Obelix bei den Russen
3. Januar 2013Präsident Putin hat Schauspielstar Gérard Depardieu die russische Staatsbürgerschaft verliehen, wie der Kreml mitteilte. Ob der 64-jährige, populär geworden als Obelix in den "Asterix"-Verfilmungen, das Angebot annimmt und möglicherweise sogar nach Russland zieht, ist noch nicht bekannt. Ein Sprecher Depardieus verweigerte jeden Kommentar.
Obelix nimmt Reißaus
"Die spinnen, die Franzosen!" So oder so ähnlich muss Gérard Depardieu gedacht haben, als er von den Regierungsplänen, hohe Einkommen mit 75 Prozent zu besteuern, erfuhr und nach Belgien floh. Dort bezog der weltbekannte "Cyrano der Bergerac"-Darsteller ein schmuckloses altes Zollhaus, um dem französischen Fiskus zu entkommen.
Premierminister Jean-Marc Ayrault nannte diese Aktion "erbärmlich" und zog damit den Zorn des für sein Temperament bekannten Filmstars auf sich. In einem offenen Brief an Ayrault bezichtigte Depardieu diesen, ihn beleidigt zu haben und kündigte an, die französische Staatsbürgerschaft abzugeben. Putins Einladung, Russe zu werden, ist damit nur der Höhepunkt eines wochenlangen Schlagabtauschs zwischen dem Schauspieler und der französischen Regierung. In Russland würde er statt 75 gerade mal 13 Prozent Steuern zahlen.
In Frankreich stieß die Entscheidung Putins auf viel Häme. So kursierte auf Twitter das Bild eines falschen russischen Passes für "Depardjew" und es wurde über einen Wechsel Depardieus vom Weinanbau zur Wodkaproduktion spekuliert. In Russland jedoch freut man sich laut Internetportal newsru.com auf den "neuen herausragenden Mitbürger", der ein populärer Schauspieler und erfolgreiches Werbegesicht sei.
Von 2013 an sollten in Frankreich Einkommen von mehr als einer Million Euro jährlich mit 75 Prozent besteuert werden. Mit dieser Sondersteuer wollte der sozialistische Präsident Francois Hollande eines seiner zentralen Wahlversprechen einlösen. Der Verfassungsrat verhinderte die Neuregelung jedoch, bevor sie in Kraft treten konnte. Das Gesetz besteuere Einkommen auf einer falschen Grundlage, urteilte das oberste Gericht in Paris. Jetzt muss die Regierung nachbessern.
Selbst wenn Depardieu beschließen sollte, Putins Angebot anzunehmen, müsste er jedoch noch mindestens einmal zurück nach Paris. Dort muss er sich kommende Woche wegen Alkohol im Straßenverkehr vor einem Gericht verantworten.
il/wl (dpa, afp, dapd, rtr)