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Weitere Gewalt

24. November 2006

Nur einen Tag nach dem Blutbad in Bagdad ist der Irak von weiteren Anschlägen erschüttert worden. In der Hauptstadt wurde eine Ausgangssperre verhängt. Unterdessen begannen die Trauerfeiern für die Opfer der Attentate.

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Die Trauerfeiern für die Opfer der Attentate haben begonnen. Frauen tragen ihre Angehörigen zu Grabe.
Trauer in Bagdad: Die ersten Opfer des Blutbades vom Donnerstag werden beerdigt.Bild: AP

Am Freitag (24.11.2006) wurden in Bagdad die ersten Toten des Blutbades vom Donnerstag im schiitischen Stadtteil Sadr City beigesetzt. Bei den verheerenden Anschlägen auf einem belebten Gemüsemarkt kamen mehr als 200 Einwohner ums Leben, über 250 wurden verletzt.

Rund 300 Menschen begleiteten die ersten 16 Särge der Opfer. Sie wurden auf Autos geladen und an den Stadtrand gefahren. Dort begann eine 160 Kilometer weite Fahrt nach Nadschaf. In der heiligen Stadt der Schiiten sollen die Opfer ihre letzte Ruhe finden.

Über 20 Tote bei Anschlag im Nord-Irak

Bei zwei neuen Anschlägen im Nordirak kamen am Freitag nach ersten Angaben 24 Menschen ums Leben, 45 wurden verletzt. Ein Polizeioffizier in Tel Afar bei Mossul teilte mit, zwei Selbstmordattentäter hätten sich kurz hintereinander auf zwei Automärkten in die Luft gesprengt. Einer von ihnen habe einen Sprengstoffgürtel getragen, der zweite habe eine Autobombe gezündet.

Als Reaktion auf die Anschlagsserie in Sadr City griffen schiitische Extremisten die Abu-Hanifa-Moschee in Bagdad an. Die Moschee ist das höchste Heiligtum der Sunniten in der Hauptstadt. Außerdem wurden Granaten auf das Büro der sunnitischen Vereinigung Muslimischer Geistlicher und auf ein sunnitisches Wohnviertel abgeschossen. Dabei starben mindestens zehn Menschen. Für ganz Bagdad wurde ein Ausgehverbot verhängt, um weitere Anschläge oder Racheakte zu verhindern.

Al-Sadr ruft zum Widerstand gegen die US-Truppen auf

Im Zuge der Anschlagsserie rief der radikale schiitische Prediger Muktada al-Sadr seine Anhänger zum Widerstand gegen die US-Truppen im Irak auf. Ihre Anwesenheit sei die Wurzel aller Probleme des Landes, erklärte Al-Sadr.

Seine politischen Parteigänger drohten mit ihrem Austritt aus der Regierung. Als Bedingung für die weitere Zusammenarbeit nannten sie die Verbesserung der Sicherheitslage und den Verzicht auf das geplante Treffen von Ministerpräsident Nuri al-Maliki mit US-Präsident George W. Bush Ende November in Jordanien.

Die aktuellen Vorfälle sind die Fortsetzung einer Serie von spektuaklären Anschlägen und Entführungen im Irak in der jüngsten Zeit. Mitte November hatten bewaffnete Männer in einer Massenentführung mehr als 100 Mitarbeiter des Instituts für Kulturforschung verschleppt. Rund 70 der Geiseln kamen wieder frei. Allein im Oktober starben 3.700 Zivilisten im Irak. (tos)