Mzoudi ist nicht mehr in Deutschland
21. Juni 2005
Mzoudi flog vom Flughafen Hannover aus nach Agadir in Marokko, sagte seine Anwältin Gül Pinar am Dienstag in Hamburg. Ursprünglich wollte der 32-Jährige direkt nach Marrakesch zu seiner Familie fliegen. Das ließ sich nach Angaben der Anwältin aber nicht organisieren.
Frist zur Ausreise
Mzoudi wird von seinem Anwalt Michael Rosenthal begleitet. "Wir wollen auf jeden Fall mitkriegen, was passiert", sagte Anwältin Gül. Sie nimmt an, dass Mzoudi in Marokko von den Behörden verhört wird. Auch die Familie des 32-Jährigen hat sich in Marokko einen Rechtsbeistand genommen.
Der Marokkaner war durch den Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe am 9. Juni endgültig vom Verdacht freigesprochen worden, ein Helfer der Hamburger Todespiloten vom 11. September gewesen zu sein. Der BGH hatte die Revision der Bundesanwaltschaft gegen einen Freispruch durch das Hanseatische Oberlandesgericht vom Februar 2004 verworfen. In der vergangenen Woche hatte Mzoudi als Zeuge im Prozess gegen seinen Landsmann Mounir El Motassadeq die Aussage verweigert. Nach dem Freispruch erklärten seine Anwälte, Mzoudi wolle freiwillig in die Heimat zurückkehren. Die Hamburger Ausländerbehörde hatte ihm nach eigenen Angaben eine zweiwöchige Frist zur Ausreise gesetzt.
Keine Antworten auf Fragen
Mzoudi passierte in Begleitung seines Anwalts Michael Rosenthal die Kontrollen am Flughafen Hannover. Vorher hatte ein Mann, der sich als Mitarbeiter der Hamburger Ausländerbehörde bezeichnete, beim Einchecken den Pass von Mzoudi vorgezeigt. Der Behördenvertreter kündigte an, er werde das Ausweisdokument erst im Sicherheitsbereich zurückgeben. Dann setzte sich Mzoudi mit seinem Anwalt und vier Freunden in ein Café, ehe er sich verabschiedete. Er trug einen schwarzen Anzug und hatte einen Koffer und eine Reisetasche bei sich, wie ein Augenzeuge berichtete. Mzoudi beantwortete keine Fragen.
Rückblick
Mzoudi war 1993 zur Ausbildung nach Deutschland gekommen. In Hamburg studierte er Elektrotechnik und wurde Mitglied im Gebetskreis islamistischer Studenten um den späteren Todespiloten Mohammed Atta. Die Bundesanwaltschaft klagte ihn 2003 unter anderem wegen Beihilfe zum Mord im Zusammenhang mit den Attentaten vom 11. September 2001 an. Der Vorwurf lautete, Mzoudi habe die Gruppe um Atta zum Beispiel bei der Abwicklung von Geldgeschäften unterstützt. Er hatte laut Beweisaufnahme außerdem die berüchtigte Wohnung in der Hamburger Marienstraße von Atta übernommen, besuchte ein Terrorcamp in Afghanistan und unterschrieb Attas Testament. Das Oberlandesgericht Hamburg sprach ihn aber wegen Mangels an Beweisen frei, der Bundesgerichtshof bestätigte den Freispruch. (arn)