Mehr als 120 Tote bei Kämpfen um Tripolis
14. April 2019Bei den Kämpfen rund um die libysche Hauptstadt Tripolis sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bislang mindestens 121 Menschen getötet worden. 561 Menschen seien seit Beginn der Gefechte am 4. April verletzt worden, teilte die WHO mit.
Die Organisation kündigte an, medizinische Hilfe und weitere Mitarbeiter nach Tripolis zu entsenden. Sie verurteilte, dass es "wiederholte Angriffe" auf Helfer und Rettungswagen in der libyschen Hauptstadt gebe.
Die Europäische Union hat wegen der heftigen Gefechte ihre Mitarbeiter an der internationalen Grenzsicherungsmission EUBAM bereits vor zwei Tagen ins benachbarte Tunesien bringen lassen. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hatte auch zu diesem Anlass die Truppen des im Osten Libyens herrschenden Generals Chalifa Haftar aufgerufen, alle militärischen Operationen einzustellen und wieder an den Verhandlungstisch unter UN-Leitung zurückzukehren.
"Haftar wird Offensive fortsetzen"
Trotz internationaler Friedensappelle zeichnet sich im Kampf um Tripolis keine Entspannung ab. Derzeit konzentrieren sich die Kämpfe auf einen ausgedienten Flughafen etwa elf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der Vorsitzende des ostlibyschen Parlaments, Aguila Saleh, hatte an diesem Samstag angekündigt, dass Rebellengeneral Haftar seine Offensive gegen die international anerkannte Regierung des Landes fortsetzen werde.
Haftar ist Anführer der selbsternannten "Libyschen Nationalarmee" (LNA), die von einer rivalisierenden Regierung im Osten des Landes gestützt wird. Er kontrolliert große Gebiete im Osten und Süden des Landes. Die Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch in Tripolis hat dagegen kaum Kontrolle über die Hauptstadt hinaus.
Al-Sisi und Haftar treffen sich in Ägypten
Laut dem ägyptischen Staatsfernsehen wurde Haftar an diesem Sonntag von Ägyptens Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi in Kairo empfangen. Ägypten gilt neben den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien als Unterstützer des 75 Jahre alten Generals.
Im Osten Libyens bereitete sich eine Einheit der LNA derweil darauf vor, die beiden größten Öl-Häfen des Landes, Es Sider und Ras Lanuf, abzusichern. Die ostlibysche Gegenregierung rechnet nach eigenen Angaben mit einem Angriff bewaffneter Gruppen, die loyal zur Regierung in Tripolis stehen. Sollte es dazu kommen, könnte damit eine neue Front in dem Konflikt eröffnet werden.
cw/sti (afp, ape, rtre)