Gebot für LSE
20. November 2006Die NASDAQ bewertet die Londoner Traditionsbörse in ihrer Kauf-Offerte mit 2,7 Milliarden Pfund oder 5,1 Milliarden Dollar (knapp vier Milliarden Euro). Das teilte die NASDAQ am Montag (20.11.2006) mit. Sie biete 1243 Pence je Aktie. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2007 abgeschlossen werden. Sie brauche keine Regulierer-Genehmigung oder eine Zustimmung der NASDAQ-Aktionäre.
Die NASDAQ erklärte zudem, weitere LSE-Aktien für 87,8 Millionen Pfund gekauft zu haben. Sie halte nun 28,75 Prozent an der LSE. Im März war die NASDAQ mit einem Kaufangebot im Höhe von 4,2 Milliarden Dollar für die LSE noch gescheitert.
Von vielen umworben
Die Londoner standen zuletzt immer wieder im Mittelpunkt von Übernahmespekulationen. Anfang 2005 gingen Pläne der Deutschen Börse ins Leere, die LSE zu übernehmen. Vor eineinhalb Wochen hatte es dann Gerüchte über ein erneutes NASDAQ-Gebot für die LSE gegeben. Die NASDAQ könne etwa 1400 Pence pro LSE-Anteilsschein bieten, hatte es geheißen.
Die Börsenkonzerne bemühen sich seit Jahren um Zusammenschlüsse der stark zersplitterten Branche in Europa. Vor allem die Banken drängen auf niedrigere Gebühren für Wertpapiergeschäfte. Bislang gibt es zwei grenzüberschreitende Börsen: Die Euronext und die skandinavische Gemeinschaftsbörse OMX. Euronext betreibt die Märkte in Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon sowie die Derivatebörse Liffe in London. Derzeit liegt der Euronext ein Übernahmeangebot der US-Börse NYSE vor, die an der Wall Street beheimatet ist. Die Deutsche Börse hatte jüngst eine Offerte für die Euronext zurück gezogen.
Nummer eins in Europa
Die Londoner Börse ist der größte Aktienmarkt in Europa und der zweitgrößte Handelsplatz der Welt. Im ersten Halbjahr steigerte die LSE den Gewinn angesichts zahlreicher Börsengänge und guter Geschäfte im elektronischen Handel stärker als erwartet. Der operative Gewinn stieg bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 60 Prozent auf umgerechnet etwa 121 Millionen Euro.
Banken planen eigenes Projekt
Am 15. November erst hatte eine Gruppe der weltgrößten Banken angekündigt, 2007 eine eigene gemeinsame Handelsplattform für Aktien starten zu wollen. Dazu gehören Citigroup, Credit Suisse, die Deutsche Bank, Goldman Sachs, Merrill Lynch, Morgan Stanley und UBS. Das Konsortium hat nach eigenen Angaben für die Realisierung des Projekts bereits Personal verpflichtet, sowie Barmittel und Ressourcen bereitgestellt. Es habe auch Treffen mit europäischen Behörden gegeben.
Die Gründung des Unternehmens ist den Unternehmen zufolge eine Reaktion auf eine neue EU-Direktive, die im November 2007 in Kraft tritt. Die "Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente" soll den Wettbewerb im europäischen Aktienhandel fördern und die Schaffung neuer Handelsplattformen ermöglichen. Der Aktienhandel konzentriere sich heute auf eine Anzahl inländischer Börsen, sagte ein Sprecher des Konsortiums. Man wolle eine integrierte europaweite Handelsplattform schaffen, auf der Aktien kostengünstiger gehandelt werden können. Der Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" zufolge könnte die Plattform Anfang 2008 starten. Die Banken stehen nach Angaben der britischen Zeitung "Financial Times" für rund die Hälfte aller gehandelten europäischen Aktien. (mas)