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"Pizza"-Fresko in Pompeji entdeckt

28. Juni 2023

Ein belegtes Fladenbrot ist auf einem Fresko zu sehen. Es könnte ein "entfernter Verwandter" der heutigen Pizza sein. Allerdings fehlen dafür noch einige wichtige Zutaten.

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Wandmalerei auf einer verfallenen Mauer: Abgebildet ist ein silbernes Tablett mit verschiedenen Früchten, einem Wein-Kelch und einem belegten Fladenbrot, das an eine Pizza erinnert.
Pizza, Foccacia oder Pita - belegte Fladenbrote gibt es seit der AntikeBild: Pompeii Archaelogical Park/AP Photo/picture alliance/dpa

In den Ruinen der Stadt Pompeji im Süden Italiens wird immer noch gegraben. Große Teile der antiken Großstadt, die im Jahr 79 n. Chr. bei einem Ausbruch des Vulkans Vesuv zerstört wurde, liegen noch unter Schutt und Asche. Nun wurde dort ein 2.000 Jahre altes Fresko gefunden, das möglicherweise einen antiken Vorläufer der italienischen Pizza darstellt, teilte das italienische Kulturministerium mit. Zu sehen ist eine silberne Platte mit einem runden Fladenbrot, auf dem nach Aussagen der Archäologen offenbar Granatapfel und Datteln drapiert sind. Diese sind wohl mit Gewürzen oder sogar einer Art Pesto angerichtet. Daneben liegen Trockenfrüchte und ein Kranz aus Erdbeerbaumzweigen. Ein Weinkelch vervollständigt das Ensemble.

Das Bild wurde in der Freskotechnik gemalt; hierbei werden Farbpigmente mit natürlichen Erden gemischt und auf einem feuchten Kalkputz aufgebracht.

Die antike "Pizza" unterscheidet sich allerdings in zwei wichtigen Punkten deutlich von den heute üblichen Pizzagerichten: Zur Zeit der Entstehung des Freskos gab es weder Mozzarella noch Tomaten - letztere kamen erst im frühen 16. Jahrhundert nach Europa, und auch der beliebte Büffelkäse wurde erst sehr viel später hergestellt.

Eine verfallene Mauer, zu sehen sind neben dem Pizza-Fresko weitere bunte Verzierungen und Ornamente.
War der Teller mit der antiken "Pizza" eine Gabe für Gäste?Bild: Pompeii Archaelogical Park/AP Photo/picture alliance/dpa

Dennoch könnte dieses Gericht laut Experten des Archäologischen Parks von Pompeji "ein entfernter Verwandter der heutigen Pizza sein". Die Archäologen nehmen an, dass das Fresko Gaben zeigt, die damals Gästen gereicht wurden - eine Sitte, die auf das antike Griechenland zurück ging.

Die heutige Pizza soll aus dem 19. Jahrhundert stammen

Das Fresko wurde an einer halb zerfallenen Hauswand entdeckt. Das italienische Kulturministerium erklärte, dass das Gebäude bereits im 19. Jahrhundert teilweise freigelegt wurde, die Ausgrabungen jedoch erst im vergangenen Januar wieder aufgenommen wurden.

Belegte Fladenbrote - auch "Pita" genannt - sind seit der Antike bekannt, vor allem als Essen für die arme Bevölkerung. Ein gebackenes Fladenbrot aus Mehl, Wasser und Salz, belegt mit Zutaten, sollen schon die Etrusker um 800 v. Chr. hergestellt haben.

Die Pizza, wie wir sie heute kennen, gibt es der Legende nach erst seit dem 19. Jahrhundert. Demnach sollte der neapolitanische Pizzabäcker Raffaele Esposito vom damaligen Königspaar Umberto und Margherita im Jahre 1889 beauftragt worden sein, den Majestäten einen dieser bisher nur dem Pöbel vorbehaltenen Teigfladen in den Palast zu bringen.

Esposito belegte die Pizza in den italienischen Nationalfarben rot, weiß und grün - mit Tomaten, Mozzarella und Basilikum - und taufte sie auf den Namen "Margherita". Die Königin soll derart begeistert gewesen sein, dass die Pizza als salonfähig für den Adel erklärt wurde. 

Inzwischen ist sie auf der ganzen Welt bekannt und beliebt und wurde 2017 sogar in die

UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Ein verfallener Tresen aus Stein, mit bunten Zeichnungen von Pflanzen und Tieren.
2020 wurde in Pompeji eine antike "Snackbar" entdecktBild: Luigi Spina/picture alliance

Schatztruhe Pompeji

Nachdem Pompeji vor gut 2.000 Jahren durch den Ausbruch des Vesuv zerstört worden war, blieb die Stadt bis Ende des 16. Jahrhunderts unentdeckt unter einer dicken Ascheschicht verborgen. Seit der Entdeckung durch Kanalarbeiter erlebt Pompeji einen archäologischen Boom, der bis heute anhält. Die Asche hat alles, was unter ihr begraben war, gut konserviert, und so geben die Ausgrabungen ein genaues Bild vom Leben in der damaligen prosperierenden Stadt ab. Regelmäßig gibt es spektakuläre Funde.

"Pompeji versetzt uns immer wieder in Erstaunen. Es ist wie eine Schatztruhe, die immer wieder neue Schätze offenbart", sagte Kulturminister Gennaro Sangiuliano.

Heute gehört der Park, der von dem Deutschen Gabriel Zuchtriegel geleitet wird, zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Italien.

ara,sw/rs/suc (reuters, ap, dpa)