1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Frauenpower gegen Wilderei

Julia Hahn25. März 2015

Was tun gegen Wilderei - darüber verhandeln gerade Politiker aus der ganzen Welt in Botswana. Im Nachbarland Südafrika packt eine Gruppe Frauen an: Wo die "Black Mambas" patrouillieren, haben Nashorn-Jäger kaum Chancen.

https://p.dw.com/p/1ExCe
Black Mamba Einheit in Südafrika (Foto: Transfrontier Africa)
Bild: Transfrontier Africa

Sie suchen nach illegalen Camps, nach Fallen oder Feuerstellen. Jeden Tag durchkämmen die "Black Mambas" das Balule Naturreservat, gut 60.000 Hektar mitten im berühmten Krüger Nationalpark. Sie sind eine von mehreren Truppen gegen Wilderer in dem Gebiet, aber die einzige, die nur aus Frauen besteht.

Bis zu 13.000 Nashörner leben laut Schätzungen des Nationalparks in Südafrikas größtem Wildschutzgebiet, und nirgendwo wird so viel gewildert. "Wir wollen, dass auch unsere Kinder die Nashörner noch in freier Wildbahn erleben können", sagt NoCry Mzimba. Die 21-Jährige ist schon von Anfang an dabei. Damals, im Frühjahr 2013, waren sie noch zu sechst, inzwischen sind etwa 30 Frauen im Team. Sie nennen sich "Black Mambas" - wie die Schlange, die vor allem in Süd- und Ostafrika lebt. "Die ist aggressiv und sehr giftig, also genau der richtige Name für so eine Truppe", sagt Amy Clark von Transfrontier Africa. Die Umweltorganisation arbeitet im Krüger Nationalpark und hat die Anti-Wilderei-Einheit ins Leben gerufen.

Gruppenbilder der Black Mamba Einheit in Südafrika (Copyright: Transfrontier Africa)
Die erste "Black Mamba"-Einheit im April 2013 mit NoCry Mzimba unten linksBild: Transfrontier Africa

"Zunächst waren viele Leute aus der Umgebung hier skeptisch", erinnert sich Clark. "Sie wollten einfach nicht glauben, dass Frauen diesen Männer-Job machen können und dabei auch noch Erfolg haben."

Der Kampf gegen die Wilderei rückt derzeit auch auf der politischen Agenda nach oben. Nicht nur der Tierschutz steht dabei im Fokus. Westliche Regierungen befürchten auch, dass die Einnahmen aus dem illegalen Wildtierhandel zur Finanzierung von Terror- oder Milizengruppen verwendet werden. Bereits im vergangenen Jahr hatten Delegierte aus der ganzen Welt in London beraten und sich unter anderem auf höhere Strafen für Wilderei geeinigt. Am Mittwoch treffen sich sie sich erneut, dieses Mal in Kasane in Botswana.

Verletzter Elefant, gefangen in einer Falle (Copyright: Transfrontier Africa)
Verletzter Elefant, gefangen in einer FalleBild: Transfrontier Africa

Patrouille im Nationalpark

Die "Black Mambas" in Südafrika setzen auf Taten. Ihr Tagesablauf ist straff durchorganisiert. "Sieben Uhr morgens treffen wir uns zum Parademarsch, dann bekommen wir unsere Anweisungen und die ersten von uns gehen auf Patrouille", erzählt NoCry Mzimba.

Wie sie kommen die meisten Frauen im Team aus den Dörfern in der Nähe des Reservats. "Sie alle haben zwar einen Schulabschluss, aber keine Stelle gefunden. Die Arbeitslosigkeit in Südafrika ist hoch", sagt Amy Clark. Für die meisten Frauen sei der Job bei den "Black Mambas" der erste überhaupt. Bezahlt werden sie über einen Umweltschutzfonds, alle anderen Kosten des Projekts werden durch Spenden gedeckt.

Anti-Wilderei-Ranger beim Training (Copyright: Transfrontier) Africa
Die "Black Mambas" beim TrainingBild: Transfrontier Africa

Die Ausbildung dauert insgesamt sechs Wochen. Die Frauen lernen den Umgang mit Wildtieren und Waffen, wie man Fallen aufspürt, wie die Gesetzeslage aussieht oder wie man sich verhält, wenn sie einen Wilderer auf frischer Tat ertappen.

Einsatz für die Nashörner

Und das kommt gar nicht mal so selten vor. Laut den Naturschützern vom World Wide Fund for Nature (WWF) ist der Krüger Nationalpark eines der Hauptreviere für die illegalen Jäger. In einigen Nächten sollen bis zu 15 Wilderergruppen unterwegs sein. Besonders begehrt: Nashörner. Ein Kilogramm Horn könne auf dem Schwarzmarkt bis zu 25.000 US-Dollar einbringen, so der WWF. Die meisten Wilderer stammten aus Mosambik, wo arbeitslose Jugendliche von Mittelsmännern mit Waffen ausgerüstet würden.

Die Frauen aber sind in der Regel unbewaffnet, wenn sie im Park patrouillieren. "Sie sammeln Informationen, finden Fallen, es ist nicht ihr Job, die Wilderer zu schnappen. Dazu haben wir bewaffnete Einheiten, die werden dann zur Hilfe gerufen", sagt Projektmitarbeiterin Amy Clark.

Illegale Feuerstelle von Wilderern (Copyright: Transfrontier Africa)
Feuerstelle von Wilderern im Krüger NationalparkBild: Transfrontier Africa

Die Erfolge sprechen für sich: Die Zahl der ausgelegten Tier-Fallen sei um 76 Prozent gesunken, so Clark. Bis auf zwei Tiere im letzten Monat hätten die Wilderer seit April 2013 kein einziges Nashorn erwischt, sagt NoCry Mzimba und erklärt das so: "Die Wilderer haben Angst vor uns Frauen, weil sie nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben, was genau unser Job ist."

Aber den Mambas geht es um mehr. "Unser Ziel ist es, dass die Leute hier erst gar nicht zu Wilderern werden, weil sie auf Geld hoffen, sondern dass sie anfangen, die Umwelt und die Natur zu respektieren und zu schützen", sagt Amy Clark aus dem Projektteam. Doch bis es soweit ist, gibt sie zu, bleibt noch viel zu tun.

Zwei Mitglieder der Black Mambas (Copyright: Transfrontier Africa)
Bild: Transfrontier Africa