Milliardenstrafe für Tabakkonzerne in Kanada
2. Juni 2015Es ist die höchste jemals in Kanada verhängte Entschädigungssumme - und die dazu verurteilten Tabakkonzerne kündigten umgehend Berufung dagegen an. Nach einem rund 17 Jahre dauernden juristischen Verfahren fällte Richter Brian Riordan in Quebec das Urteil: Imperial Tobacco sowie Rothmans, Benson & Hedges und JTI-Mac Donald müssen den mehr als eine Million Betroffenen 15,5 Milliarden kanadische Dollar (11,3 Milliarden Euro) an Entschädigungen und Zinsen zahlen, entschied der oberste Gerichtshof der kanadischen Provinz.
Das Gericht befand die Hersteller für schuldig, gegen die "allgemeine Pflicht, anderen nicht zu schaden" sowie gegen die Pflicht, "seine Kunden über Risiken und Gefahren seiner Produkte aufzuklären", verstoßen zu haben.
Das wollen die Tabakunternehmen nicht auf sich sitzen lassen: "Seit den 50ern hatten die Kanadier ein starkes Bewusstsein der Gesundheitsrisiken beim Rauchen", machte JTI-Mac Donald in einer Erklärung geltend. Dieses Bewusstsein sei überdies seit mehr als 40 Jahren durch Warnhinweise auf jeder Zigarettenpackung verstärkt worden. Das Urteil in Quebec wolle "erwachsene Konsumenten von jeder Verantwortung für ihr Verhalten entbinden", beklagte der Konzern.
Vor dem Gericht waren zwei Sammelklagen verhandelt worden, die rund eine Million Raucher oder ehemalige Raucher aus Québec bereits 1998 eingereicht hatten. Mit der Verhandlung der Klagen war aber erst vor kurzem begonnen worden. Einige der Kläger hatten bereits in den 1960er Jahren mit dem Rauchen angefangen.
Die Kläger machten die Zigarettenproduzenten für ihre Nikotinsucht sowie für Leiden wie Lungenemphyseme, Lungen- oder Kehlkopfkrebs verantwortlich. Sie warfen den Unternehmen vor, sie nicht ordentlich über die Gefahren des Rauchens informiert und überdies mit Werbung zum Tabakkonsum verführt zu haben. Außerdem hätten die Hersteller für das Verfahren relevante Unterlagen vernichtet.
SC/wa (afp, rtre)