Warnung vor Eskalation
10. November 2006Man habe zahllose Briefe an alle Mitglieder des Gremiums geschrieben, aber der Sicherheitsrat sei untätig geblieben, sagte der palästinensische UN-Beobachter Rijad Mansur am Donnerstag (9.11.2006) während einer Sondersitzung in New York. Die Dringlichkeitssitzung war nach dem irrtümlichen israelischen Angriff auf Wohnhäuser in Bet Hanun am Mittwoch von Katar beantragt worden. Als einziger in dem Gremium vertretener arabischer Staat legte Katar einen Resolutionsentwurf vor, der das israelische Vorgehen verurteilte. Mansur nannte den Angriff, bei dem 18 Menschen getötet worden waren, als Staatsterrorismus.
Unter den Toten waren nach jüngsten Angaben sieben Kinder, sieben Frauen und zwei Männer der Großfamilie Al-Atamna. Auch zwei Nachbarn, die nach dem Einschlag der ersten Granate zu Hilfe geeilt waren, wurden getötet.
"Das passiert gelegentlich"
Der Vorfall am Mittwoch ist nach israelischen Militärangaben auf einen "technischen Fehler" zurückzuführen. Demnach war eine Computerkarte im Leitsystem des Geschützes Ursache der fehlgeleiteten Granaten. Die Karte mit den falschen Tagen sei vor fünf Tagen eingesetzt worden, sagte ein Militärsprecher. Infolgedessen seien sieben Geschosse statt auf einem freien Feld, von dem aus Palästinenser Raketen abgefeuert hätten, in palästinensische Häuser eingeschlagen.
Der israelische Regierungschef Ehud Olmert sagte am Donnerstag: "Wir versuchen, zivile Opfer zu vermeiden. Aber gelegentlich passiert das, und wir bedauern jeden einzelnen Fall."
"Schreckliche Tragödie"
Die US-Regierung bezeichnete den israelischen Angriff auf Bet Hanun im Gazastreifen als "schrecklich" und warnte vor einer Eskalation der Gewalt. US-Außenministerin Condoleezza Rice habe in einem Telefonat Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ihr Beileid über die zivilen Opfer ausgesprochen, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack.
Der Angriff sei "eine schrecklich Tragödie" für die Familienangehörigen und die Palästinenser, sagte McCormack. Die Antwort dürften aber "nicht mehr Gewalt und nicht mehr Raketenangriffe" sein.
Angst vor Vergeltung
Unterdessen feuerten militante Palästinenser weitere Kassam-Rakten auf israelische Grenzorte. Der israelische Rundfunk meldete, ein Geschoss sei unmittelbar neben einer Religionsschule eingeschlagen. "Dieses schreckliche Verbrechen wird nicht ohne Vergeltung bleiben. Die Israelis werden einen hohen Preis für dieses Verbrechen zahlen", sagte Abu Ahmed, einer der militanten Palästinenser bei der Beerdigung der Opfer des Angriffs vom Mittwoch. Erstmals seit eineinhalb Jahren hatte die radikal-islamische Hamas daraufhin am Mittwoch wieder Selbstmordanschläge angekündigt.
Angesichts befürchteter Anschläge militanter Palästinenser wurde die israelische Polizei am Freitag in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Tausende zusätzliche Sicherheitskräfte wurden nach Angaben der Behörden im Stadtzentren im ganzen Land und entlang der Grenze zum Westjordanland eingesetzt. Allein am Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem soll ein Aufgebot von 2500 Polizisten befürchtete Unruhen nach dem Freitagsgebet in der Al-Aksa-Moschee verhindern. (ana)