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Ein Außenseiter mit Chancen

Thomas Klein22. August 2014

Der SC Paderborn steht vor seiner Bundesliga-Premiere. Nach vielen Jahren schafft der Klub in der vergangenen Saison den Aufstieg. Mit dem kleinsten Etat aller Bundesligisten steht der SC aber vor einer schweren Aufgabe.

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Benteler-Arena in Paderborn.
Bild: imago/Horstmüller

Bayern München, Borussia Dortmund oder auch Schalke 04 - diese großen Namen des deutschen Fußballs kannte man in der kleinen ostwestfälischen Stadt Paderborn bisher meist aus dem Fernsehen. Neun Jahre lang spielte der SC Paderborn in der 3. und 2. Liga: mal besser, mal schlechter. In die Saison 2012/13 startete das Team von Trainer Andre Breitenreiter sogar als Abstiegskandidat in Liga 2, am Ende schaffte der Coach mit seiner Elf den Aufstieg in die Bundesliga - eine Sensation! "Wir haben uns das verdient. Wir haben uns durch hervorragenden attraktiven Offensivfußball die Position erarbeitet", beschreibt Breitenreiter den überraschenden Aufstieg im DW-Interview. Der 40-Jährige übernahm erst vor einem Jahr das Traineramt beim SC.

"Für Paderborn ist das eine riesen Sache"

Torwart Lukas Kruse spielt schon einige Jahre länger im Verein. Der gebürtige Paderborner ist seit 14 Jahren ununterbrochen für seinen Klub tätig. "Gerade für mich in meiner Heimatstadt Erstligafußball zu spielen, das ist etwas, woran ich nie gedacht habe", sagt Kruse. Wenn der 31 Jahre alte Schlussmann über den Aufstieg spricht, beginnen seine Auge zu glänzen, seine Mundwinkel ziehen sich langsam nach oben und es dauert ein bisschen, bis das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden ist: "Ich glaube, dass letztes Jahr nur die kühnsten Träumer daran gedacht haben. Für Paderborn ist der Aufstieg eine riesen Sache."

Erster Rückschlag im DFB-Pokal

Ein Traum ist in Erfüllung gegangen, doch abgehoben ist in Paderborn sowieso keiner. "Selbstverständlich sind wir wahrscheinlich einer der krassesten Außenseiter aller Zeiten in der Bundesliga", analysiert Breitenreiter die Situation, weiß aber auch um die Stärke seiner Elf: "Wir werden entsprechend unserer Philosophie Vollgas geben und uns in einen hervorragenden Fitnessstand bringen, so dass wir konkurrenzfähig sind." Für Überraschungen wolle Paderborn sorgen, verspricht der Trainer.

Trainer Andre Breitenreiter (Foto) verliert mit seiner Mannschaft im DFB-Pokal gegen RB Leipzig. (Foto: dpa)
Trainer Andre Breitenreiter (Foto) verliert mit seiner Mannschaft im DFB-Pokal gegen RB LeipzigBild: picture-alliance/dpa

Einen ersten Rückschlag musste der Bundesligist aber bereits hinnehmen: Im DFB-Pokal scheiterten sie an RB Leipzig. Der finanzstarke Zweitligist symbolisiert eine gegenteilige Philosophie und kann sich auf einen millionenschweren Sponsor verlassen. "Neid, was ja viele in Bezug auf Leipzig anbringen, verspüren wir gar nicht", betonte Breitenreiter nach der Niederlage. Der Trainer verlässt sich auf die gute Kaderstruktur, auf den tollen Teamgeist und auf den Willen, den seine Mannschaft bereits in der 2. Liga unter Beweis gestellt hatte.

Neuzugänge mit Bundesliga-Erfahrung

Mit dem kleinsten Etat aller Bundesligisten von rund 15 Millionen Euro, stand Manager Michael Born vor einer schwierigen Aufgabe. An Star-Einkäufe war nicht zu denken. "Wir werden es nicht mit individueller Qualität erreichen, sondern nur über das Team", sagt der Manager. "Ich glaube, dass wir auf einem sehr, sehr guten Weg sind und dass wir auch Spieler verpflichtet haben, die eine gewisse Qualität mitbringen." Lukas Rupp zum Beispiel. Er wechselte von Borussia Mönchengladbach nach Paderborn, Marvin Duksch kam von Liga-Rivale Dortmund nach Ostwestfalen, Stefan Kutschke (VfL Wolfsburg) und Marvin Bakalorz (Eintracht Frankfurt) haben ebenfalls bereits Bundesligaerfahrung in anderen Klubs gesammelt.

Dazu kann sich Breitenreiter auf seinen Freistoßspezialisten Alban Meha verlassen, der in der abgelaufenen Zweitligasaison zwölf Tore erzielte, sechs davon verwandelte er direkt. Doch nicht nur der Albaner könnte dem SC den einen oder anderen Punkt sichern. Insgesamt hat Breitereiter viele junge Spieler in seinem Kader, die noch lange nicht am Ende ihre Entwicklung sind. "Wir gehen sehr optimistisch in die Saison. Wir glauben schon, dass es uns gelingt, natürlich immer bezogen auf unsere Möglichkeiten, eine gute Rolle zu spielen", blickt Manager Born auf die kommenden Aufgaben.

Alban Meha (l.) gehört zu den besten Freistoßschützen der Bundesliga. Sechs Treffer erzielt er in der Saison 2012/13. (Foto: dpa)
Alban Meha (l.) gehört zu den besten Freistoßschützen der Bundesliga. Sechs Treffer erzielt er in der Saison 2012/13Bild: picture-alliance/dpa

"Für Außenstehende wenig zu verlieren"

Die Paderborner sind realistisch und sich der bevorstehenden schweren Saison bewusst. "Das Ziel kann ja nur der Klassenerhalt sein. Alles andere wäre vermessen und das wird schwer genug", sagt Kruse und ergänzt: "Wir wären doch alle schlechte Profis, wenn wir sagen würden: Wir haben mal ein bisschen Spaß und gucken, dass wir möglichst viele Trikots tauschen können." Mit dem Abschneiden vergangener Aufsteiger wie Greuther Fürth oder Eintracht Braunschweig beschäftigen sich Breitenreiter und Co. nicht, der Fokus liegt ganz auf dem SC. "Wir haben für Außenstehende wenig zu verlieren und streben den maximalen Erfolg an. Wir gehen in die Spiele, um möglichst viele Punkte zu holen und um am Ende den Klassenerhalt zu feiern", kündigt der Trainer selbstbewusst an. Vielleicht ist es genau die Mischung aus Realismus, jungen Talenten und großem Selbstbewusstsein, die den SC Paderborn am Ende der Saison über die wichtige 40-Punkte-Hürde hievt.