Schweiz scheidet im Elfmeterschießen aus

Nachdem er zuvor so viele Bälle gehalten hatte, war dieser letzte einer zuviel: Yann Sommer wedelte beim entscheidenden Elfmeter selbstbewusst mit den Armen, machte sich groß und sprang dann zielstrebig in die - von ihm aus gesehen - rechte Torecke. Es wäre die x-te Parade des Schweizer Schlussmanns im EM-Viertelfinale gegen Spanien gewesen. Allerdings hatte Spaniens fünfter Elfmeterschütze Mikel Oyarzabal den Braten gerochen und verwandelte sicher in die andere Ecke. Die Schweiz war nach aufopferungsvollem Kampf geschlagen, Spanien erreichte als erstes Team bei der EURO 2020 das Halbfinale. Mit 3:1 (1:1, 1:1, 1:0) im Elfmeterschießen setzte sich die Mannschaft von Trainer Luis Enrique durch und steht erstmals seit 2012 wieder in der Vorschlussrunde einer EM oder WM. Nächster Gegner ist dort Italien, das Belgien bezwang.

"Wir waren alles Helden, die Spieler waren Helden auf dem Feld. Heroisch über 120 Minuten. Sie hätten es verdient gehabt weiterzukommen, aber sie waren auch müde", sagte der Schweizer Trainer Vladimir Petkovic nach dem Spiel. "Es gibt mehr positive als negative Gefühle."

Zakaria im Pech

Vor 10.000 Zuschauern im Stadion von St. Petersburg erwischten die Spanier den besseren Start. Gleich mit ihrem ersten Torschuss gingen sie in Führung. Nach einer zu weit geschlagenen Ecke, die zunächst an Freund und Feind vorbeisegelte, zog Jordi Alba aus dem Hintergrund ab und hatte Glück, dass sein Schuss von Denis Zakaria noch unhaltbar abgefälscht wurde (8. Minute). Die UEFA wertete den Treffer als Eigentor.

Wenige Minuten später hatte Frankreich-Bezwinger Schweiz wieder Pech: Breel Embolo, Teamkollege Zakarias bei Borussia Mönchengladbach, verletzte sich am Oberschenkel und musste ausgewechselt werden. Für ihn kam der Augsburger Ruben Vargas (22.). Spanien hatte danach eine weitere gute Chancen. Erst nach einer Weile übernahmen die Schweizer, bei denen Kapitän Granit Xhaka aufgrund einer Gelbsperre fehlte, mehr und mehr das Kommando. Weitere Tore fielen vor der Pause aber nicht mehr.

Sommer als Schweizer Lebensversicherung

Anfangs der zweiten Halbzeit gab die Schweiz endgültig den Ton an und belohnte sich in der 68. Minute durch den Ausgleich von Xherdan Shaqiri. Spaniens Defensive war zu passiv, die Eidgenossen kombinierten sich über die rechte Seite nach vorne. Remo Freuler behielt die Übersicht, schob den Ball nach innen, wo Ersatz-Kapitän Shaqiri keine Mühe hatte einzuschieben.

Dann aber folgte der nächste Rückschlag aus Schweizer Sicht: Vorlagengeber Freuler wurde nach einem harten Einsteigen gegen Gerard mit der roten Karte vom Platz gestellt (77.). Der Platzverweis beendete die Schweizer Drangphase - mit einem 1:1 ging es in die Verlängerung.

Jetzt nahmen die Spanier das Heft in die Hand und ließen die Schweizer ihre Unterzahl spüren. Immer wieder feuerten die Spanier Schüsse auf das Tor von Yann Sommer ab. Doch der Mönchengladbacher blieb stets Sieger, rettete auch in höchster Not und brachte seine Mannschaft so zum zweiten Mal nach dem Achtelfinale gegen Frankreich ins Elfmeterschießen.

Dramatisches Elfmeterschießen

Dort wurde die Spannung auf die Spitze getrieben: Gleich mit dem ersten Elfmeter scheiterte Sergio Busquets am Pfosten. Der Schweizer Mario Gavranovic und Dani Olmo für Spanien verwandelten. Dann versagten Fabian Schär die Nerven. Seinen schwach nach links getretenen Elfmeter konnte Spaniens Torwart Unai Simon abwehren. Es stand 1:1. Doch Sommer gab sofort die Antwort, indem er den nächsten Schuss von Rodrigo parierte. Dortmunds Manuel Akanji hätte die Schweiz nun in Front bringen können, doch wieder war Simon in der richtigen Ecke. Auch nach drei Schützen blieb es beim 1:1.

Und es wurde noch dramatischer: Nachdem Gerard für Spanien getroffen hatte, schoss Vargas den vierten Schweizer Elfmeter drüber. Spanien hatte nun "Matchball", den Oyarzabal eiskalt nutzte. Die Schweizer sanken enttäuscht auf den Rasen, Spanien jubelte.