Rüstung: Panzer made in Europe
29. Juli 2015Vertreter beider Firmen unterzeichneten am Mittwoch in Paris eine Vereinbarung, nach der der Hersteller des deutschen Kampfpanzers Leopard und der Produzent des französischen Leclerc-Panzerssie unter dem Dach einer gemeinsamen Holding zusammengefasst werden sollen.
Der Gründung eines "Airbus der Panzer" müssen noch mehrere Wettbewerbsbehörden zustimmen. Der Zusammenschluss der Konzerne ist zumindest in Deutschland umstritten: So befürchtet die Opposition im Bundestag, mit der Fusion könnten deutsche Rüstungsexportkontrollen umgangen werden, was das Bundeswirtschaftsministerium aber zurückweist.
Neuer Konzern soll "Newco" heißen
Klar ist, dass der Zusammenschluss sich auch auf die Produkte und die Produktion auswirken werden. Und auch der Name der Unternehmen wird sich ändern; sie wollen künftig als "Newco" in Erscheinung treten. Mit der Fusion kommen die dann neuen Partner aus München und Paris auf etwa zwei Milliarden Euro Umsatz und rund 6000 Mitarbeiter.
Vor einem neuen Projekt wie einem neuen Panzer "Leopard 3" geht es den Beteiligten zunächst um den Bestand - und darum, Synergien zwischen den Unternehmen zu nutzen, um Kosten zu sparen. Die Fusion sichere dadurch auch Arbeitsplätze, heißt es. So sei es nicht beabsichtigt, an Fertigungskapazitäten oder Standorten etwas zu ändern. Das dürfte eine Grund sein, warum Betriebsräte die Fusion weitgehend entspannt begleiten.
Ziel: Mehr europäische Standards in der Rüstung
Als Ziel gilt den Unternehmen die Vorgabe, Rüstung europäisch zu standardisieren. Versuche wie etwa der "Kampfpanzer 90" sind gescheitert, am Ende stand kein gemeinsames Projekt. 28 EU-Staaten haben eigene Waffensysteme und kaufen separat ein. Aber auch auf nationaler Ebene steckt Einsparpotenzial. Selbst der so erfolgreiche "Leopard 2" hat viele verschiedene Standards bei seinen Modellen A4 bis A7: Eine A4-Besatzung könne den A7 gar nicht fahren, so ein Experte.
"Newco" verspricht mehr Chancen für alle Beteiligten, durch Synergie zu sparen. Die bisher bei KMW und Nexter Systems sitzenden Experten sollen in den kommenden Jahren alles abklopfen. So stellt Nexter zum Beispiel Munition her, KMW dagegen nicht. KMW wiederum baut taktische Brücken, was Nexter nicht macht.
Werden Rüstungsexporte einfacher?
Deutsche und Franzosen wollen dem neuen Unternehmen eine starke Position im globalen Wettbewerb geben, der auch von bei schrumpfenden nationalen Verteidigungsbudgets geprägt wird. Kartellbehörden - auch in Kundenländern - müssen das Rüstungsprojekt noch abnicken. Das scheint für die bald ehemalige KMW ungleich schwerer. "KMW ist mit seinen Produkten weltweit führend", sagt Christian Mölling, Rüstungsexperte von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin (WSP). Der "Leopard-2"-Panzer gehört immerhin in 17 Staaten zur Ausstattung der Militärs. Nach eigenen Angaben beliefert KMW 30 Streitkräfte auf der ganzen Welt.
Zudem wird ein überaus sperriges politisches Problem mit den Unterschriften von Paris noch nicht gelöst. Es bleibt erstmal bei den sehr unterschiedlichen nationalen Exportvorschriften in der Rüstungsbranche. Während in Deutschland um viele Anfragen interessierter Länder heftig gestritten wird, zählt Frankreich zu den führenden Nationen beim Export von Wehrtechnik und Waffen.
"Die Diskussion über Rüstungsexporte und die Rüstungindustrie ist in der jüngeren Vergangenheit wieder abgeebt - allerdings ihne klare Formulierung einer Strategie", sagt Mölling. "Jetzt wird die Praxis der Prüfstand dafür sein, wie es Deutschland in Zukunft mit seiner Rüstungspolitik halten will." Der Rüstungsexperte verweist auf das Schmidt-Debré-Abkommen aus den 70er-Jahren, das den Unterzeichnern Deutschland und Frankreich beim Export gemeinsamer Rüstungsprojekte weitgehend freie Hand lässt. Bislang heißt es von offizieller Seite allerdings noch sehr vorsichtig, Regelungen sollten harmonisiert werden.
Bru/hb (dpa / afp)