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Kunst

New Yorks Museen wagen den Neuanfang

27. August 2020

Corona hat die internationale Kulturszene tief erschüttert. Doch in New York öffnen jetzt zwei der größten Museen wieder ihre Tore: das Met und das MoMA.

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Außenansicht des Metropolitan Museum of Art in New York
Bald sind Besucher im Met wieder willkommen Bild: picture-alliance/dpa/EPA/J. Lane

Kurz nach der Corona-bedingten Schließung am 13. März war noch geplant, das Metropolitan Museum of Art (Met) Anfang Juli wieder zu öffnen, erzählt der Direktor des berühmten Hauses, Max Hollein. "Das wurde damals von vielen als eine unglaublich pessimistische Vorhersage angesehen. Jetzt wissen wir natürlich, dass das schon sehr optimistisch gewesen wäre."

In der Tat: Denn New York war zwischenzeitlich einer der größten Corona-Hotspots weltweit. Fast 33.000 Infizierte starben in dem Bundesstaat, davon allein 23.660 in New York City. 

Doch mit der Wiedereröffnung des Museum of Modern Art, kurz MoMA, am 27. und des Met am 29. August soll endlich wieder ein Stück Normalität einkehren - oder was in Zeiten von Corona eben als normal gilt: Sicherheitschecks am Eingang, Mindestabstand, begrenzte Besucherzahl, Maskenpflicht, Datenspeicherung und abgesteckte Wege. Ein Vorteil, sagt Max Hollein, sei dabei, dass man anders als der Louvre nicht "diese drei Objekte" habe, die der Besucher unbedingt sehen und auf seiner Liste abhaken wolle, so dass Gedränge entstehen könne.  Aber der Met-Direktor glaubt in der nächsten Zeit ohnehin nicht an einen riesigen Besucherstrom.

Museen setzen auf lokalen Tourismus

Metropolitan Museum of Art Direktor Max Hollein
Direktor Max Hollein freut sich auf die Wiedereröffnung des MetBild: picture-alliance/dpa

Vor Corona kamen jährlich 7,4 Millionen Menschen in das 1870 gegründete und mittlerweile größte Kunstmuseum der USA an der Fifth Avenue im Herzen von Manhattan; jetzt rechnet Hollein mit drei, maximal vier Millionen für die kommenden zwölf Monate.

"Ein Drittel unserer Besucher kam früher aus dem Ausland", so Hollein, "und ich denke nicht, dass wir ein Wiederaufkommen des Tourismus erleben werden, bevor ein Impfstoff gefunden ist."

Er und sein Team setzen zunächst also auf das lokale Publikum - wobei ihm langfristig wichtig ist, dass die Besucher wieder aus der ganzen Welt kommen: "Das Met ist eindeutig nicht nur ein Museum für die New Yorker", betont der 51-Jährige. "Und wir werden natürlich hart daran arbeiten, die Hauptaufgabe des Met, ein großes enzyklopädisches Museum für die Welt und für alle Weltbürger zu sein, wieder einlösen zu können."

Wie lange es dauern wird, bis die Folgen der Corona-Pandemie besiegt sind, steht allerdings in den Sternen. Hollein hofft, dass sich in zwei, drei Jahren wieder alles normalisiert haben wird. Doch auch bis dahin soll sich das Publikum in der Met trotz aller Corona-Auflagen wohlfühlen: "Dass sich das auch noch immer anfühlt wie ein Museumsbesuch. Dass man das Gefühl hat, nicht nur gerne in diesem Haus zu sein, sondern auch gerne in Gesellschaft zu sein, selbst wenn man Distanz zu anderen Leuten hält. Aber es ist noch immer ein Haus für eine Community, das ist für uns ganz wichtig."

Corona statt Geburtstagsfeier

Eigentlich wollte das Met in diesem Jahr ganz groß seinen 150. Geburtstag feiern. Eine Aufgabe, auf die sich Max Hollein schon sehr gefreut hatte. Doch jetzt musste sich der erst im August 2018 als Met-Chef berufene Österreicher einer viel größeren Herausforderung stellen: Corona.

Max Hollein hält vor dem Met in New York eine Rede vor Besuchern auf Stühlen
2019 war die Welt im Met noch in Ordnung Bild: picture-alliance/dpa/B. Schwinghammer

Anders als in Deutschland oder Österreich werden Museen in den USA nicht von der öffentlichen Hand, sondern von privaten Stiftungen und über Spendengalas und Eintrittsgelder finanziert. Derzeit liegt das finanzielle Defizit der Met bei rund 150 Millionen. Trotzdem wurden von den rund 2400 Mitarbeitern bisher nur 81 entlassen. Allerdings räumt Hollein ein, dass das Museum bei sinkenden Einnahmen in den kommenden Jahren weitere Einsparungen vornehmen müsse - nicht nur beim Personal, sondern auch beim Programm.

Die Pandemie als Chance

Trotz aller Einschränkungen sieht Max Hollein in Corona aber auch eine Chance: "Diese Zeit ist auch eine unglaublich kreative Phase, in der man sich als Institution überlegt: Wie können wir anders oder digital präsent sein? Wie können wir das, was wir umsetzen wollten, auch vielleicht in einer ganz anderen Form machen? Welche Projekte sind uns besonders wichtig und warum? Und warum müssen die vielleicht eigentlich manchmal sogar noch größer werden?"Nicht nur der Met-Direktor selbst, auch seine Mitarbeiter fühlten sich durch die Pandemie geradezu angefeuert, neue Wege zu gehen. "Es gab einen viel stärkeren Willen zur Zusammenarbeit, was eigentlich fast absurd scheint, wenn jeder zu Hause alleine ist", so Hollein. Noch nie habe die Zusammenarbeit so gut funktioniert, "weil jeder im Grunde gewusst hat, darauf kommt es jetzt an. Wir wollen gemeinsam etwas anderes und Weiteres erreichen."

Außenaufnahme des MoMA in New York
Das aufwendig sanierte MoMa lockte zahlreiche Touristen an Bild: picture-alliance/J. Angelillo

Ähnlich optimistisch gibt sich derzeit auch das MoMA, das in seinen Hallen einige der bedeutendsten und einflussreichsten Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst beherbergt und von den sonst üblichen 2,8 Millionen Besuchern jährlich in nächster Zukunft nur träumen kann. Erst im Oktober 2019 war eine umfangreiche Renovierung abgeschlossen worden, sechs Monate später kam die Pandemie. Trotz aller finanziellen Einbußen gewährt das MoMA Kunstfreunden einen Monat lang freien Eintritt - der Neuanfang nach Corona soll ein guter sein.  

Suzanne Cords Weltenbummlerin mit einem Herz für die Kultur