steht im DFB-Trikot auf dem Platz
Mit der DFB-Elf will Toni Kroos nun auch bei der Heim-EM erfolgreich seinBild: eu-images/IMAGO

Mit dem Weltmeister ist der Erfolg zurückgekehrt, und das hat sogar Kroos' größten Kritiker dazu bewegt, sich lobend über den Offensivmann zu äußern. "Im Moment begrüße ich das schon, dass Toni Kroos zurückkommt, weil wir von den Persönlichkeiten im Moment nicht so die große Auswahl haben", sagte Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß. "Jetzt hat sich Julian Nagelsmann entschieden, sehr viele junge Spieler zu holen. In so einem Umfeld ist ein erfahrener Spieler wie Toni Kroos vielleicht der Richtige."

Kroos erneut gegen Borussia Dortmund

Vor der EM kehrt Kroos zurück an den Ort, wo er 2013 seinen ersten großen Titel feiern konnte. Der damals 23 Jahre alte Spieler von Bayern München besiegte in einem knappen Spiel Borussia Dortmund. Elf Jahre später bekommt er nun die erneute Chance, seinen vielleicht letzten Champions-League-Titel zu gewinnen - und erneut muss er im Wembley-Stadion dafür den BVB schlagen. 

Real greift nach dem 15. Henkelpott der Vereinsgeschichte, der BVB hat bislang nur 1997 gewonnen. "Ich hoffe, dass die mit uns ein bisschen weniger machen und wir den Vorteil Erfahrung mitbringen und dann auch das Ding holen", sagte Kroos und ergänzte: "Aber das ist jetzt keine Kampfansage - dass wir das gewinnen wollen, ist klar."