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"Schweinsteiger wird spielen"

Thomas Klein (aus Marseille)6. Juli 2016

Zum zweiten Mal in Folge trifft Deutschland in einem Halbfinale auf einen Turnier-Gastgeber. Bei der WM 2014 gewann die DFB-Elf gegen Brasilien. Und auch gegen Frankreich rechnet sich der Bundestrainer Chancen aus.

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Bastian Schweinsteiger und Joachim Löw (Foto: Picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto)
Bild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

Marseille bereitet sich auf den Halbfinal-Höhepunkt der Europameisterschaft am Donnerstag (21 Uhr MESZ, ab 20:45 Uhr im DW-Livestream) vor. Die Sonne strahlt bei gut 30 Grad Celsius und sorgt für eine angenehme Stimmung am Vieux Port in der Stadt am Mittelmeer. Das Riesenrad dreht gemächlich seine Runden, an ein paar Gondeln wehen französische Fahnen. Menschen schlendern über den Platz am Alten Hafen, machen Fotos oder beobachten die ein- und ausfahrenden Segelboote. Das Duell zwischen Deutschland und Frankreich scheint noch in weiter Ferne zu sein.

Im Laufe des Abends zeigen sich jedoch immer mehr Leute mit Fußballtrikots - überwiegend sind es die Farben des Weltmeisters. Manche Franzosen zücken ihren Fotoapparat und lassen sich mit den Gästen aus dem Nachbarland fotografieren. "Es ist eine tolle Stimmung hier in der Stadt", erzählt Manfred. Der Deutschland-Fan ist zusammen mit seiner Frau nach Marseille gereist und will nach dem Spiel direkt weiter nach Paris zum Finale fahren. "Das wird auf jeden Fall klappen. Deutschland wird die Franzosen besiegen."

"Er kann mitmachen"

Auch Bundestrainer Joachim Löw ist zuversichtlich. "Wir haben uns ausgiebig mit den Franzosen beschäftigt. Das letzte Spiel gegen Island war klasse", sagte Löw. "Aber wir haben auch Schwächen ausgemacht. Es ist wichtig, dass wir morgen das ein oder andere gut umsetzen." Um welche Schwachstellen es sich handelt, wollte der Bundestrainer nicht verraten. Man wolle Frankreich überraschen.

Der 56-Jährige blickt positiv auf den Halbfinal-Knaller, auch weil sich das Lazarett vor dem wichtigen Spiel etwas gelichtet hat. Mario Gomez und Sami Khedira werden das Halbfinale verletzungsbedingt zwar verpassen, auch Mats Hummels ist nicht dabei, er ist gelbgesperrt. Dafür konnte Bastian Schweinsteiger einen Tag vor der Partie wieder mit der Mannschaft trainieren. "Er kann mitmachen", bestätigte Löw auf der Pressekonferenz vor dem Spiel. "Die Verletzung ist so gut wie auskuriert. Er ist für unsere Mannschaft sehr, sehr wichtig. Gerade in so einem Spiel ist seine Erfahrung sehr viel wert. Er wird auf jeden Fall beginnen."

Frankreich bisher nur "schwache" Gegner

Frankreich zählt zu den treffsichersten Teams bei dieser Europameisterschaft. Besonders im Angriff habe das Team seine Stärke, analysierte Löw. Die Offensivakteure des Gastgebers haben bislang in nahezu jedem EM-Spiel getroffen. "Frankreich hat die beste Chancenverwertung. Sie haben mit Payet, Griezmann und Giroud drei Spieler, die in der Torjägerliste führen. Sie werden mit viel Druck spielen." Dem will die DFB-Elf vor allem Kompaktheit entgegen stellen. Man wolle das Mittelfeld eng machen und den Franzosen so wenig Platz wie möglich geben, sagte Löw. Das Team von Trainer Didier Deschamps hat bisher noch keine "großen" Nationen schlagen müssen, stattdessen hießen die Gegner Irland, Island oder auch Rumänien.

Die Partie gegen Deutschland wird damit für Frankreich zum ersten richtigen Härtetest. "Wir werden der härteste Gegner sein, den Frankreich bisher in diesem Turnier hatte", sagte der Bundestrainer. "Das Spiel wird ähnlich sein wie 2014, auf Augenhöhe. Wobei Frankreich jetzt noch besser eingespielt ist." Damals hatte die DFB-Elf die Franzosen im WM-Viertelfinale mit 1:0 aus dem Turnier geworfen.

Jubel Griezmann mit seinen Teamkollegen (Foto: picture-alliance/dpa/A. Taherkenareh)
Gastgeber Frankreich ballerte mit einem Torfestival über Island ins HalbfinaleBild: picture-alliance/dpa/A. Taherkenareh

Es kommt auch auf den Willen an

Deschamps trainiert die "Equipe Tricolore" seit vier Jahren und will nun endlich den ersten Titel einfahren. Unterstützung bekommt der 47-Jährige von den zahlreichen Fans. Die Stimmung im Stadion wird hitzig, denn Marseille gilt als eine der Städte in Frankreich, die fußballverrückte Einwohner hat. Fast 70.000 Fans werden am Donnerstag überwiegend den Gastgeber anfeuern. "Wir spielen nicht nur gegen das französische Team, wir spielen gegen ein ganzes Land", bemerkte Löw. "Es gibt keinen Favoriten und das spielt auch keine Rolle. Entscheidend wird sein, wer es besser auf den Platz bringt." In der Hafenstadt werden bis zu 36 Grad erwartet, es wird also auch auf darauf ankommen, sich die Kräfte einzuteilen. "Vielleicht kommt es am Ende auch auf den stärkeren Willen an", weiß Löw und kündigt an: "Es werden alle Spieler alles geben, da bin ich mir ganz sicher."