Corona weltweit: Strategien gegen Omikron
5. Januar 2022Schon Ende November war Omikron die Coronavirus-Variante, die weltweit am häufigsten gegoogelt wird. Seitdem verdrängt sie Delta auch in der physischen Welt - Omikron ist noch ansteckender und inzwischen in vielen Ländern die dominierende Variante. Die Infektionen verlaufen bislang häufig milder, allerdings wird die hohe Zahl an gleichzeitig Infizierten vielerorts zum Problem. Dem begegnen die Regierungen verschiedener Länder mit sehr unterschiedlichen Maßnahmen.
Viele Fälle, kaum Maßnahmen in England
In England treffen derzeit betont laxe Beschränkungen mit gleichzeitig sehr hohen Fallzahlen zusammen: Trotz des neuen Höchstwerts von 218.000 Neuinfizierten an einem Tag hegt der britische Premierminister Boris Johnson die Hoffnung, die Welle aussitzen zu können. "Wenn wir alle unseren Teil zur Eindämmung beitragen, können die Verwerfungen sehr viel geringer sein als bei einem landesweiten Lockdown", sagte Johnson. Das staatliche Gesundheitswesen meldet zwar mehr Krankenhauseinweisungen, aber keinen Anstieg bei Erkrankten, die beatmet werden müssen.
Auch in den anderen britischen Landesteilen - deren Regionalregierungen teils strengere Maßnahmen verhängt haben - steigen die Fallzahlen. Weil viele Angestellte in Isolation oder Quarantäne sind, fahren etwa einige Bahnlinien mit ausgedünntem Fahrplan.
Isolation gilt übrigens für diejenigen, die selbst infiziert sind, in Quarantäne sind jene, die Kontakt zu Infizierten hatten.
Vielerorts: Trends zu kürzerer Isolation und Quarantäne
Die bislang zumeist milderen Krankheitsverläufe bei Omikron haben jüngst einige Länder dazu gebracht, ihre Isolations- und Quarantänedauern zu verkürzen. In den USA wurden beide Regelungen auf fünf Tage halbiert, in Indien von 14 auf zehn Tage reduziert. In Frankreich müssen geimpfte Infizierte sich nur noch sieben Tage isolieren, nach fünf Tagen ist eine Freitestung möglich. Für nicht vollständig Geimpfte verkürzt ein negativer Test die Isolation von zehn auf sieben Tage.
Auch in Deutschland steht die bisherig verordnete Dauer von 14 Tagen auf der Kippe: Gesundheitsminister Karl Lauterbach will Beschäftigte in wichtigen Bereichen schon nach fünf Tagen aus der Quarantäne entlassen.
Niederlande und Österreich: vor und nach dem Lockdown
Die Niederlande sind seit 18. Dezember im Lockdown - Geschäfte, Gastronomie und viele weitere Einrichtungen bleiben geschlossen. Doch in den Fallzahlen schlägt sich das noch nicht nieder: In den vergangenen sieben Tagen gab es 35 Prozent mehr positive Testergebnisse, die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 639 Fällen pro 100.000 Einwohner.
Österreich hat den Lockdown schon hinter sich - und damit die Delta-Winterwelle erfolgreich eingedämmt. Für Ungeimpfte gelten weiter zahlreiche Einschränkungen, und im Vorgriff auf Omikron hat die Bundesregierung die Sperrstunde in der Gastronomie auf 22 Uhr vorverlegt.
Frankreich und Italien: Druck auf Ungeimpfte
Frankreich erhöht den Druck auf Ungeimpfte: Präsident Emmanuel Macron will sie ab Mitte Januar mit strikten 2G-Regeln von Kino- und Cafébesuchen ausschließen. Seine Aussage in einem Zeitungsinterview, er wolle Impfverweigerer bis zum bitteren Ende "nerven", sorgte im Parlament für derart heftigen Streit, dass eine Debatte über den geplanten Corona-Impfpass unterbrochen werden musste.
Italien setzt ebenfalls auf Druck mittels 2G-Zertifikat, der "Certificazione verde": Ab nächster Woche dürfen nur noch Geimpfte und Genesene den öffentlichen Verkehr nutzen, Bars und Restaurants besuchen. Zudem wird eine Corona-Impfpflicht für Menschen über 50 eingeführt. Die Omikron-Welle verursacht auch in Italien neue Höchststände bei den Infektionen: Jüngst wurden landesweit 170.000 positive Tests an einem Tag gemeldet.
Israel: Viertimpfungen gegen Omikron
Israel setzt im Kampf gegen Omikron einmal mehr auf eine besonders schnelle Impfkampagne. Als erstes Land bietet es allen Über-60-Jährigen sowie medizinischem Personal und bestimmten Risikogruppen regulär eine vierte Impfdosis an. Mehr als 70.000 Menschen haben die Viertimpfung bereits erhalten. In Israel verlieren Personen sechs Monate nach der Zweitimpfung den Status als "vollständig geimpft", sofern sie nicht geboostert sind. Nur noch 61 Prozent verfügen über diesen Status. Für vollständig Geimpfte sowie Genesene gibt es einen "Grünen Pass", der etwa die Teilnahme an größeren Veranstaltungen gestattet.
Grenzen dicht in Asien?
Japan hat aus Sorge vor Omikron die Grenzen größtenteils dicht gemacht, die meisten Ausländer können nicht einreisen. Auch Thailand hat jüngst die Einreiseregelungen verschärft und eine Pflichtquarantäne für Einreisende aus dem Ausland verhängt. Das Freitesten per Test-&-Go-Verfahren ist vorerst nicht mehr möglich. Hongkong, das als Sonderverwaltungszone seine Einreisebestimmungen immer noch unabhängig von China koordiniert, hat für zwei Wochen Flüge aus acht Ländern gestoppt: Seitdem Omikron in der Stadt entdeckt wurde, ist die direkte Einreise unter anderem aus den USA, Frankreich und Großbritannien nicht mehr möglich.
Unterdessen will die irische Regierung die Testpflicht bei Einreise aufheben: Vollständig Geimpfte sollen bald wieder ohne weiteres nach Irland einreisen können.
Massentests und harte Lockdowns in China
China hält weiter an seiner strikten Zero-Covid-Politik fest, was mitunter harte Folgen für ganze Metropolen bedeuten kann. In Zhengzhou in der Provinz Henan werden alle knapp 13 Millionen Einwohner zu einem COVID-Test verpflichtet. Seit zwei Wochen ist die für ihre Terrakotta-Armee bekannte Millionenstadt Xian im harten Lockdown, sogar Supermärkte sind geschlossen. Allein 42.000 Menschen wurden in einer zentralen Quarantäne-Einrichtung einquartiert. Inzwischen kommen täglich weniger als 100 Neuinfizierte hinzu; seit Beginn des Ausbruchs wurden in Xian rund 1700 positive Tests gezählt.
Offiziellen Angaben zufolge handelt es sich um die Delta-Variante - jedoch reisen in vier Wochen die Teilnehmenden der Olympischen Winterspiele aus aller Welt nach Peking. Ob tägliche Test- und eine faktische Impfpflicht in der Olympia-Blase dann die Einschleppung von Omikron verhindern, bleibt abzuwarten.
Vorsichtiges Öffnen in Südafrika
Derweil hofft Südafrika, das Schlimmste bereits überstanden zu haben: In der zweiten Dezemberhälfte fiel die Kurve der täglichen Neuinfektionen ähnlich steil ab, wie sie in der ersten Hälfte angestiegen war. Zum Silvesterabend wurde die Sperrstunde um Mitternacht nach fast zwei Jahren voller Corona-Beschränkungen abgeschafft. Gleichzeitig mahnte Präsident Cyril Ramaphosa in seiner Neujahrsansprache: "Wir müssen sicherstellen, dass unser Verhalten und unsere Entscheidungen an den Feiertagen und darüber hinaus nicht zu mehr Infektionen, mehr Menschen im Krankenhaus und mehr Toten führen."